Ulm vs F95 1:2 – Hauptsache 3 Punkte? Schluss mit dem Schönreden!
Nach dem zweitschlechtesten Spiel der Fortuna unter Daniel Thioune biegen zwei Jokertore das Ding in Ulm noch um.
Bericht · Wer jetzt noch die Dummsprüche vom Mundabputzen und Krönchenrichten plappert oder sich mit der Tatsache, dass F95 beim SSV Ulm schließlich doch gewonnen hat, zufriedengibt, hat den Schuss nicht gehört. Genau wie nach dem Desaster von Dresden müssen jetzt die Formschwäche einiger Spieler und die Risikoscheu des Cheftrainers ernsthaft diskutiert werden. Und, bitte, schauen wir uns ausnahmsweise mal die erbärmlichen Statistikwerte der Mannschaft an. Kurz und gut: Mit dem Schönreden muss jetzt Schluss sein. [Lesezeit ca. 6 min]
Dann gibt es auch noch Fans, die Minderleistungen wie die vor einer Woche und die heute den Kaderplanern, also Klaus Allofs und Chris Weber, vorwerfen. Die leben nicht in der fußballerischen Realität, sondern scheinen sich hauptsächlich in irgendwelchen Manager-Games zu bewegen. Denn: Der Kader ist gut besetzt – die einzigen noch zu stopfenden Fehlstellen betreffen die beiden Außenverteidigerpositionen. Schließlich waren es die Neuverpflichtungen, die bei der Partie in Ulm letztlich doch noch für den Sieg gesorgt haben: Tim Rossmann, Danny Schmidt und auch Noah Mbamba. Und obwohl Dawid Kownacki keine Bude gemacht und zwei Riesenchancen versemmelt hat, wurde deutlich, dass er in der Offensive eine erhebliche Verstärkung darstellt.
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Da muss man sich eher ernsthafte Sorgen über die Stützen der vergangenen Saison machen. Emma Iyoha war so was von der Rolle, dass er eine glatte 5 als Schulnote verdient hätte. Was auch daran liegt, dass er weiter den linken AV spielen muss, aber eben keinen Christos Tzolis vor sich als Schienenkollegen hat. Seine schlimmen Fehlpässe und Ballverluste heute erklärt das nicht. Ein weiterer Totalausfall war unser Cello Sobottka. Wie die Coaches auf die Idee gekommen sind, Ao Tanaka als defensiven Sechser und Cello als eine Art Achter zu platzieren, ist nicht nachvollziehbar. Beiden passen diese Positionen wie Unterhosen, die im Schritt kneifen.
Der Ulmer Trainer hat die Pokalblamage der im Prinzip glorreichen Fortuna gegen Dynamo die Woche über offensichtlich sehr intensiv studiert, denn seine Buben begannen mit genauso viel Druck und Leidenschaft wie die Dresdner. Damit hatten alle Fortunen südlich der Angriffskette erhebliche Probleme. Lobenswert immerhin, dass sich Kownacki nach wie vor nicht zu schade ist, sich an der Defensivarbeit zu beteiligen. Ach, übrigens, hat Ísak Jóhannesson auch mitgespielt? In Halbzeit 1 fand der junge Isländer schlicht und einfach nicht statt, und es war nicht erkennbar, welche Aufgaben ihm Trainer Thioune zugeteilt hatte.
Zur Pause stand für Rotweiß eine jämmerliche Passquote von 70 Prozent zu Buche, dazu drei Schüsse aufs Tor und nur knapp gleich viel gewonnene Zweikämpfe wie der Aufsteiger. Dass die Spatzen am Ende fast vier Kilometer mehr gelaufen waren als die Fortunen, vervollständigt dieses beschissene Bild. Und im Gegensatz zu Dynamo Dresden hat der SSV im Donaustadion kein besonders gutes Spiel gemacht – also, rein fußballerisch. Kämpferisch traten die Ulmer so leidenschaftlich auf wie sich das für einen Liganeuling gehört.
Hätte, hätte, Dreierkette: Wäre der schwarzweiße Tormann in der 24. Minute nicht so mutig rausgelaufen, hätte Dawid Kownacki gleiche seine erste Bude gemacht, und das Spiel wäre ganz anders verlaufen. Wäre die feine Flanke von Jona Niemiec in der 28. Minute ein bisschen anders gekommen, sodass Dawid die einfacher hätte annehmen können, und hätte der Ulmer Schlussmann nicht wieder glänzend pariert, hätte es auch schon das 0:2 sein können.
