Unterhaching vs F95 3:6 n.V. – Was für ein Scheißspiel … aber mit gutem Ende

In der Verlängerung besiegt die glorreiche Fortuna die Altherren-Kickbox-Abteilung der Spvgg Unterhaching nach 0:2-Rückstand.

Bericht · Wenn der Ergebene zum Fußballgucken geht, wünscht ihm die Beste aller Hälften immer „Viel Spaß“, und er antwortet regelmäßig „Mit Spaß hat das nichts zu tun.“ Als glühende:r Anhänger:in eines Clubs ist man ja immer angespannt und oft auch geradezu verbohrt. Das ist anstrengend. Schlimm ist aber, wenn einem die Kicker des Gegners und der angeblich Unparteiische auch noch das letzte bisschen Spaß am Spiel nehmen. Das war gestern der Fall. Hinzu kam eine in der ersten Halbzeit überhaupt nicht funktionierende Fortuna-Elf. [Lesezeit ca. 9 min]

Frühstücken wir zunächst mal den Mann ab, dem der DFB die Spielleitung anvertraut hatte, ein gewisser Alexander Sather aus Grimma, der sich vor allem durch eine Scheißfrisur auszeichnete und bei der Seitenwahl noch einen netten Eindruck machte. Als er unserem Jamil Siebert schon in der 3. Minute die Gelbe Karte für nix gab, sah der Ergebene das Unheil schon am Horizont aufziehen. Sieben Gelbkartons waren es am Ende gegen die Fortunen, und maximal einer davon war berechtigt. Die Hachinger, die im Stile alternder und schlecht tätowierter Kickboxer bei jedem Kopfballduell die Ellenbogen einsetzten, kamen ungeschoren davon. Wenn ein Schiri jeweils eine Gelbe Karte einem Trainer oder Betreuer zeigt, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er die Sache nicht im Griff hat.

So banane pfiff der Typ mit der Semino-Rossi-Friese (Ja, gern mal googlen!), dass selbst der Sky-Kommentator gegen Ende der regulären Spielzeit konstatierte, Sather habe erneut falsch gelegen. Überhaupt: Dass der Bezahlsender, der seine zahlenden Kunden trotzdem mit Reklame zuscheißt, einen Oberbayern und notorischen FCB-Fanboy als Laberpuppe eingesetzt hatte, machte den Kommentar nahezu unerträglich, zumal der Kerl nicht mal in der Lage war, seine Statistikzettel in Ordnung zu halten – auch das enorm spaßmindernd.

Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Spaßmindernd aber auch die Fehlerlawine der Weißen aus unserer Stadt in der ersten Spielhälfte. ALLE hatten die ulkigsten Klopper drauf, nur unser polnischer Keeper nicht, dessen Name der Ergebene immer nur per Copy-and-Paste in die Texte bringt: Karol Niemczycki. Der hielt alles, und das war ziemlich viel. Im Vorbericht hatte der Ergebene ja vor diesen Greisen mit den doofen Namen gewarnt, von denen der eine noch bescheuerter frisiert war als der Schiri, dazu mit den schlechtestmöglichen Tattoos verunziert. Die ballerten beide, und, ja, in den ersten 45 Minuten waren die Münchner Vorstädter viel gefährlicher als unsere Jungs.

Trainer Thioune hatte, wie nicht nur vom Ergebenen gewünscht, Jona Niemiec in die Startelf gestellt und ein System befohlen, das man am ehesten als 4-2-3-1 beschreiben konnte, vielleicht aber auch als 4-1-2-2-1 oder 4-3-1-1-1 … jedenfalls was mit Viererkette. Nominell war wohl eine Doppelspitze mit Vince Vermeij und eben dem guten Jona befohlen, aber unser schneller Brecher sollte vermutlich irgendwas Abkippendes spielen. Wie auch immer: Ihm lag das alles überhaupt nicht; er fand keinerlei Bindung, und ihm gelang gar nichts. Das ist bitter, das ist traurig, und das wirft dann doch die Frage auf, ob Niemiec zum Dauerjoker à la Nils Peterson wird.

