Vorbericht: Kaiserslautern vs F95 – Schenkt uns ein Fußballfest (und bringt 3 Punkte mit)
Es ist das letzte Spiel der Saison, das Wetter ist fein, fast 4.000 Düsseldorfer erobern den Betze, da käm ein Fußballfest gerade recht.
Analyse · In der Überschrift und den zwei frommen Wünschen steckt das ganze Dilemma des modernen Fußballs: Wer das Treten des Balls liebt, wünscht sich IMMER ein Fußballfest (oder ein „Spektakel mit hohem Unterhaltungswert“ wie es die teilverblödeten Spochtrepochtern gern nennen), wer sein Herz einem bestimmten Verein geschenkt hat, will IMMER, dass sein Team gewinnt. Und dann sind da noch die Erbsenzähler, die ständig plärren: „Aba, ess geht doch noch um Mijönchen!“[Lesezeit ca. 5 min]
Und weisen darauf hin, dass die wunderhübsche Fortuna mehr Kohle bekäme, wenn sie am Ende auf Platz 4 landete und nicht Fünfter oder Sechster würde. Auch das in der Regel bloß Nachgeplapper dessen, was die Schreib- und Sprechpuppen zu betonen nicht müde werden. Wie viel mehr F95 bekäme, weiß niemand so genau; die Schätzungen schwanken je nach verantwortlichem Mildmädchen zwischen einem hohen sechsstelligen Betrag und mehreren Millionen. Diese Unbekannte zur Maxime des Handelns auf dem Platz zu machen, ist so was von antifußballerisch!
Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Da findet euer ergebenster Diener im Auftrag der glorreichen Diva das Thema „Revanche“ viel schöner. Ja, da gibt es noch was zu begleichen zwischen der Fortuna und dem 1. FC Kaiserslautern, ein Elfer in der 97. Minute nämlich, der uns eine unschöne Heimniederlage bescherte, die im Verbund mit den doofen Nullpunkte-Partien gegen den Glubb wohl dafür gesorgt haben, dass unsere Jungs keine Chance mehr auf den Relegationsplatz haben. Trainer Thioune weist derlei rundheraus von der Hand und betont, dass er IMMER gewinnen will – eine solide Haltung zum Fußballsport.
Das Gegnerporträt
Der 1. FC Kaiserlautern ist eigentlich gar kein Fußballclub, sondern seit gut 70 eine Telenovela; was zwischen 1951 und heute rund um die roten Teufel passierte, kann nur von einem Haufen pfiffiger Drehbuchautor:innen gescriptet worden sein. Da war alles drin: Fast konkurrenzlos Meister werden in der Fritz-Walter-Ära, 1991 mit einem Stapel Nationalspieler Meister werden, als Aufsteiger Meister werden, ZWÖLF Fehleinkäufe in einer Saison fabrizieren, sich finanziell fürchterlich verheben, auf undurchsichtige Weise mit öffentlichen Mitteln gerettet werden, gegen jede Vernunft WM-2006-Standort werden, sportlich Abstürzen bis in die Dritte Liga, nach dem Wiederaufstieg in Liga Zwo gleich wieder um den Aufstieg mitspielen. Da tauchen Typen als Präsidenten, Vorstände und Investoren auf, deren Fotos besser auf Haftbefehle gepasst hätten, da wird ein Fritz Walter verehrt wie der liebe Jesus selbst.
Da finden sich unter den Spielern der vergangen 50 Jahre dermaßen viele Typen mit Ecken und Kanten, da ist der 1. FCK immer noch ein Verein, den der moderne Fußball noch nicht rundgelutscht hat. Das alles rund um den Betzenberg, ein völlig verbautes Stadion, das man seinerzeit auf die höchste Erhebung der Stadt gepflanzt hat, sodass der Fußweg dorthin einer Himalaya-Expedition gleichkommt. Und dann die Fans, die auf ihre spezifische Art bekloppter sind als die von 90 Prozent aller anderen nennenswerten Vereine. Gut, die haben da ja sonst nix in Lautern. Ohne die Roten Teufel wär da tote Hose.
Und, ja, der 1. FC Kaiserslautern ist irgendwie auch ein Traditionsverein. Nur, wenn man genauer hinschaut, einer, der ähnlich wie der Äff-Zeh nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zwangsfusion fast aller Lauterer Fußballclubs entstanden ist. Der 1900 oder 1909 gegründete (so genau weiß man das da nicht…) Namensgeber hat vor 1946 im deutschen Fußball keine auffällige Rolle gespielt. Ab 1933 wurden dann zwei andere Clubs integriert, dann noch ein dritter, und -schwupps- kam der schon so genannte 1. FC Kaiserlautern in die Gauliga.
