Spielberichte

Kaiserslautern vs F95 0:3 – Kein Spektakel, aber ein interessantes Spiel

Okay, der durchgehend rotweiße Betzenberg bot die perfekte Kulisse für ein rauschendes Fußballfest, aber die Akteure begnügten sich mit einem interessanten Spiel.

Bericht · Als Jean Zimmer dann doch noch die rote Karte für eine an Felix Klaus vollzogenen Notbremse kassierte, tat er dem Ergebenen schon ein bisschen leid. Denn er mochte den Typ in seiner Fortuna-Zeit immer sehr gerne. Also durfte der kleine FCK-Käpt’n schon in der 25. Minute zurück ins Bällebad. In Ehren ergraute F95-Fans wussten da: Es würde nicht leicht werden für die Jungs von Trainer Thioune, weil ja die Fortuna-Teams der letzten hundert Jahre mit einer Überzahl nur sehr, sehr selten was anfangen konnten. Dass es aber schwierig wurde, lag nicht daran. [Lesezeit ca. 7 min]

So sah das 4-3-2-1 zu Anfang in K’lautern aus

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Es begann ja schon schwierig. Beflügelt durch die gigantische, mehrere Tribünen überspannende Choreo der Teufel-Anhänger legten der FCK los wie nix Gutes. Ob unsere Jungs damit gerechnet hatten? Anscheinend nicht. Allein in den ersten 17 Minuten fanden vier vielversprechende Szenen für die Gastgeber statt – provoziert durch teils haarsträubende Fehler der Fortunen. Der haarsträubendste kam vom Maskenmann Oberdorf, der dieser Tage noch beklagte, dass ihn der Nasenschutz ganz schön behindere. Ran musste er trotzdem, weil sich Ösi-Schrank Klarer am Freitag mit Magendarm abgemeldet hatte.

Lautern vs F95: Eins, zwei, drei - Oberkörper frei! (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Eins, zwei, drei – Oberkörper frei! (Screenshot: Sky)

Also übernahm der gute Tim dessen Position in der Viererkette. Weil Käpt’n Hoffmann wegen seiner fünften Gelben fehlte, fand sich plötzlich das Duo de Wijs + Oberdorf in der Innenverteidigung. Die beiden Herren brauchten mehr als eine halbe Stunde, bis sie sich einigermaßen eingerüttelt hatten. Weil auch Cello Sobottka nach seiner Verletzungspause Anlaufschwierigkeiten hatte, brannte es bis zum 1:0 in der 17. Minute in der Düsseldorfer Wiesenhälfte öfter als Coaches und Fans lieb sein konnte.

Lautern vs F95: Der Maskenmann sagt Guten Tag (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Der Maskenmann sagt Guten Tag (Screenshot: Sky)

Die Lauterer zeigten in diesem Abschnitt und später zwischen der 45. und 75. Minute vor, warum sie als Aufsteiger eine solch unerwartet starke Rolle in der zweiten Liga gespielt haben. Bei denen geht es immer schnell und ohne Verzierungen nach vorne. Und wenn deren Mr. Boyd in Sachen Effizienz im Laufe der Saison nicht so abgebaut hätte, hätte es schon in Kastenmeiers Kasten klingeln können. Apropos: In der 24. Minute erlegte Flo den langen Stürmer bei dessen Kopfballversuch im Fünfer. Die Mehrheit des Publikums forderte Elfer, aber weder der sehr unsichere Schiri Petersen noch die kölschen Grottenolme hatten ein Foul des Keepers gesehen. Tatsächlich erreichte unser Tormann die Pille mit ausgestrecktem Arm vor Boyd und traf ihn dabei volle Kanne in der Schnauze.

Wenn die Phrase „Wie aus dem Nichts“ je zutraf, dann beim 1:0 für die glorreiche Fortuna in der 15. Minute. Bis dahin hatten sich die Jungs in Weiß dem Gehäuse des FCK eher harmlos genähert. Nun aber erreicht eine feine Flanke von Shinta Appelkamp an der rechten Strafraumecke bei Dawid Kownacki, der drei Lauterer nassmacht und aus relativ spitzem Winkel ins lange Eck vollstreckt. Ein richtig feines Knipsertor!