Sein Kompagnon ganz vorne hatte sich scheints viel vorgenommen; immer wieder leitete er erhaltene Bälle mit einem Touch weiter, oft aber auf Kollegen, die nur er sah. Und wenn er kombinieren sollte, kombinierte er die Pille zum Gegner. Das sah einigermaßen albern aus. Ao Tanaka, zuletzt ein Knaller, versuchte in den ersten 45 Minuten das Spiel an sich zu reißen. Immer wieder gestikulierte er mit dem Ziel, den einen oder anderen Mitspieler hierhin oder dorthin zu beordern, um ihn anspielen zu können. Wieder hatte der Ergebene den Eindruck, dass es zwischen Ao und seinen Mitstreitern ein Kommunikationsproblem gibt (Lernt der eigentlich Deutsch bei Kamilla Benshop?).

Und dann die Viererkette, die so nie wieder oder höchst selten zusammenspielen wird. Nach der bescheuerten Gelben Karte wirkte Jamil Siebert ziemlich verunsichert, und, ja, bei einem solchen Amok-Referee ist immer damit zu rechnen, dass er aus Daffke eine Gelbrote daraus macht. Woher nimmt Tim Oberdorf eigentlich diese Kaltschnäuzigkeit? Den kannste hinstellen, wo du willst, der macht seine Sache solide – gestern eben als IV, später dann als linker Außenverteidiger. Dort ersetzte er Emma Iyoha, der in dieser Pokalpartie erhebliche Probleme mit seinem Gegenspieler, dem offensiven Rechtsverteidiger der Spielvereinigung, hatte.

Taka Uchino gefiel dem Ergebenen dagegen als Zimbo-Ersatz (NIEMAND kann Zimbo in Wahrheit ersetzen!), weil der schmale Japaner ziemlich mutig antrat und phasenweise versuchte, so mit Felix Klaus zu kooperieren, wie es sein Vorbild tut. Bisschen hektisch ist Taka manchmal, bisschen zu selten sieht er den anderen Flügel. Aber sonst… …sind wir bei Yannik Engelhardt, der als defensiver Sechser antrat. Dem unterliefen ähnliche Fehler wie den anderen, nicht mehr und nicht weniger. Leider kam er eine Zehenspitze zu spät und verschuldete so den Elfer, der in der 55. Minute zum 2:0 für die Hausherren führte.

Was auffiel: Das Aufbauspiel unserer Ersten ist inzwischen doch massiv auf den spielenden Tormann Flo Kastenmeier zugeschnitten. Das haben die Kollegen anscheinend schon tief ins Hirn gegraben, denn in der ersten Halbzeit versuchten sie immer wieder Karol Niemczycki so als letzten Mann einzusetzen wie sie das mit Kastenmeier machen. Aber der gute Karol, der verlässt seinen Sechzehner ungefähr so ungern wie seinerzeit Michael Rensing, und seine fußballerischen Qualitäten sind durchaus überschaubar. Sollte der einst Torhüter Nr. 1 werden, muss der dann amtierende Trainer sich in Sachen Spielaufbau was Neues einfallen lassen.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Der Ergebene hat ja das verdammte Glück, dass er nicht mehr als Journalist über unsere glorreiche Diva schreibt, sondern als Blogger. Deshalb erlaubt er sich ganz gern mal Seitenhiebe auf die Ex-Kollegen der Papiermedien. Immer wieder fragt er sich, weshalb die ihren Spielbericht partout in den fünf Minuten nach Abpfiff fertig schreiben. Früher, ja, früher, da ging’s bei Abendspielen noch darum, rechtzeitig in die Druckpresse zu kommen, aber, hey, wir befinden uns im dritten Jahrzehnt dessen, was wir WWW nennen, da kann man veröffentlichen, wann immer man fertig ist. Und welcher Leserkreis ist bei der schnellen Info über eine Partie wirklich noch auf die gedruckte Zeitung zum Frühstücksei angewiesen?

