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Der Fall Shon Weissman. Oder: Intelligenz heißt, differenzieren können

Nach angeblich „massiven“ Protesten von Fans hat Fortuna Düsseldorf kurzfristig auf die Verpflichtung von Shon Weissman verzichtet.

Meinung · Man muss sich ja heutzutage erklären, bevor man zur Situation rund um Gaza etwas schreibt oder sagt. Ich mag Israel und die Israelis, die ich kennenlernen durfte. Ich mag auch die Palästinenser, die ich kennenlernen durfte. Ich verachte zutiefst die Hamas, diese islamistische Terrororganisation, die am 7. Oktober 2023 ein menschenverachtendes Massaker an Israelis verbrochen, Tausende getötet und mehrere Hundert als Geiseln entführt hat. Ich habe unendliches Mitleid, mit den Opfern der widerlichen Mordbrennerei der Hamas, mit den vielen weiblichen Opfern sexualisierter Gewalt, mit den israelischen Geiseln und deren Angehörigen. Ich habe unendliches Mitleid mit den leidenden Menschen in Gaza, die nicht der Hamas angehören und diese Terrororganisation nicht unterstützen. Ich verehre die Gaza-Bewohner, die zum Teil unter Lebensgefahr gegen die Hamas-Terrorherrschaft demonstrieren – sie sind die einzigen Helden in diesem fürchterlichen Krieg. Ich verachte Benjamin Netanjahu von Herzen, der den Krieg gegen die Hamas mit Rückdeckung rechtsradikaler Siedlerparteien immer weiter verlängern will, um so der Verurteilung wegen Korruption zu entgehen. Grundsätzlich gilt: Ich mag einen Menschen, ganz egal, ob er Christ, Jude, Moslem oder sonst was ist, so lange er mich als Atheisten respektiert. Ich bin gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, wobei der Antisemitismus die verachtenswerteste Form davon ist. Ich habe eine tiefsitzende Allergie gegen Patrioten gleich welcher Nationalität, zum Beispiel auch israelische Patrioten. Wenn ich also nicht sicher bin, ob es klug war, dass der Verein Fortuna Düsseldorf den israelischen Kicker Shon Weissman NICHT verpflichtet, dann ganz bestimmt nicht, weil er Israeli und schon gar nicht, weil er Jude ist. Am ehesten, weil er sich als israelischer Patriot zur Vernichtung des Gaza-Gebiets und den dort lebenden Palästinensern bekannt hat. Dies als Vorrede. [Lesezeit ca. 7 min]

ACHTUNG – langer Text, differenzierte Betrachtung!
Mir ist bewusst, dass ich mich mit diesem Artikel in viele verschiedene Nesseln setzen kann und bin bereit Scheißestürme – von welcher Seite auch immer – hinzunehmen. Es ist mir wichtig, diesen schwierigen Fall von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, ohne am Ende mit einer festen Meinung herauszukommen. Ich hoffe, meinen Leserinnen und Lesern gefällt das.

Die Verhandlungen von Klaus Allofs mit Shon Weissman, der beim FC Granada unter Vertrag steht, sowie dessen Verein waren so weit gediehen, dass sich Sohn Weissmann am Montag (04.08.2025) schon der üblichen medizinischen Tests unterzogen hat, also in Düsseldorf anwesend war. Ob und in welchem Umfang Allofs und den anderen Vereinsverantwortlichen bekannt war, wann und wie Weissman sich nach dem 7. Oktober 2023 geäußert hat, ist nicht bekannt. Ob es erst der Verweis eines Users des 95er-Forums auf den Wikipedia-Artikel über Weissman war, der Allofs dazu brachte, noch einmal intensiv mit dem möglichen neuen F95-Kicker zu reden, ist nicht bekannt. Vermutlich war es eher ein Artikel in der BILD-Zeitung vom Montag.

Ob Klaus Allofs und die Fortuna-Verantwortlichen wussten, wie zum Beispiel die Fans des spanischen Zweitligisten Burgos CF im Januar 2024 reagierten, als der Wechsel von Weissmann zu ihrem Verein drohte, ist ebenfalls nicht bekannt. Übrigens: Weil es für die meisten Menschen anscheinend unmöglich ist zu differenzieren, wurde der FC Granada, für den Weissman spielte, beim LaLiga-Auswärtsspiel des FC Granada beim CA Osasuna am 20. Oktober 2023 – also keine 14 Tage nach dem Massaker der Hamas an Israelis – mit antisemitischen Schmährufen überzogen, obwohl Shon Weissman nicht einmal auf der Bank saß. Ob die Osasuna-Fans da seine Zustimmung zu übelsten Anti-Palästinenser-Post auf Social Media kannten, weiß man nicht.