Lautern vs F95: Kastenmeier hielt seinen Kasten sauber (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Kastenmeier hielt seinen Kasten sauber (Screenshot: Sky)

Und wie reagieren die Roten Teufel? Richtig, mit noch mehr Druck. Wo sich Druck aufbaut, da ergeben sich Konterchancen. In der 25. Minute klaut Felix Klaus dem kleinen Jean, der zu der Zeit letzter Mann beim FCK ist, das Ei und startet durch. Zimmer versucht mitzugehen. Keeper Luthe steht weit vor seinem Sechzehner, ein zweiter Verteidiger ist mitgelaufen, aber gut zwei Meter vom folgenden Geschehen entfernt. Im Versuch, dem Felix die Pille wegzugrätschen, bringt der Jean ihn zu Fall. Ein Foul auf jeden Fall. Die Frage aber: War Jean Zimmer letzter Mann und hat so eine Torchance verhindert? Der Referee zückt Gelb, die Videofuzzis im Keller greifen ein. Gibt dann doch Rot für den armen Jean…

Das ist auch deshalb gerecht, weil Felix Klaus in dieser Situation mannigfaltige Möglichkeiten gehabt hätte, die Bude zu machen: Er hätte Luthe überlupfen oder flach an ihm vorbei schießen oder den Tormann rechts- oder linksherum ausspielen können. Auch der folgende Freistoß war noch gefährlich, landete aber in der Mauer.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Dann geht auch Oberdorf den Boyd hart an und kriegt Gelb. Von Überlegenheit der zahlenmäßig überlegenen Fortuna ist nichts zu spüren. Immer noch leisten sie sich zu viele Fehlpässe und leisten sich zu viele Fehlpässe – die Statistik zur Pause spricht eindeutig für die Gastgeber. Optisch sowieso, und wäre Emma Iyoha nicht aufgewacht und hätte Shinta Appelkamp nicht begonnen kluge Pässe zu spielen, wer weiß, ob die Lauterer nicht noch ausgeglichen hätten.

Lautern vs F95: Dawid Kownacki schenkt uns das 1:0 (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Dawid Kownacki schenkt uns das 1:0 (Screenshot: Sky)

Lustig der kleine, auf Polnisch geführte Disput zwischen Dawid Kownacki und Tomiak, der mit einer in Polen bekannten, unhöflichen Geste des Lauterers und einem verschmitzten Grinsen von beiden endet. Die Szene der ersten Halbzeit spielt sich aber jenseits der Linie ab. Als der des Feldes verwiesene Jean Zimmer an der eigenen Bank ankommt, eilt Rouwen Hennings hin, um seinen alten Kumpanen aus gemeinsamen F95-Zeiten zu trösten – so sieht das aus, was Engländer Sportsmanship nennen…

Immerhin haben die Weißen ab etwa der 35. Minute wieder mehr Ballkontrolle erreicht, ohne aber irgendwelche nennenswerten Akzente nach vorn zu setzen. Der gesamte Spielaufbau blieb an Shinta hängen. Nun hatte Daniel Thioune den flinken Micky Karbownik endlich mal ins Mittelfeld gesteckt, aber der junge Pole fiel nur durch optisch attraktive Dribblings auf, die durchgehend brotlos blieben. Nicht erst nach seiner unterirdischen Vorstellung in Nürnberg fragen sich immer mehr Expert:innen, ob sich die Fortuna für diesen Spieler finanziell wirklich so weit aus dem Fenster hängen sollte, wie es das aktuelle Preisschild fordert. Die Herausforderung: Könnte Trainer Thioune diese Rennmaus zähmen?

