Vorbericht Unterhaching vs F95 (Pokal): Hauptsache eine Runde weiter…

In der zweiten Pokalrunde trifft die glorreiche Fortuna auf den vielleicht unangenehmsten Drittligisten, der im Lostopf war. Da muss gewonnen werden, egal wie.

Analyse · Nur achtmal sind die Fortuna und der Bobsportverein aus dem Münchner Vorort überhaupt aufeinandergetroffen. Nur einmal konnte F95 die Hachinger besiegen, und dieser Sieg liegt sage-und-schreibe 30 Jahre zurück. Damals stand Schmadtke im Tor, Buncol und Cyron waren unsere Helden, und auf dem Pattexstuhl lutschte Alexander Ristic seine Bonbons. Und genau solche Gegner im Pokal muss jede:r aufrechte Fortun:in hassen, denn bei einer solchen Historie kann eine Pokalrunde auch schon mal schiefgehen. Darf sie aber nicht. [Lesezeit ca. 5 min]

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Das Gegnerporträt

So richtig interessant ist die Historie der Spvgg Unterhaching erstmal nicht. Okay, 1999 stiegen sie gemeinsam mit Bielefeld und Ulm in die erste Bundesliga auf und machten mit einem völlig unerwarteten 2:0-Sieg Bayer 04 noch zu Vizekusen. Nach einer weiteren Saison ging’s wieder abwärts. In diesen beiden Spielzeiten kickte die Fortuna übrigens unterklassig. Wie wir wissen, musste F95 sogar durch die Tiefen der vierten Ebene gehen, und auch Haching blieb ein schlimmer Durchhänger mit 2010 drohender Insolvenz nicht erspart.

Mühsam und redlich hat sich das oberbayerische Eichhörnchen dann wieder nach oben durchgebissen. Auf ein paar mürbe Jahre in der Bayernliga hievten sich wieder in Liga 3, und dort setzen sie sich gerade im Mittelfeld fest. Und das mit einem der ältesten Kader aller obersten drei Ligen. Oder wie Daniel Thioune es in der Pressekonferenz sagte: Da ist viel Erfahrung drin. Herausragend die 4:0-Klatsche, die sie den Essener am 9. Spieltag verpassten, sowie das 3:0 gegen Waldhof am letzten Wochenende.

Trainer ist ein gewisser Marc Unterberger, nur unwesentlich älter als sein ältester Kicker, der sein ganzes Fußballeben bei der Spvgg gefristet hat. Der lässt zuhause immer und auswärts meistens ein grundsolides 4-4-2 spielen, in dem die beiden Spitzen die Tore machen. Die heißen Hobsch und Fetsch, was sich nach einem Comedy-Duo anhört, und bauen auf einem massiven Mittelfeld auf. Die Hachinger sind die Remis-Könige (6-mal) der Liga und haben in dreizehn Spielen nur zwölf Buden kassiert. Dafür aber auch nur 16 eingelocht.

Im laufenden DFB-Pokal haben sie den Erstligisten aus Augsburg zuhause rausgehauen. Treppenwitz der Saison: Im Bayernpokal, durch den sie als Drittligist müssen, sind sie gegen den FV Illertissen ausgeschieden, also gegen den Club, gegen den sich unsere glorreiche Fortuna in der ersten Pokalrunde locker durchgesetzt hat.

Der Spielplan

Nur selten gibt unser Cheftrainer derart viele taktische Überlegungen preis wie zu dieser Partie. Und lässt durchblicken, dass er sich sehr intensiv mit der Spielvereinigung Unterhaching der laufenden Saison auseinandergesetzt hat. Ergebnis seiner Analysen: Dasselbe machen wie in Braunschweig. Also die technisch-spielerische Überlegenheit rauskehren, Druck aufbauen, schnell denken und handeln. Sollte, was zu erwarten ist, der Drittligist versuchen, die Fortunen unter Druck zu setzen – so wie es der BTSV in der Schlussphase gemacht hat – müssen die Jungs die Konzentration hochhalten und Fehler minimieren. Es gibt also keinen speziellen Matchplan. Aber die Forderung des Trainers, nicht zu lange zu brauchen, ins Spiel zu kommen, und – falls der Gegner betoniert, geduldig zu bleiben.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Schaut man sich an, was die Hachinger so in der Dritten Liga treiben, muss man ihnen das Etikett „unangenehm“ anheften. Zweikämpfe sind ihr natürliches Habitat, und gerade die älteren Kollegen bewegen sich gern an der Fairnessgrenze. Die beiden Knipser – zusammen 64 Jahre alt – teilen sich die Tore gerecht auf; in Summe kommen sie auf zwölf der 16 Tore, die U’haching diese Saison bisher erzielt hat. Die auszuschalten und/oder gefährliche Zuspiele auf einen der beiden zu unterbinden, dürfte ein Schlüssel zum Sieg sein.