Worum geht’s? Kurz nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2025 hat Shon Weissman zwei Postings (auf Instagram?) abgesetzt: „Was ist der logische Grund, warum nicht 200 Tonnen Bomben auf Gaza abgeworfen wurden?“ und „Gaza muss ausgelöscht werden“ (oder ähnlich). Zudem hat er in der Folge mehrere Tweets geliked und wohl auch geteilt mit Aussagen wie „Es gibt keine Unschuldigen, wir müssen sie nicht warnen, bevor man sie bombardiert; löscht Gaza einfach aus“, „Die Kinder von Gaza 2014 sind zu den Mördern von 2023 geworden“ und „Schluss mit Werten; Mitleid oder Menschlichkeit, die man denen gegenüber zeigen muss, ist vorbei“. Später behauptete sein Management, nicht Weissman selbst habe gepostet und geliked, sondern ein Mitglied des Social-Media-Teams (wessen Social-Media-Team wird nicht klar). Inzwischen hat Shon Weissman – anscheinend auch im Gespräch mit Klaus Allofs – zugegeben, die beiden Postings abgesetzt und einige der genannten Tweets geliked zu haben.

Zur Info: Shon Weissman war 2019 mit damals 23 Jahren, seinerzeit schon israelischer Nationalspieler, ablösefrei von Maccabi Haifa zum österreichen Wolfsberger AC gewechselt, wo er in der Saison 19/20 Torschützenkönig wurde, bevor er im Sommer 2020 für 4 Mio Euro an Real Valladolid verkauft wurde, mit denen er dann abstieg. Im Januar 2023 wurde Weissman, der bei Valladolid nicht einschlug an den FC Granada verliehen und im Sommer für 3,5 Mio Euro an diesen Club verkauft. Zum Zeitpunkt des widerlichen Terrorangriffs der Hamas war Weissman also gerade neu im Kader von Granada.

Shon Weissman ist gläubiger und praktizierender Jude und wurde 1996 in Haifa (einer wunderschönen Stadt, die ich liebe…) geboren und hat vermutlich ab 2014 seinen dreijährigen Militärdienst in den IDF absolviert. Ab der Saison 2015/16 stand er im Kader der Erstligamannschaft seines Heimatvereins Maccabi Haifa, wurde aber gleich zu Beginn an zu Happoel Akko verliehen, mit dem er abstieg. Danach wurde er bis zum Ende der Saison 2018 innerhalb Israels mehrfach zu verschiedenen Clubs verliehen, ohne je Stammspieler zu werden. Erst mit dem Wechsel nach Wolfsberg begann seine Karriere, die unter anderem 33 Berufungen in die A-Nationalmannschaft Israels brachte.

So weit es meine Recherchen ergaben, ist Shon Weissman in all den Jahren vor dem 7. Oktober 2023 nie durch irgendwelche politischen oder besonders israel-patriotische Äußerungen aufgefallen. Der abscheuliche Terrorüberfall auf Israelis der Hamas scheint etwas bei ihm ausgelöst zu haben. Und das kann ich nachvollziehen. Nachdem ich die Dokumentationen mit Originalmaterial von diesem Tag gesehen habe, besonders den YouTube-Film #NOVA, empfand ich nichts anderes als Hass auf diese sogenannten „Kämpfer“ der islamistischen Terrororganisation und, ja, konkret gegenüber den widerlichen Typen, die mit ihren widerlichen Taten zu sehen waren, entwickelte ich ernsthafte Gewaltfantasien.

Die Reaktion des Netanyahu-Regimes war vorhersehbar. Das geäußerte Ziel der militärischen Aktionen, die Hamas zu vernichten, erschien mir realitätsfern. Und erst nach Wochen begriff ich, dass „Bibi“ Netanyahu dieser Krieg gerade recht kam. Nur so lange er Ministerpräsident bleiben würde, wäre er vor der drohenden Strafverfolgung geschützt. Noch später erkannte ich das wahre Ziel der rechtsradikalen Siedler- und Religionsparteien, die Netanyahu am Gängelband führen: Gaza und das komplette Westjordanland komplett zu erobern, frei von Palästinensern zu machen und dann israelisch zu besiedeln – eine alte zionistische Wunschvorstellung.

