Vorbericht: Elversberg vs F95 – Lasst doch mal die Neuen ran!

Was bis vor gut drei Jahren nur als Pokalbegegnung denkbar war, wird zum Spiel der Zweiten Liga: Zum ersten Mal seit dem 18. März 2000 trifft F95 auf die SV Elversberg.

Analyse · So, nun ist der Kader fast komplett. Ein flinker Linksverteidiger und ein Stoßstürmer fehlen noch. Jetzt ist es aber auch an der Zeit, die Neuzugänge ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen. Die SV Elversberg wäre da der passende Gegner, weil dem am ehesten mit Überraschungen beizukommen ist. Natürlich soll gewonnen werden, aber ein Remis oder sogar eine Auswärtsniederlage wäre zu diesem Zeitpunkt in der Saison kein Genickbruch.[Lesezeit ca. 5 min]

Das Gegnerporträt

Als der Ergebene zum ersten Mal von der SVE hörte, dachte er kurz an den SV Alsenborn, den Fußballheld Fritz Walter in den Sechzigerjahren bis an die Pforten der Bundesliga führte. Bei Licht betrachtet ähnelt der Weg der Elversberger aber eher dem des FC Heidenheim, und der spielt bekanntlich nun in der Ersten Bundesliga. In beiden Fällen wurde der stetige Aufstieg durch ein lokales Unternehmen möglich, deren Chefs zunächst als Mäzene auftraten, ihren Laden dann zum Sponsor machten. Führende Kraft ist in Elversberg dabei der Ursapharm-Geschäftsführer Frank Holzer, der früher selbst Profifußballer war und in den Siebzigern für den 1. FC Saarbrücken und Eintracht Braunschweig antrat.

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Dass es mit der Aufsteigerei jetzt so schnell ging, war gar nicht geplant – in Elversberg setzt man seit zehn Jahren auf eine nachhaltige Entwicklung. Auf spektakuläre Spielerkäufer á la Effenberg bei Paderborn hat man verzichtet. Stattdessen wurde der Kader über die letzten vier Jahre sukzessive aufgebaut. Auch dass die SVE mal führender Fußballclub im Saarland würde, war dem Verein nicht unbedingt ins Gründungspapier geschrieben. Tatsächlich verdankt der Verein seine wachsende Popularität auch der Nähe zu Saarbrücken, denn nicht wenige Bewohner:innen der Landeshauptstadt halten inzwischen zur SVE und fahren regelmäßig die knapp 15 Kilometer zum Stadion an der Kaiserlinde.

Sportlicher Erfolgsfaktor Nr. 1 aber ist Trainer Horst Steffen, ein Mann aus unserer Region, der als Spieler Anfang der Neunziger um ein Haar bei unserer Fortuna gelandet wäre, wo ja sein Vater Bernie zur Legende wurde. Der hatte vor seinem Einstieg bei der SVE zur Saison 2018/19 ohne wirklich nennenswerte Erfolge Teams der dritten Liga gecoacht, fand aber in Elversberg nach eigenem Bekunden genau die Bedingungen vor, die er sich immer gewünscht hat.

Und wer glaubt, gegen die SVE hätte Fortuna noch nie gespielt, irrt. In der Saison 1999/2000 der Regionalliga West/Südwest musste F95 zweimal gegen Elversberg ran. Im Stadion an der Kaiserlinde holten die Rotweißen 0:0, beim Rückspiel im Rheinstadion setzte es dann eine 1:3-Heimniederlage gegen die Saarländer.

Der Spielplan

Steffen bevorzugt schon seit Längerem ein 4-2-3-1, also eine eher defensive Systematik, wobei die 2+3 je nach Gegner ein massives Mittelfeld bauen oder aber offensiv über die Flügel kommen. Das ist nicht sonderlich modern, aber schwer ausrechenbar. Deshalb empfiehlt es sich, in den ersten 10, 15 Minuten erstmal ein bisschen zu gucken, wie die SVE ihr Spiel anlegt. Zumal die Elversberger sehr viel besser spielen als es ihr Tabellenplatz 16 vermuten lässt. Sie haben einfach Riesenpech gehabt in den ersten drei Spielen.