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So aber produziert Emma Iyoha in der 40. Minute einen Abwehrbock vom Allerfeinsten. Schon kurz bevor er im eigenen Strafraum mit erheblich hohem Fuß seinen Gegner am Hals punktiert, verteidigt Käpt’n Hoffmann so hilflos, dass schon sein Eingreifen elferwürdig hätte gesehen werden können. So blieb dem ordentlich pfeifenden Schiri Eric Weisbach in seinem ersten Zweitligaspiel nichts anderes übrig, als Emma Gelb zu zeigen und auf Strafstoß zu entscheiden. Der war nicht besonders gut geschossen, und Flo Kastenmeier wäre beinahe noch dran gekommen. Kurz danach schlichen die Roten leicht deprimiert vom Rasen in die Kabine.
Und viel motivierter (siehe Titelfoto) kamen sie dann auch nicht wieder raus. NATÜRLICH hatte unser strunzsympathischer und eloquenter Chefcoach Daniel Thioune keine Wechsel vorgenommen und am System nichts geändert. Vermutlich werden wir es in seiner restlichen Amtszeit nicht mehr erleben, dass er auf eine derart verkackte Halbzeit mal radikal und mutig reagiert. Cello Sobottka hätte er erlösen und durch den jungen Noah Mbamba ersetzen müssen. Und Nicolas Gavory für Iyoha zu bringen, war zu dem Zeitpunkt mehr als nur eine Möglichkeit.
Und wo bleibt das Positive? Es stand hinten im Gehäuse – Florian Kastenmeier, du bist ein Teufelskerl! Unser unumschränkter Torwart Nummer 1 hat der Mannschaft den Arsch gerettet. Auf der virtuellen Strichliste des Ergebenen finden sich in der Rubrik „Superparaden“ gleich fünf Haken, und hätte er den Ulmer Elfer gekriegt, wäre ihm die Schulnote 1 sicher gewesen. Der zweite Mann des Spiels heißt Felix Klaus, auch schon 31 Jahre alt, aber immer wieder ein Ausbund an Einsatz und Willen. Dem hätten alle Fans, die das Spiel in der Retematäng verfolgten, so sehr gewünscht, dass sein klasse Fernschuss in der 70. Minute den Ausgleich markiert hätte. Das Scheißding aber geht an den langen Pfosten, springt parallel zur Torlinie zurück, klatscht an den kurzen Pfosten und springt raus – verdammte Axt!
Immerhin: In der 62. Minute, also 17 Minuten nach Wiederanpfiff, entscheiden sich die Coaches endlich, endlich, endlich Noah Mbamba für den, ähem, indisponierten Cello Sobottka zu bringen. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Leihgabe aus Leverkusen Dynamik ins fortunistische Gekicke brachte. Dass der junge Mann in seinen 29 Minuten auf der Wiese eine Passquote von 100 Prozent produzierte, ist nur eine Fußnote (zum Vergleich: Sobottka 58 Prozent…). Ja, er zappelt manchmal ein wenig und wirkt einen Hauch übermotiviert, aber in Sachen Ballkontrolle und – wie erwähnt – Passschärfe ist er jetzt schon startelfreif.
Emma Iyoha und der inzwischen ein bisschen sichtbarer Ísak Jóhannesson durften dagegen weitermachen. Erst in der 75. Minute kam Tim Rossmann für ihn, und die Systematik wurden ein ganz kleines bisschen verändert. Zum allgemeinen Erstaunen hatten die Coaches nämlich Jona Niemiec als Linksaußen in die Startelf gesetzt. Jona machte das, was Jona eben so macht: Arbeiten mit viel körperlichem Einsatz, mit schnellem Antritt, aber mit relativ wenig verwertbaren Flanken. Und der musste eben Rossmann weichen, der genauso körperlich und schnell arbeitete, aber eben dann doch diese eine Flanke schlug, die zum Siegtreffer führte.