Weil ich selbst in den Tagen und Wochen nach dem 7. Oktober 2023 Hass auf die Hamas entwickelt habe, kann ich jede emotionale Reaktion eines jeden Israelis vollkommen verstehen. Ja, ich kann sogar verstehen, wenn ein junger Israeli seine Gewaltfantasien auf Social Medie öffentlich macht – wie es Shon Weissman getan hat. Nun hat er sich ja heute auf X zur Sache geäußert:

„Loyalty isn’t up for debate. Especially not when your people are still burying their dead.“
„I will continue to proudly carry the Israeli flag wherever I play.“
„I am a son of a nation still grieving from the horrors of October 7th. That black day, when entire families were murdered, kidnapped, and brutalized, remains an open wound for me. as a person, as an Israeli, and as an athlete representing my country.“

Mit diesen Sätzen drückt er seinen starken Patriotismus aus, eine Haltung, die man dem Bürger eines Staates zugestehen kann, der seit seiner Gründung ständig bedroht und teils militärisch angegriffen wird und dessen Auslöschung von starken Kräften im islamischen Lager gefordert wird. Wer als Europäer das Existenzrecht Israels bestreitet, hat nicht verstanden, was die Gründung und die Existenz dieses Staates überhaupt bedeutet. Gleichzeitig kann niemand, der sich selbst für einen Humanisten hält, den auf Gesetzen basierenden Umgang mit Palästinensern in Israel gutheißen, der – besonders unter den orthodoxen und militanten jüdischen Siedlern nichts anderes ist als Rassismus. Aber, es sind nicht „die Israelis“ und schon gar nicht „die Juden“ allesamt Rassisten. Bei den letzten Wahlen zur Knesset stimmten zusammengerechnet rund 22 Prozent der Wähler für offen rechtsgerichtete Parteien. Weil schon seit sechs Jahren keine andere Koalitionen mit der Likud von Netanyahu eine Mehrheit hätten, ging er mit den offen rechtsgerichteten Parteien zusammen – ohne sie wäre seine Regierung am Ende.

So wie sich Shon Weissman aktuell geäußert hat, wird er kein Anhänger einer rechtsradikalen Partei sein, sondern eher Likud- oder Jisra’el Beitenu-Wähler; beides Parteien mit konservativ-nationalistischen Positionen. Damit gehört er politisch eher zum israelischen Mainstream als zu einem radikalen Flügel. Was an Vorwurf gegen Shon Weissman bleibt, ist, dass er sich bis heute nicht wirklich glaubhaft von den Äußerungen aus dem Jahr 2023 distanziert hat. Was er (Quellen nicht gefunden) immer wieder betont, ist, dass er gegen Hass ist und die Menschenrechte achtet. Das muss man ihm einfach glauben. Leider kennen wir die Inhalte der Gespräche dieser Tage zwischen Allofs und Weissman nicht, können also nicht beurteilen, ob der israelische Kicker nicht doch weiterhin Positionen vertritt, die mit den Werten der Fortuna (laut deren Satzung) nicht vereinbar sind.

Nun ist in den Medien, die seit heute morgen alle voneinander abschreiben, von „massiven Protesten“ der Fans die Rede. Ich habe mich heute über den Tag über mehrere Stunden durch das 95er-Forum und die zuständigen sozialen Medien gewühlt und vermag „massive Proteste“ nicht zu erkennen. Selbst die auf change.org gestartete Petition unter dem Titel „Verhindert Verpflichtung von Shon Weissman bei Fortuna Düsseldorf“ bemüht sich um einen moderaten Ton.

Völlig außer Rand und Band dagegen Hunderte anonymer User auf X und anderen Social-Media-Plattformen, die nun den Verein Fortuna Düsseldorf mit Hass in jeder Form überziehen und davon ausgehen, der Verein wolle keinen Juden im Kader haben, sei also antisemitisch. Ohne ins Detail zu gehen: Wieso haben sich Klaus Allofs und Chris Weber den so lange um Weissman bemüht, wenn sie keinen Juden im Kader haben wollten? Auch die oft geäußerte Meinung, die Fanszene sei von sogenannten „pro-palästinensischeren Kräften“ unterwandert, wobei pro-palästinensisch und pro Hamas gleichgesetzt werden, ist haltlos. Diese harschen Reaktionen könnten ihre Ursache aber (wie schon so oft) in der unglücklichen Kommunikation des Vereins haben.