War das Remis in Hannover noch gerecht und verdient, hätten sie die Partie gegen Rostock nie verlieren dürfen, und auch in Lautern wäre ein Unentschieden das dem Spiel angemessene Ergebnis gewesen. Und: Die haben schon FÜNF Tore geschossen… Wir erinnern uns: Bei der Fortuna stehen aktuell erst zwei zu Buche. Andererseits sprechen sieben Gegentore in drei Spielen für gewissen Defensivschwächen der SVE.

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Ein klares Muster lässt sich bei den Gegentreffern nicht erkennen – die sieben Buden resultierten sowohl aus Standards als auch aus Distanzschüssen und Strafraumszenen. Fest steht: Die Elversberger agierten in allen drei Spielen auf Augenhöhe mit den jeweiligen Kontrahenten. Das dürfte auch gegen unsere Jungs nicht anders aussehen.

Weil die SVEler immer ziemlich wach auf dem Rasen stehen, kann nur Flexibilität in der Offensive auf dem Spielplan stehen. Die Angriffe müssen über beide Flügel kommen, aber auch durch die Mitte, und Fernschüsse sind ausdrücklich erlaubt. Gegen Ecken und direkte Freistöße stehen die Elversberger gut, die zu provozieren, dürfte nicht wichtig werden. Im Angriff, nicht nur bei Kontern, sind die Saarländer manchmal extrem schnell – sowohl im Kopf als auch am Fuß. Da ist allerhögschde Konzentration nötig. Aussetzer dürfen sich die Vierkette und der defensive Sechser nicht erlauben.

Das System und die Aufstellung

Die Fußballspatzen pfeifen es von den Dächern: Die Fortuna der Saison 2023/24 ist – jedenfalls bisher – ziemlich leicht auszurechnen. Das haben schon die Paulianer, mehr aber noch die Paddelbirnen erkannt und umgesetzt. Da der SVE-Trainer dem Vernehmen nach viel Videostudien betreibt, MUSS Daniel Thioune auf Überraschungsmomente setzen. Systemseitig bietet sich da allerdings nichts an; irgendwelche Dreierketten-Experimente wären zu riskant. Also spricht alles dafür, die Hausherren personell zu düpieren.

Heißt im Klartext: Lasst doch mal die Neuen ran! Konkret handelt es sich um die Kollegen Engelhardt, Tzolis und Jóhannesson. Ausreden á la „Die müssen erstmal unsere Spielidee verinnerlichen“ zählen nicht, denn bei dieser Partie zählt eher die Maxime „Geht’s naus und spuit’s“. In einem Fall gibt es sogar keine echte Alternative. Da Cello sich leider verletzt hat, braucht es einen ordnenden Sechser. Der kann morgen nur Yannik Engelhardt heißen, wer sonst?

Was Chris Tzolis und Ìsak Jóhannesson gemeinsam auf die Beine stellen können, haben sie schon kurz gezeigt. Außerdem: Tzolis auf Linksaußen starten zu lassen, könnte auch als Weckruf an Emma Iyoha wirken. Eigentlich müsste auch Flitzer Dennis Jastrzembski mit an Bord sein, aber bei dem ist nicht mal sicher, ob er rechtzeitig die Spielberechtigung kriegt. Und dann hat euer ziemlich ergebene F95-Liebhaber noch die bekloppte Idee, Jona Niemiec anstelle von Felix Klaus auf dem rechten Flügel starten zu lassen.

Die vorgeschlagene Aufstellung wäre auch ein feiner Test, ob und wie das Zusammenspiel zwischen Shinta Appelkamp und Jóhannesson funktioniert. Nur auf die Bank setzen würde der Ergebene in jedem Fall Ao Tanaka, dessen schwankenden Leistungen niemandem guttun. Ob Sensibelchen Iyoha eine Denkpause verträgt, müsste sich zeigen; er sollte nach Möglichkeit als Joker kommen. Die Standardauswechslungen von Taka Uchino für Zimbo Zimmermann und Vince Vermeij sind momentan vorprogrammiert. Beim Tausch von Jamil Siebert gegen Jordy de Wijs sieht das anders aus.

Der Tipp

Der Kopf ist dieses Mal äußerst pessimistisch und sieht eine knappe Niederlage voraus. Auch dem Bauch ist ein bisschen schlecht, weil in ihm ein Remis grummelt. Allein das Herz, das herzige, das prognostiziert einen Sieg der glorreichen Fortuna mit 3:1. So uneinig waren sich die drei Gesellen schon lang nicht mehr.

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