Beim Bericht zum gestrigen Spiel bewirkte diese Hektik unfreiwillige Komik. Lang und breit lässt sich der RP-Repochter über dies und das aus, um die eigentlich ergebnisbildenden Ereignisse dann mit einem Satz abzufrühstücken: „Es ging in die Verlängerung, und dort besorgten der Isländer, Tzolis und Jastrzembski dann den Sieg.“ Der Ergebene hat die Theorie, dass der Verfasser noch vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit abgereist war… Zudem muss der junge Ex-Kollege einfach schlechte Laune gehabt haben, denn anders lässt sich seine vernichtende Benotung der Fortuna-Recken nicht erklären.

Jedenfalls kam der restverschnupfte Ísak Jóhannesson zur zweiten Halbzeit für Jona Niemiec. Und damit veränderte sich das Spiel vollkommen. Zwar mussten unsere Jungs durch einen Elfer, den Engelhardt um Zehenspitzenlänge verursachte, noch das 2:0 hinnehmen, aber dann… Weniger auffällig als dieser Wechsel waren die kleinen Veränderungen in der taktischen Grundordnung, die der Ergebene erst recht spät entschlüsseln konnte. Natürlich, das war jetzt das gewohnte 4-3-3 mit dem Dreiersturm aus Chris Tzolis, Vince Vermeij und Felix Klaus. Dahinter aber jetzt Ao Tanaka und Ìsak Jóhannesson als Doppelacht. Weiter südlich die real existierende Viererkette. So weit, so gut.

Um die 60. Minute herum hatte sich das Ganze eingerüttelt, und der gute Ísak (Kaufen, Klaus Allofs, ganz schnell kaufen!!!) hatte seinen Rhythmus und den der Zusammenarbeit mit Ao gefunden. Die bröckelnde Kondition der Haching-Greise suchte deren Coach durch systematisches Einwechseln von irgendwelchen Jugendlichen zu kompensieren, damit aber brachte er das Gefüge seines Teams ins Rutschen. Aus welchem Grund auch immer spielten die Spielvereinigten nun Hurra und auf Sieg mit drei Toren Unterschied. Ja, sie kamen gefährlich vor Karols Kasten, aber die Zahl und Qualität der Chancen nahm ab. Gleichzeitig erhöhten sich die Kontermöglichkeiten der Weißen. Vielleicht hätten die Bobfahrer besser ihren Sechzehner betoniert, aber egal…

Und dann ging’s los: Perfekter Pass unseres Isländers auf Felix Klaus – Anschlusstreffer in der 65. Minute! Guter Pass von Käpt’n Klaus auf Ísak in der 67. Minute: Ausgleich. Es war DAS Spiel des in England geborenen, zwanzigjährigen isländischen Nationalkickers Ísak Bergman Jóhannesson, dem die Väter und Onkel jede Menge Fußballerbgut in die Zellen geschossen haben. Man konnte sehen, wie schwer ihm nach der Erkältung das Atmen fiel, wie sehr er bisweilen pumpte. Und trotzdem rannte und rannte er. Wenn es unseren Sportverantwortlichen gelingt, die Kaufoption für diesen natürlichen Nachfolger im Geiste des leider viel zu früh verstorbenen Atli Eðvaldsson zu ziehen, gibt ihnen der Ergebene eine Apfelschorle aus.

Schwärmen wir ein andermal mehr von ihm. Loben wir stattdessen unsere Coaches, die es Chris Tzolis durch die Umstellung möglich machten, wieder mitzuspielen. Irgendwo in der mittleren Viererkette fühlt der sich einfach nicht wohl, und dass er von da aus gefälligst auch verteidigen muss, will ihm nicht eingehen. Nun war er befreit, nun spielte er sein Spiel – und das tat auch Emma Iyoha gut, der nun mehr Spielraum hatte. Der Chris aber, der drehte auf, der spielte den Pass auf Ísak, der wiederum das 3:3 vollendete.