F95 setzte heute gegen Mittag einen sogenannten „INFO TWEET“ mit folgendem Inhalt ab:
„Wir haben uns intensiv mit Shon Weissman beschäftigt, uns aber final entschieden, von einer Verpflichtung abzusehen.“

Das kann alles oder nichts bedeuten. Zumal nicht der geringste Ansatz einer Erklärung der Gründe für die Nichtberücksichtigung gegeben wird. Das gibt (wie schon so oft) Raum für Spekulationen (wie sie die RP natürlich fährt), Gerüchte und vor allem Streit unter den Fans. Schlimmstenfalls (das begrüßt die RP ausdrücklich) haben Aufsichtsrat und Vorstand entschieden, auf Shon Weissmann zu verzichten, um Fortuna vor den Reaktionen der Medien und der Fans konkurrierender Vereine zu schützen. Dann hat man eben nicht auf Basis der satzungsgemäßen Werte entschieden, sondern aus rein opportunistischen Gründen – und das fände ich einfach scheiße.

Ich bin unsicher, wie ich im Zweifel entschieden hätte. Wüsste ich genau, Shon Weissman hätte die schlimmen Äußerungen damals im Jahr 2023 nur im Affekt getan, habe sie bereut und seine Position zum Befehl Netanyahus, Gaza auszulöschen, umgehend geändert, wäre ich der Meinung, er hätte eine Chance als Spieler bei der Fortuna verdient. Hätten die Gespräche dieser Tage mit ihm aber ergeben, er sein nach wie vor der Meinung, Israel müsse diesen Krieg bis zur endgültigen Vernichtung der Hamas führen und dabei einen Genozid an den Palästinensern in Gaza in Kauf nehmen (oder gar anstreben), wäre klar, dass seine Meinung nicht zu den Werten der Fortuna passt und er nicht verpflichtet werden dürfte.

Dies ist ein verdammt langer Text geworden, und wer ihn bis hierher gelesen hat, verdient meinen Respekt. Und hat sich offensichtlich bemüht, den Fall Shon Weissman differenziert zu betrachten. Danke dafür.


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25 Gedanken zu „Der Fall Shon Weissman. Oder: Intelligenz heißt, differenzieren können

  • Rheinman

    Danke für diesen Artikel.
    Intelligenz ist, differenzieren zu können.
    Erstaunlich wie manche sich das Recht herausnehmen über einen Menschen zu urteilen ohne ihn zu kennen und nicht einmal annähernd eine solch gründliche und gewissenhafte Recherche vorab betrieben haben wie der Verfasser , auch Ergebener genannt. Danke

    Antworten
  • Thommy

    Danke für deine differenzierten Betrachtung zu dieser Angelegenheit.
    Letztlich bleibt es bei einem maximal unprofessionellem Vorgehen der Fortuna, das leider dazu beiträgt, antisemitisch zu wirken (um es mal vorsichtig auszudrücken).
    Ein Image-Schaden ist hierdurch auf jeden Fall entstanden.
    Und ehrlich gesagt überdenke ich im Augenblick meine Haltung zur Fortuna recht intensiv.

    Antworten
    • Malte

      Daran wirkt nichts antisemitisch, aber wer es es antisemitisch verstehen will, weil es in sein undifferenziertes Weltbild passt, der versteht es natürlich auch so.

      Antworten
  • Martin

    Danke für die gute Recherche und ausgewogene Darstellung

    Antworten
  • Joachim Gerhards

    Danke!
    Gut dass der Text so lang geworden ist. Und mögen sich nur Menschen dazu äußern, die ihn aufmerksam und bis zum Ende gelesen haben.
    Dazu gehöre ich.
    Ich beteilige mich hier nicht an der Diskussion. Aber empfehle jedem, der sich öffentlich dazu äußern will, diesen Text zu lesen.