Lautern vs F95: Dawid Trainer Thioune konzentriert sich (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Dawid Trainer Thioune konzentriert sich (Screenshot: Sky)

Dem Ergebenen fiel zum Vergleich Benito Raman ein, der ja auch nur bei völliger Narrenfreiheit erfolgreich war, aber in diesem Zustand ebenfalls mehrfach fast nutzlos war. Man sieht ja, dass der gute Benito nie einen Trainer gefunden hat, der das Optimum aus seinen Anlagen kitzeln konnte. Euer wahnwitzig ergebener Beobachter befürchtet, dass es bei Micky Karbownik ähnlich sein könnte.

Lautern vs F95: Diese Trinkpause tat gut (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Diese Trinkpause tat gut (Screenshot: Sky)

Nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte wogte die Partie ein bisschen hin und her, aber die FCKler begannen – trotz Unterzahl! – immer mehr Übergewicht zu kriegen. Ohne dass das schon zu nennenswerten Gefahren für Flos Tor geführt hätte. Gleichzeitig konnte man gut sehen, dass Cello Sobottka, der in der Woche nur an einer einzigen Trainingseinheit hatte mitmachen konnte, ziemlich abbaute und auch Emma Iyoha langsam die Körnchen ausgingen. Und so kam es in der 71. und der 77. Minute, die zu einer Formation führten, die so noch nie zusammen auf dem Platz stand (und nie wieder so auf dem Platz stehen wird):

So sah das 4-3-2-1 nach der Umstellung aus

Denn speziell die Auswechslung von Cello machte größere Umbaumaßnahmen nötig, die Daniel Thioune nutze, um den Altersschnitt mal so nebenbei drastisch zu senken. Hinein kamen in den beiden Wechselfenstern Benjamin Böckle (20), Taka Uchino (21) und Elo Fernandes Neto (17). Nachdem Böckle und Uchino als Außenverteidiger gesetzt waren, rückte Nico Gavory in die Innenverteidigung, und Zimbo Zimmermann machte den defensiven Sechser. Karbownik rückte an Iyohas Stelle nach rechtsaußen, sodass nun Appelkamp und Fernandes Neto eine Doppelacht bildeten – verrückte Sache. Als dann in der 78. Minute auch noch Daniel Ginczek für Micky Karbownik und Rouwen Hennings für Dawid Kownacki kamen, war kein Stein mehr auf dem anderen.

Wie Daniel Thioune in der Pressekonferenz nach dem Spiel anmerkte, kam die Trinkpause in der 66. Minute goldrichtig. Die hatte der leicht konfuse Unparteiische, der zuvor den Fortunen schon einen ziemlich klaren Elfer versagt hatte, eher unabsichtlich eingeläutet. Jedenfalls so unklar, dass die Lauterer ein paar Minuten brauchten, um ebenfalls an die Linie zu traben. Thioune nutzte das Päuschen dagegen, die kommenden Wechsel und die sich daraus ergebenden Umstellungen mit dem Team zu diskutieren.

Der gute Dawid, dem dieses Etikett als teuerster Einkauf der F95-Geschichte anhängt wie ein Kaugummi am Schuh, sah bei seiner Auswechslung einigermaßen bedröppelt aus und äußerte sich später in der gemischten Interviewzone ziemlich wehmütig. Er fühle sich in Düsseldorf sehr zuhause und habe viel in seiner durchaus durchwachsenen Zeit bei der Fortuna gelernt. Dass er es mit seinen 26 Jahren nun einmal eine Klasse höher versuchen möchte, kann ihm niemand verdenken. Der Ergebene fürchtet aber, dass der sympathische Kerl eher scheitern wird. Bleiben Füllkrug und Ducksch bei Werder, hat Kownacki dort kaum eine Chance. Gehen die beiden, müsste Werder sein komplettes Spielsystem auf Dawid zuschneiden. Und ob man in Bremen so viel Verständnis für seine Empfindlichkeiten aufbringt, wie sie ihm in Düsseldorf entgegengebracht wurde, ist fraglich. Der Ergebene wünscht ihm alles Allerbeste und dass er von seinem Wechsel so profitiert wie seinerzeit Ihlas Bebou.