Davon hatte nach dem 3:2 für die Hachinger kaum noch jemand geträumt, der in F95-Bettwäsche pennt. Aber, wer genau hinschaute, sah es kommen. Nicht nur, dass die Fortuna inzwischen (trotz des erneuten Rückstands) das bessere Team auf dem Rasen hatte, die Spielvereinigung, jetzt als Mischung aus sehr alt und sehr jung, war nicht mehr so richtig vereinigt und fiel zunehmend auseinander. Und den alten Säcken fehlte dann auch die Kraft fürs Foulen. Nicht nur dem Ergebenen war klar: Die Verlängerung würden die Gastgeber nicht heil überstehen.

Und doch blieb die erste Hälfte der Verlängerung torlos. Obwohl die Gastgeber mit einem sehr feinen Freistoß in Führung hätten gehen können, wäre da nicht der Karol geflogen, um das Ei aus dem Eck zu schlagen – grandios! Auch unser wunderbarer Isländer hätte schon scoren können, hätte nicht ein Hachinger breitbeinig geblockt. Inzwischen war der pfeilschnelle Dennis Jastrzembski für Iyoha gekommen; und der hatte sich was vorgenommen, der wollte nicht nur gewinnen, der wollte Tore (Ja, hier passt der Plural) machen. Deshalb passt er scharf, flach und spitzwinklig in den Sechzehner. Der Haching-Tormann lenkt das Ding nur ab, sodass es praktisch auf der Rübe von Jóhannesson landet, der aus zwei Metern Entfernung ins leere Netz nickt.

Und dann unser griechisches Schlitzohr, der die Erschöpfung der Gegner riecht, sich an denen vorbei bis in den Strafraum tanzt und mit der Pike aus unmöglichen Winkel auch den Keeper überlistet und zum 3:5 einschiebt. Das hat aber wirklich mal Spaß gemacht.

Sie haben’s nun im Griff, was aber tatsächlich bis zum Führungstreffer in der 107. Minute dauerte. Klar, die Mannen des Drittligaufsteigers waren da auch schon durch mit Körper und Geist. Dass dann der Dennis mit den vielen Konsonanten im Nachnamen selbst die sechste Bude einlochte, war die Erdbeere auf dem Pudding. Der letzte Treffer geht aber eigentlich aufs Konto des Haching-Keepers. Der war bei einem Angriff mit nach vorn gegangen, war nicht rechtzeitig zurück, und Vince Vermeij versuchte ihn per weitem Heber auszutricksen. Hinter dem zurückrennenden Torwart lauerte Dennis. Der Torhüter läuft mit dem Gesicht zur eigenen Bude und sieht den Ball von oben kommen, weiß aber nicht, ob er schon im Sechzehner ist und die Pille in die Hände nehmen kann. Also prallt das Ei von seiner Brust nach vorne, Jastrzembski überholt ihn und schiebt ein. 3:6 lautet der Endstand.

Trainer Thioune wollte sich noch bei den mitgereisten Youngstern bedanken und hatte kurz vor Schluss noch Klaus Sima Suso (U19-Kapitän) und Tim Corsten (U23) eingewechselt. Dem 18-jährigen Suso sah man seine Freude in jeder Sekunde an, und als ihn Jamil Siebert nach dem Abpfiff in den Arm nahm, strahlte er wie eine 100-Watt-Glühbirne. Diese Freude untereinander, die ist es, was die Moral dieser Truppe ausmacht, von der Käpt’n Klaus später sagte, sie sei sowas von geil.

Ja, die glorreiche Fortuna ist eine Runde weiter und kassiert dafür einen Betrag, den auf Euro und Cent genau anzugeben die handelsüblichen Spochtrepochter nicht müde wurden. Dabei ist Kohle im Pokal sowas von unwichtig. Hey, wir sind die Fortuna, wir halten immer noch den Rekord für die meisten nacheinander gewonnenen Pokalspiele. Wir haben den Pokal damals verteidigt, wir sind DER DFB-Pokalverein. Und natürlich ist Berlin das Ziel jeder Saison. Da kann man dann auch mal ein Scheißspiel mit gutem Ende ertragen.

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