In der 74. Minute, also volle 16 Minuten vor Schluss, kam dann der mutige Doppelwechsel, der schon kurz nach der Pause notwendig gewesen wäre. Damit die Umstellung auf dem linken Flügel funktioniert, kamen Danny Schmidt und Dzenan Pejčinović für Dawid Kownacki, sodass sich ein Vierersturm bildete, wobei Schmidt und Pejčinović als waschechte Doppelspitze agierten. Dass diese Umstellung zum Ausgleich führte, war ein bisschen Glückssache, denn das Handspiel des Ulmers war zwar deutlich, aber auch ein wenig unglücklich. Und wer schnappt sich das Ei? Genau: der junge Dzenan, die Leihgabe aus Wolfsburg. Der Spatzentorhüter pariert und Dzenan versenkt im Nachschuss.
Danach erklärt der Ergebene der Expertenrunde in der Retematäng mit einem Augenzwinkern: „Passt auf, die gewinnen das noch.“ Und, zack, zwei Minuten später passiert es. Mit Macht, Selbstbewusstsein und maximalem Tempo treibt Tim Rossmann einen eroberten Ball an der linken Außenlinie entlang und schiebt das Ei ansatzlos in den Sechzehner, wo Danny Schmidt exakt an der richtigen Stelle steht und versenkt. Das war mit Abstand der beste Spielzug der Fortunen, wenn nicht der einzig wirklich gute.
Also gewinnt der Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 das Auswärtsspiel beim Aufsteiger SSV Ulm 1846 und ist damit in 17 Punktspielen am Stück ungeschlagen. Mit dem 2:1 macht sich F95 unter fünf Teams mit je 7 Punkten und einer Tordifferenz von +3 auf dem zweiten Tabellenplatz breit. Hört sich prima an, und hätte man als Liebhaber der hübschen Diva die letzten beiden Partien nicht gesehen, könnte man für den weiteren Verlauf der Saison optimistisch sein. Aber, das alles ist Papier. Das fußballerische Leben der Fortuna ist aktuell eher besorgniserregend. Besonders besorgniserregend die Risikoscheu des Cheftrainers und dieses Zögern beim Wechseln und bei den Systemumstellungen.
Das wird nicht immer gutgehen. Denken wir nur an das Heimspiel am kommenden Freitag gegen die bärenstarken Hannoveraner. Mit einer Leistung wie heute bis zur 70. Minute kriegen die Burschen in Rot möglicherweise richtig was auf den Arsch. Und, nein, nicht jede Trainerdiskussion ist gleich ein Trainer-raus-Schrei. Tatsächlich passt Daniel Thioune bestens zur Fortuna. Vergessen wir aber nicht, dass der wortgewandte Mann aus Georgsmarienhütte noch nicht zu den erfahrenen Trainern auf Zweitliganiveau zählt, also lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist. Wir wissen, dass Thioune über ein Riesenpfund fußballerisches Knowhow verfügt und zu den modernen Coaches zählt, und in der Lage ist, jeden Spieler besser zu machen. Und vielleicht ist es wirklich nur dieser Schuss posetiffen Beklopptseins, der ihm fehlt, der ihn dazu bringen würde, notfalls auch mal was Verrücktes anzustellen. Wird allerdings langsam Zeit damit…
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Ich danke Dir!
Volle Zustimmung in allen Punkten.
Meiner Meinung nach fehlt uns der Kollege Engelhardt aber so was von! Erst dachte ich, 8 Milliönchen für den Kollegen völlig überteuert, aber da hat ein italienischer Scout richtig aufgepasst. Hut ab für diesen Scout, leider! Und das merkt man daran, dass das fortunistische Aufbauspiel nicht stattfindet, weil die Zentrale nicht funktioniert. Defensiv zentral finde ich vieles okay, die Herren Hofmann und Oberdorf machen ihren Job unaufgeregt und gut, Kaste souverän bis jetzt, aber sobald es Richtung Spieleröffnung geht, ist Essig. Gefühlt selten habe ich unseren Torwart so viele lange Bälle spielen sehen wie gestern! Und er wusste, warum! Und da gebe ich dem versierten Kollegen Bartel recht, Mbamba wäre früher gebracht wertvoll, vielleicht wird er der adäquate Engelhardt-Ersatz. Auch Engelhardt brauchte zwei, drei Spiele, bis er auf sein Niveau kam, die Zeit sollte Mbamba auch bekommen. Dann noch ein links spielender Defensiver (warum nicht Gavory, so schlecht war er doch letztes Jahr nicht, oder?), und dann läuft es! F95 olé
Derselbe Gedanken zum Engelhardt-Transfer schoss dem Ergebenen heute auch durch den Kopf.