Vorbericht: F95 vs Hannover – Das nächste Spiel ist immer das schwerste

Morgen Abend trifft die glorreiche Fortuna in der Arena vor ungefähr 35.000 Zuschauenden im Spitzenspiel der zweiten Liga auf Hannover 96 und kann Spitzenreiter werden.

Analyse · Noch während die Partie läuft, wird das diesjährige Sommertransferfenster zuknallen. Und dann werden wir wissen, ob uns Ao Tanaka Richtung Leeds (Grüße an unseren Nick!) verlässt, ob Valgeir Lunddal Friðriksson doch schon sofort kommt und ob Klaus Allofs und Chris Weber noch einen oder gar mehrere Neuzugänge aus dem Zylinder zaubern. Dass die beiden fürs Spochtliche Zuständige das Spiel von ihren Büros aus verfolgen werden, ist wahrscheinlich. Auch der Kader von Hannover 96 ist noch in Bewegung, denn der ist – wir kennen das – mit 25 Insassen sehr schmal. Das kann man vom Spielerbestand der Fortuna, der aktuell bei 29 liegt, nicht behaupten. Dass in der Truppe die zwei oder drei Besten der Vorsaison fehlen, macht die Sache nicht einfacher. [Lesezeit ca. 4 min]

Darüber hat Daniel Thioune in der Pressekonferenz zum Spiel auch gesprochen und ein paar ziemlich schlaue Sachen gesagt. Die handelten von Energie und Liebe und dem Entwickeln der Spieler mit den genannten Kräften. Dabei hat er auch gleich klargestellt, dass es nicht einfach darum gehen kann, möglichst ähnliche Neue zu holen wie Chris Tzolis, Yannik Engelhardt und vermutlich auch Ao Tanaka, sondern die Spielidee dem vorhandenen Kader anzupassen. Da hat er Recht.

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Das Gegnerporträt

Hanoi unter Trainer Leitl plagen ähnliche Sorgen wie unseren Chefcoach und die Mannschaft. Die 96er sind nach einem schläfrigen Auftritt gegen Bielefeld aus dem Pokal geflogen – die Fortuna bekanntlich gegen Dresden. Wie unsere Jungs haben die Männer von H96 in den bisherigen drei Ligaspielen auch nicht immer geglänzt und ebenfalls immer gebraucht, um positiv in Gang zu kommen. Und trotzdem findet der Ergebene, dass die Rothemden aktuell neben Paderborn das stärkste Team der Liga haben.

Und das, obwohl sie ähnlich wie wir zwei in der Vorsaison enorm wichtige Spieler verloren und bisher nur einen potenziellen Stammspieler gewonnen haben. Aber das Gerüst ist geblieben, und die Kollegen, dieses Raster bilden, sind ziemlich gut in Form. Außerdem haben die Hanoier – ähnlich wie wir – in der Vorbereitung mehrere Systeme eingeübt und sind in der Lage, im Laufe einer Begegnung umzustellen.

Das alles riecht nach Wundertüte, und Daniel Thioune hat das so ausgedrückt: Entweder wir lesen erst, wie Leitl aufstellt, und entscheiden dann, oder wir präsentieren eine überraschende Formation, auf die er sich einstellen muss.

Spielplan, System, Aufstellung

Klar ist, dass Ao Tanaka unabhängig vom Ausgang der Wechselschote nicht im Kader stehen wird und dass die oben aufgeführten Jungs ebenfalls fehlen. So hat der Trainer, wie er selbst sagt, 20 Kicker zur Verfügung. Er hat außerdem durchblicken lassen, dass er die Auftritte der Joker, die in Ulm den Sieg festmachten, durchaus honorieren könnte. Heißt: Noah Mbamba, Dzenan Pejcinovic, Tim Rossmann und Danny Schmidt können sich Hoffnungen auf einen Startelfeinsatz machen. Auch die Möglichkeit, dass eine Doppelspitze installiert wird, hievte Thioune in den Bereich des Möglichen.

Wie wir unseren netten Chefcoach kennen, würde er es nicht als Bestrafung werten, wenn Emma Iyoha, Jona Niemiec und Cello Sobottka zunächst die Bank drücken müssten. Aber auf seine eloquente Art hat er immer wieder angemerkt, dass sein Team auch noch nicht so stabil ist, dass nicht doch personelle Überraschungen vorgenommen werden. Systemische übrigens auch – konkret: Dreierkette und Doppelspitze in einem 3-4-1-2. Für dieses Schema würde euer unwahrscheinlich doll ergebene F95-Analyst plädieren und dies folgendermaßen besetzen:

Dass Danny Schmidt, den Thioune scherzhaft einen Neuneinhalber nennt, der richtige Sturmpartner für Dawid Kownacki wäre, ist nicht so ganz klar. Rückte Dzenan Pejcinovic neben den Rückkehrer, hätte man eine echte Doppelspitze. Allerdings ist der gute Dzenan wohl noch nicht fit genug für volle 90 Minuten. Den Ergebenen überzeugt Tim Rossmann auf Linksaußen immer mehr; ja, in mancher Hinsicht erinnert er ihn an Christos Tzolis. An Felix Klaus auf dem anderen Flügel führt aktuell kein Weg vorbei. Bleibt die Frage, wer denn in dieser Konstellation den Zehner geben könnte. Hier vertraut euer Ergebener auf Ísak Jóhannesson, der durchaus offensiv Regie führen kann, wenn man ihn lässt.

Vor der Dreierkette rangiert eine Doppelsechs. Hier würde der Ergebene neben den blutjungen Noah Mbamba, der sein Talent vor einer Woche hat aufblitzen lassen, den erfahrenen Zimbo Zimmermann stellen, der von dieser Position aus weiter seinen Spannmann Felix Klaus bedienen, aber auch den anderen Flügel einsetzen und im Fall der Fälle die Restverteidigung stärken könnte. Wer dann die letzte Reihe bildet, ist ein wenig ein Lotteriespiel. Während Tim Oberdorf ein bisschen überspielt wirkt und Käpt’n Hoffmann milde Unsicherheiten zeigte, wirkt Jordy de Wijs stabil, und Joshy Quarshie liefert auch ordentlich ab, wenn er reinkommt. Also: Verschiedene Kombinationen sind vorstellbar.

Übrigens entbindet die Installation einer Dreierkette die Coaches auch vom leidigen Problem mit der Linksverteidigerposition. Mit einem Emma in Höchstform oder einem Nico Gavory auf der Höhe seiner körperlichen Fähigkeiten muss nicht viel diskutiert werden, das gälte auch, wenn Fridriksson käme. Aber so…

Lassen wir uns überraschen und hoffen wir darauf, dass eintritt, was sich Thioune wünscht, dass nämlich wieder mal schnell nach vorne gespielt wird wie in den besten Tagen der vergangenen Saison.

Der Tipp

Alle drei Körperteile des Ergebenen meinen, dass es nach einem Unentschieden riecht, wobei der Kopf tatsächlich ein 0:0 tippt. Das Herz hat dagegen einen 1:0-Sieg für seine Farben vor dem geistigen Auge, während der Bauch ein 1:1 in einem interessanten Match sieht.

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