Lautern vs F95: Dawid Das fabelhafte 2:0 durch Kownacki (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Dawid Das fabelhafte 2:0 durch Kownacki (Screenshot: Sky)

Zumal er sich von der fröhlichen Diva mit dem verabschiedete, was Spochtrepochter einen „Doppelpack“ zu nennen nicht müde werden. Hatte er beim 1:0 die Hauptarbeit noch höchstpersönlich geleistet, war es beim 2:0 Felix Klaus, der selbst prinzipiell eine Einschussmöglichkeit hatte, aber perfekt quer auf Kowa legt, der so vollstreckt wie es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit von Mittelstürmern ist. Der Steilpass auf Klaus kam (wenn sich der Ergebene nicht verguckt hat) von Appelkamp. Dass dann auch noch der Hennings, der Rouwen, die Vorlage zum 3:0 durch Daniel Ginczek gab, machte den Nachmittag für Fortunesen perfekt.

In der Retematäng, in der euer Ergebener die Partie im Kreise einer leicht dezimierten Expertenrunde verfolgte, war aber noch nicht Schluss, denn auf Sky wurden die Restminuten der beiden Spiele gezeigt, die über die Reihenfolge der ersten Drei vor F95 auf dem erfreulichen vierten Platz entschied. Als der HSV mit einem jämmerlichen 1:0 in Sandhausen vorgelegt hatte und Heidenheim in Regensburg bis über die 90. Minute hinaus mit 1:2 zurücklag, hoppelten schon die Fans der Rothosen auf die Sandhäuser Wiese, und der dortige Stadionsprecher meinte, dem HSV schon zum Aufstieg gratulieren zu müssen. Dann merkte der unsympathische HSV-Trainer Walter, dass beim Jahn noch gut zehn Minuten zu spielen seien.

Lautern vs F95: Hennings auf Ginczek - 3:0 (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Hennings auf Ginczek – 3:0 (Screenshot: Sky)

Wumms: Elfer für HDH zum Ausgleich in der 93. Minute. Doppel-Wumms: 3:2 für HDH durch Kleindienst in der 99. Minute. Der 1. FC Heidenheim ist plötzlich Zweitligameister, und der HSV muss in die Relegation gegen Stuttgart. Die Retematäng explodierte, so sehr freuten sich die anwesenden Fortuna-Fans darüber, dass den chaotischen Pfeffersäcken aus der Hansestadt wieder das Maul gestopft wurde. Die Überheblichkeit und das unerfreuliche Gesicht des De-facto-Besitzers Kühne hängen dem Hamburger Sportverein immer noch an. Außerdem gönnen wir den Heidenheimer die eine Saison in der ersten Liga von Herzen.

Lautern vs F95: Rouwen Hennings sagt Tschüss (Screenshot: Sky)
Lautern vs F95: Rouwen Hennings sagt Tschüss (Screenshot: Sky)

Ob Fortuna Düsseldorf wirklich nochmal in diese vom verurteilten Steuerbetrüger Uli H. und geldgeilen Säcken wie einem gewissen Akki W. kaputtgemachte Liga will, wurde gestern auch wieder einmal diskutiert. Wo doch die Zweite Bundesliga seit Jahren so viel mehr Spaß macht als das Gekicke der Aktien- und Kommanditgesellschaften rund ums goldene Kalb. Hilft aber nix: Spochtlich muss der Aufstieg immer das Ziel sein … oder wollen wir, dass F95 ab sofort jeweils nur Platz 4 anpeilt?

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Ein Gedanke zu „Kaiserslautern vs F95 0:3 – Kein Spektakel, aber ein interessantes Spiel

  • 4. Platz geht sowieso nicht, den hat ja nächste Saison schon HSV.
    Gab es schon mal so ein Fussball Wochenende, an dem meine persönlichen Wünsche fast perfekt erfüllt wurden?
    Dortmund und der arrogante Fatzke kein Meister, Schlacke als direkter Absteiger zusammen mit He€tha, Kühnes Betriebssportmannschaft nur Dritter. Fehlt nur Nürnberg als 16., aber dann wären wir nicht Vierter.

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