Die Fakten:
Tabelle:
Platz | Verein | Spiele | Siege | Unentschieden | Niederlagen | Punkte | Tore |
---|---|---|---|---|---|---|---|
6. | Fortuna Düsseldorf | 33 | 16 | 7 | 10 | 55 | 57:43 |
8. | 1. FC Kaiserslautern | 33 | 11 | 12 | 10 | 43 | 47:45 |
Ausfälle:
F95: Hendrix, Tanaka, Wolf, Hoffmann
K’lautern: 1 Spieler
Info:
Sonntag, 28.5.2023, 15:30 auf dem Betzenberg
Schiri: Martin Petersen
TV: Sky / Wow
Der Spielplan
Die K’lauterer haben die letzten fünf Spiele nach dem grandiosen 2:0 über den HSV nicht gewinnen können. Wobei sie gerade gegen die in der Tabelle teils weit unter ihnen stehenden Mannschaften nicht gut aussahen. Es scheint, als sei bei den Schützlingen von Dirk Schuster so ein bisschen die Luft raus. Vielleicht sollte man trotzdem die Partie gegen die Hamburger als Maßstab nehmen – weniger wegen der Taktik, sondern wegen der Energie, die das Team aus den gut 45.000 irren Fans ziehen kann. Denn das ist über die ganze Saison das Plus der Pfälzer gewesen: die Intensität und Energie.
Das wird morgen kaum anders sein. Und weil Schuster – wie Daniel Thioune in der Vor-dem-Spiel-Pressekonferenz herausstrich – seinen Buben gleich mehrere Systeme eingepaukt hat, kann man sich beim Spielplan weniger nach den bisherigen Spielen des Gegners richten, sondern muss sich ein Konzept aus dem Hirn leiern, dass aus sich heraus erfolgreich sein kann.
Oder: den Gegner überraschen. Überraschen würde es die rötlichen Beelzebübchen wohl, wenn die Fortuna von Sekunde Null an voll auf Attacke setzte. Das mögen sie daheim ohnehin nicht, dass da ein Gast das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Nun redet euer Ergebener keinem Hurra-Fußball das Wort, aber a bisserl hohes Pressing dürft’s scho sein.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Wichtig zu wissen ist, dass der 1. FCK in dieser Saison ein Problemchen mit dem Budenmachern hat, also wenig effizient vorm Kasten ist und nur die Dinger reinmacht, die man kaum versemmeln kann. Wenn man sie also einigermaßen vom Sechzehner fernhalten kann, dürfte Flos Kasten wenig in Gefahr kommen. Gefährlich sind dagegen ihre Standards, vor allem Freistöße aus weniger als 25 Metern Entfernung.
Das System und die Aufstellung
Selten war daher die Systemnumerik so unwichtig wie morgen. Auch das hat Trainer Thioune betont, dass die Lauterer nämlich ihre Systematik während des Spiels gern ändern und den Gegner zwingen, darauf zu reagieren. Das, so Thioune, könne seine Truppe auch. Vom verfügbaren Personal her ist eh fast allesmöglich. Neben den längerfristig verletzten Jorrit Hendrix und Ao Tanaka muss Käpt’n Hoffmann wegen der fünften Gelben passen, und Keeper Raphael Wolf fällt wegen Krankheit aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Cello Sobottka mittun kann, ist dagegen ziemlich groß.
Langer Rede, kurzer Sinn: Der Ergebene geht vom 4-4-2 aus, möglicherweise mit Raute, um Shinta Appelkamp seine Lieblingsrollte als Zehner spielen zu lassen. Die Viererkette ist gesetzt, und wenn Cello nicht kann, übernimmt Tim Oberdorf dessen Rolle als defensiver Sechser.
Drumherum gibt’s jede Menge Optionen. Der Ergebene plädiert mal wieder dafür, Emma Iyoha als zweite Spitze einzusetzen und Micky Karbownik die linke Außenbahn zu geben. Rechts führt kein Weg an Felix Klaus vorbei, und für Dawid Kownacki als Spitze gilt dasselbe.
Der Tipp
Ach ja, der Kopf, dieser olle Pfennigfuchser, der wünscht sich irgendeinen Sieg der Fortuna (wg. der Mijönchen – siehe oben). Das Herz ist der Romantiker unter den Organen und träumt von einem rauschenden Ballfest mit positivem Ausgang für F95 und einem Tor durch Rouwen Hennings. Dem Bauch ist das alles relativ wumpe, dafür aber sagt er mit der ihm eigenen Arroganz einen 4:3-Sieg für die Rotweißen aus Düsseldorf voraus.
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