    Antworten
  • Martin aus Düsseldorf

    Ganz genau weiß ich gar nicht mehr, warum ich bei Wikkepedia nachgeschaut habe, als ich von dem Gerücht gehört habe. In einem kleinen aber feinen Facebook Forum hatte ich dann neben der Tatsache, dass er nicht wirklich viele Tore geschossen hat, auf seine politische sehr problematischen Äußerungen hingewiesen. Ohne, dass wir uns absprechen konnten, hatte zeitgleich mein Sohn eine Mail an den Vorstand geschrieben und dabei auf die Satzung hingewiesen und dringend gebeten von einer Verpflichtung abzusehen.

    Wir waren also Teil des „massiven“ Fanprotestes – ehr still, aber eindringlich, wie ich meinen möchte. Was ich mich nun jetzt wirklich frage, ist was der Vorstand vorhatte? Sollte sich Herr Weissmann bei der Vorstellung öffentlich von seinen Statements distanzieren?
    In der Berichterstattung hieß es sinngemäß, dass man sich mit ihm unterhalten habe und dass man danach noch immer Zweifel an seiner Gesinnung gehabt hätte.

    Was war denn nun erst da? Die Zweifel oder der Protest?

    Ich will wirklich hoffen, dass unsere Schreiberlinge in der anstehenden Pressekonferenz sich mal trauen diese Frage zu stellen.

    Antworten
  • Matze Mumpitz

    Danke für deinen besonnen Artikel, der nur einen Schluss zulässt: Fortuna kann alles außer Öffentlichkeitsarbeit

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  • Dominik Kruchen

    Klasse Text, saubere Analyse, Danke dafür.

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  • Thomas Lange

    Grosser Dank. Ich teile schon lange viele Deiner fussballerischen Einstellungen und bin ab heute ein Fan Deiner gesellschaftlichen Einstellungen und ganz besonders dieses tollen Artikels, der nichts mit Fussball zu tun hat.

    Es muss doch möglich sein, dass unsere geliebte Fortuna Stellung bezieht.

    Warten wir es ab.

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  • Vielen Dank für die Recherche und den daraus resultierenden Text. Liest man Leserbriefe zu dem Thema in der Onlinepresse ist erkennbar, wie einseitig, undifferenziert und berechenbar hier die schlechte Kommunikation der Fortuna ausgeschlachtet wird. Der Fortuna antisemitisches Verhalten vorzuhalten ist falsch und die, die diese Aussage treffen, tragen die Verantwortung dafür, dass in ihrem eigenen Interesse die Menschen weiter gespalten werden. Die Werte der Fortuna sind für jeden nachzulesen und in der Öffentlichkeit erkennbar. Diese gehen weit über die Profitmaximierung hinaus und die Partizipation der Fans und Mitglieder*innen ist vorbildlich. Einen Fanaufstand, der nun zu dieser Entscheidung geführt haben soll, kann ich nicht nachvollziehen. Vielmehr gilt es hier mMn die Kommunikationsstrategie und-qualität vereinsintern zu überprüfen und daraus Konsequenzen zu ziehen.
    Nochmals vielen Dank für deine differenzierte Darstellung!

    Antworten
  • Bxjsjnydhshhy

    An sich super Kommentar, nur die Aussage „Ich bin gegen jede Form von Rassismus, wobei der Antisemitismus die verachtenswerteste Form von Rassismus ist.“ ist mehr als schwierig, da sie in sich selbst rassistisch ist.

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  • Lutz Sonntag

    Danke für die differenzierte Sichtweise. Hier ein Artikel mit den Hintergründen aus einer israelischen Online-Zeitung:
    https://www.ynet.co.il/sport/worldsoccer/article/hyiw00klugl
    Er war also bereit, sich zu dstanzieren und entschuldigen, die Fortuna-Geschäftsleitung ist aber gegen die Vereinbarung vor den „Fans“ eingeknickt. So geht das nicht!

    Antworten
  • Hans-Jürgen Goller

    „Völlig außer Rand und Band dagegen Hunderte anonymer User auf X und anderen Social-Media-Plattformen, die nun den Verein Fortuna Düsseldorf mit Hass in jeder Form überziehen und davon ausgehen, der Verein wolle keinen Juden im Kader haben, sei also antisemitisch.“

    Zur Wahrheit gehört aber auch, daß es von Montagabend bis Dienstagmittag auch über hundert Social Media Posts gegeben hat, die sich in teils rüden Formulierungen gegen eine Verpflichtung von Weissman ausgesprochen haben. Einige davon mit „Free Palestine“ im Profil.