Das System und die Aufstellung

Oh je, raunen diejenigen, die es nicht lassen können, ständig vom zu schmalen Kader zu reden, jetzt ist der Ernstfall da. Neben den vier Verletzten (Hoffmann, Zimmermann, Appelkamp und Ginczek) fallen jetzt auch noch zwei Spieler (de Wijs und Kastenmeier) aus, was soll bloß werden? Nix wird werden. Auch dass Nico Gavory aus familiären Gründen nicht mit nach Oberbayern reist, macht die Sache nicht wirklich schlimm. Selbst die von Daniel Thioune geäußerte Frage, ob die halbwegs genesenen Cello Sobottka und Ìsak Jóhannesson, die mitfahren, überhaupt Einsatzzeit bekommen, sollte niemandem auch nur ein graues Haar wachsen lassen. Denn a) ist der Restkader immer noch sehr stark und b) nehmen die Coaches die Besten aus der Zwoten und der U19 mit: Robin Bird, Daniel Bunk, Tim Corsten, King Malu und Sima Suso.

Nimmt man diese vier (und zum Beispiel auch David Savic, Seymor Fünger, Ephraim Kalonji und Kevin Brechmann) hinzu, ist das erreicht, was sich jeder Trainer wünscht: Alle Positionen sind mindestens doppelt besetzt. Das gilt in besonderem Maße für den Posten des Torhüters. Es war ja ohnehin geplant, Karol Niemczycki im Pokal in die Bude zu stellen; angesichts dessen Qualität wiegt der erkältungsbedingte Ausfall von Flo Kastenmeier nicht besonders schwer. Zwei 1:1-Wechsel im Vergleich zur bisherigen Saison sind vorprogrammiert. Für den armen Zimbo Zimmermann wird Taka Uchino kommen, und der wird mit jeder Einsatzminute besser. Jordy de Wijs, der auch den Fipps hat, findet im universellen Tim Oberdorf seinen adäquaten Stellvertreter.

Am spannendsten, das hat Daniel Thioune in der Pressekonferenz zum Spiel ganz offen angesprochen, wird die Konstellation im Mittelfeld sein, denn die vordere Dreierreihe ist mit Chris Tzolis, Vince Vermeij und Felix Klaus gesetzt. Womit wir bei Jona Niemiec sind, den der Ergebene ja immer noch liebend gern in der Startelf sehen möchte. Der könnte morgen in Haching genau diese Chance bekommen und als hängende Spitze agieren. Sogar das umgekehrte Ding – Niemiec ganz vorn, Vermeij dahinter – ist denkbar. Über Yannik Engelhardt muss man nicht reden; ist der fit, spielt der auch.

Bleibt noch eine Unbekannte. In der Lostrommel sitzen Ao Tanaka, Ísak Jóhannesson, Cello Sobottka und, ja, auch Daniel Bunk, allesamt Kandidaten für einen zweiten Sechser bzw. Achter. Euer zutiefst ergebene Fortuna-Aufsteller entscheidet sich da für unseren Isländer, der starten sollte und bei nachlassender Kraft durch unseren japanischen Auswahlkicker ersetzt würde. Also sieht das Ganze so aus:

Ob nun irgendwann auch Cello kommt oder einer der Youngster auf der Bank, ist offen. Wobei Trainer Thioune in der Pressekonferenz mit einem Schmunzeln von einer Überraschung wie seinerzeit die mit Niemiec oder auch Neto geraunt hat; er könnte da am ehesten Klaus Sima Suso und King Malu gemeint haben, die beide sicher das Potenzial haben.

Der Tipp

Der kühle Kopf scheut sich auf Grund seiner langjährigen Erfahrung mit der launischen Diva, Pokalspiele zu tippen, kann sich aber dann doch zu einem F95-Sieg im Elfmeterschießen durchringen. Da lacht der Bauch und sagt ein sicheres 3:0 für die Rotweißen vorher. Dem Herz ist das alles wumpe, solange seine geliebte Fortuna nicht in der zweiten Pokalrunde rausfliegt.

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