    Ich habe mich in meiner kleinen, internen Social Media Gruppe bereits am Montagnachmittag, als erste Transfer-Gerüchte um Weissman aufkamen und nach Recherche seiner Leistungsdaten gegen eine Verpflichtung des Spielers ausgesprochen – aus rein sportlichen Aspekten. Da war von seinen Social Media-Aktivitäten noch nichts kommuniziert worden.

    Was dann aber von einigen „Fans“ abgelassen worden ist, fand ich nur noch schlimm. Ich bin seit Jahrzehnten Fan und Mitglied von Fortuna und habe die über die Jahre zunehmende Inanspruchnahme des Vereins durch Teile seiner Mitgliedschaft für ihre gesellschaftlichen (und damit letztlich auch politischen) Ziele stets kritisch gesehen und abgelehnt. Da wollte dann jeder noch eine Streichung oder einen Zusatz in der Vereinssatzung, vor allem beim Paragraphen 2. Und genau das war jetzt der Ansatz für den Shitstorm von einigen aus dem Fanlager. Ich persönlich bin Mitglied bei Fortuna, weil es ein Klub meiner Heimatstadt ist und ich für diesen maximalen sportlichen Erfolg wünsche. Meine gesellschaftspolitischen Vorstellungen, kann ich m. E. bei anderen Organisationen, Parteien, usw. besser ausleben und umsetzen.

    Der Wunsch von Fortuna, immer auf der Seite der Guten stehen zu wollen, fällt ihr jetzt zurecht auf die Füße. Denn jetzt sagen die Kritiker des Einknickens vor einigen Fans, ihr wart doch bei „Niewiederistjetzt“ dabei und ist es jetzt schon wieder soweit bei einem jüdischen Spieler?

    Der Imageschaden, den sich die Vereinsführung durch das Einknicken eingehandelt hat, um Ruhe im Verein zu haben, ist noch gar nicht abzuschätzen. Ich kann die Entscheidung in gewisser Hinsicht nachvollziehen und hätte sie als Vorstandsmitglied ggf. sogar ähnlich getroffen, aber Fakt ist, daß sich der Verein ohne Not in unprofessionellster Weise in eine „No Win“-Situation manövriert hat, aus der heraus es keinen Königsweg gegeben hat. Im Verein und in der Stadt wird das ggf. relativ schnell vergessen sein, dafür könnte schon ein entweder positiver oder negativer Ausgang des Spiels gegen Hannover sorgen. Aber national und international ist der Ruf von Fortuna erstmal ramponiert. Und was macht die Vereinsführung? Gar nichts! Abtauchen, Kopf ‚runter und hoffen, daß der Orkan schnell vorüberzieht. Bis heute außer diesem einen Satz, daß man von der Verpflichtung absieht, kein einziges Wort. Wie erbärmlich ist das denn? Intern ist das vermutlich anders. Ich hätte als Sponsor z. B. Fragen, wenn dem Klub, den ich unterstütze, Antisemitismus vorgeworfen wird. Außerdem geht Klaus Allofs in jedem Falle beschädigt aus diesem Vorgang heraus.

    Antworten
    • Malte

      „teils rüden Formulierungen“ mit denen vergleichen zu wollen, die massiv den Antisemitismusbegriff missbrauchen und gegen den Verein hetzen, zeugt auch nicht gerade von Weitsicht. Nur weil eine kleine Minderheit lautstark Stimmung macht gegen eine Entscheidung aus menschenrechtlichen Gründen, heißt das nicht, dass Fortuna nicht auf der Seite der Guten steht. Genauso wenig gibt es einen Imagebruch, große Teile der deutschen Gesellschaft sind gegenn den israelischen Vernichtungskrieg in Gaza.

      Antworten
  • Danke für diese Worte, insbesondere der erste Absatz. So etwas würde ich gerne mal von Politikern hören. Aber denen geht es ja ums Wahlvolk.

    Ich bin ganz bei den Worten dieses Artikels und einen shitstorm im 95er Forum habe ich nicht gefunden. Klare Meinungen und Sorge um F95 schon eher. X und Facebook tue ich mir schon lange nicht mehr an, wie fast alle sozialen Medien. Die sind schon lange ein Problem für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Hier kann jeder seinen Hass undifferenziert ablassen und Propaganda betreiben. Und das wird von diversen Medien leider unterstützt.

    Letztendlich sehe ich die Entscheidung, den Spieler nicht zu verpflichten, als richtig an. Einzig aus zwei Gründen: Sportlich sehe ich da aufgrund der letzten Spielzeiten keine Verstärkung. Und ich würde befürchten, dass es bei den Spielen von Fortuna bald nicht um das sportliche gehen würde.

    Traurig, wie unsere Gesellschaft sich entwickelt.

    Antworten
  • Claus Ebert

    Lieber Rainer, ein sehr sehr guter Kommentar. Insbesondere gesellschaftspolitisch bist Du für mich wie ein Bruder im Geiste.

    Antworten
  • Thorsten

    Wenn Sie „Patriot“ durch „Nationalist“ ersetzen, bin ich mit dem gesamten, restlichen Text einverstanden. Ich kann an einem Menschen, der sein Vaterland liebt, nichts schlechtes erkennen

    Antworten
  • MagierTom

    Danke, ein wichtiger und differenzierter Beitrag!
    Puhhh … mal durchpusten …. ein Saisonstart
    nach 1-2 Wochen der es in sich hat!!!

    Antworten
  • debag

    Hallo, ich schließe mich den sehr positiven Einschätzungen zum Artikel an: gut gebrüllt, Löwe! Auch die Kommentare hier machen wieder etwas Mut, was die Frage nach einer differenzierten Sichtweise angeht. Das einzige, wo ich nicht mitgehe, ist sich aufgrund der verfehlten Öffentlichkeitsarbeit vom Verein abzuwenden. Der Verein ist (zumindest für mich) immer mehr als seine (vorübergehenden) Führungskräfte. Und inhaltlich: entweder schreiben sie am besten gar nichts oder sie begründen ihre Entscheidung differenziert; ich hätte zu Ersterem geraten. Interessant finde ich einen Abgleich zwischen dem oben genannten Zeitungsartikel aus ynet.co und dem heute erschienenen Artikel in der FAZ (https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/fortuna-duesseldorf-und-shon-weissmann-israeli-kommt-nicht-zum-fussballklub-110625288.html). Es gibt auch in diesem Fall scheinbar mehrere Wahrheiten, je nachdem, welche „Wahrheit“ dem jeweiligen Verfasser besser gefällt. An dem Beispiel wird eine andere traurige Entwicklung deutlich, nämlich dass es immer schwieriger wird, den Wahrheitsgehalt von Veröffentlichungen zu überprüfen. Das schadet einer differenzierten Sichtweise und damit der Demokratie am meisten. Danke nochmal und weiter so!

    Antworten
  • Markus Vongries

    Ich bin seit 1973 Fortuna-Anhänger und ich bin sehr froh über die ausführliche Darstellung und Recherche. Auch die eingestreuten persönlichen Kommentare sind klar auszumachen. So wünsche ich mir eigentlich Journalismus. Herzlichen Dank!

    Antworten
  • Georg Danzer

    Danke für Deine sauber recherchierten Fakten und deren excellente Aufarbeitung unter Verzicht auf jedes Getröte.
    Wie immer man zur Personalie SW steht, um drei zentrale Fragen kommt man nicht herum :

    1) Wieso hat der Vorstand Sport trotz langer Beobachtung des Spielers SW, diversen persönlichen Gesprächen mit Spieler und Management über einen längeren Zeitraum so gar nichts von SWs menschenverachtender Positionierung mitbekommen ? Wie professionell checkt Fortuna Persönlichkeit, Umfeld, social media-Statements eines potentiellen sportlichen Neuzugangs ?

    2) Krisen-PR gilt als Königsmoment jeder Kommunikationsabteilung. Fortuna überläßt das Narrativ in der Causa SW freihändig Medien und organisierter Fanszene. Unabhängig vom Resultat einer Entscheidung pro oder contra Verpflichtung ist die proaktive und argumentativ abgesicherte Kommunikation in einer hochbrisanten Gemengelage unerläßlich. Daß ausgerechnet die Sportbild Fortunas Schwachpunkt aufzeigt, ist dabei extrem peinlich.

    3) Ein Verein, der sich ausschließlich treiben läßt, statt selbstbewußt (und selbstkritisch) zu agieren, erleidet mehr als einen kurzfristigen Imageverlust. Infolge des am Ende kaum noch glaubhaft wirkenden Procederes ist der Autoritätsverlust handelnder Personen unvermeidlich.

    Antworten

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