Vorbericht: F95 vs Hannover – Die kochen auch nur mit Wasser…

Und schon wieder ein Spitzenspiel. Dieses Mal gegen Hanoi 96, die letzte Woche mit 7:0 gegen die Osnasen gewonnen haben.

Analyse · Nun macht euch mal nicht ins Höschen, bloß weil die 96er mal eben einen Kantersieg gegen einen Aufsteiger feiern durften. Gegen einen Aufsteiger allerdings, der gestern den HSV (Mein Gott, Walter!) geschlagen hat. Die Veilchen spielten ab der 38. Minute mit einem Mann weniger. Bis dahin hatte Hanoi gerade mal mit 1:0 geführt. Erst in Hälfte Zwo brach Osnabrück zusammen. Interessant für uns, wer wann und wie die zusätzlichen sechs Buden machte. Dazu später mehr… Sicher ist nur, dass die Roten aus der niedersächsischen Landeshauptstadt auch nur mit Wasser kochen. [Lesezeit ca. 4 min]

Das Gegnerporträt

Mal ganz nüchtern: Seit 2011 und 2012, als ein gewisser Manfred Slomka die Hannoveraner erst auf Platz 4 der Ersten Liga und damit „nach Europa“ gebracht hatte, und einem 5. Platz in der Folgesaison hat Hanoi nichts mehr gerissen. 2016 stiegen sie sang- und klanglos ab. Aber das Kind meinte immer noch, an der 50:1-Regel schrauben zu können, um Investorenkohle zu erhaschen. Was den echten Fans nicht geschah. Seitdem schwelt es im Verein mächtig. Dem Aufstieg 2017 folgte prompt der Abstieg 2019.

Immer wieder werden sie zu den Aufstiegskandidaten gezählt, stattdessen kratzten sie aber die letzten zwei Jahre am Abstieg in die dritte Liga. Dabei verschleißen sie Trainer wie andere Leute Tempotaschentücher. Von Investoren ist keine Rede mehr, und teure Verpflichtungen wie jetzt Halstenberg können sie sich nur leisten, wenn das Kind ins Privatportemonnaie greift. Immerhin sind die Zuschauer treu und bescheren H96 immer ordentliche Zahlen.

Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Aber: Immer wieder tun sie der glorreichen Fortuna sehr weh. Man denke nur an das schreckliche 6:1 im Pokal im Oktober 2016; übrigens mit Martin Harnik und Felix Klaus. Oder das 3:0 zum Ende der Saison 2012/13, das unseren Abstieg besiegelte. Trotzdem schlägt die Gesamtbilanz mit 13 zu 11 Siegen bei 8 Unentschieden zugunsten von Fortuna aus. Zuletzt gab es im Mai dieses Jahres beim Abschiedsspiel für Rouwen Hennings ein 3:3 und eine heftige Pyroshow samt Raketenbeschuss unschuldiger Düsseldorfer Zuschauer.

Der Spielplan

Zur Einschätzung von H96 der laufenden Saison eignet sich deren 3:1-Auswärtssieg in Fürth mehr als der Kantersieg gegen den VfLO. Da spielten die Hannoveraner vor allem schnell und einfach und mit minimalem Risiko. Mit Teuchert und Nielsen (Warum war der bei uns nie so gut?) haben sie zwei sichere Torschützen. Dehm und Köhn sind zwei schnelle Außenläufer, und Halstenberg sichert die Mitte der Dreierkette ab. Zuhause spielen sie meisten 3-4-1-2, auswärts auch schon mal mit Fünferkette. Trainer Leitl, mit dem unser Chefcoach befreundet ist, hat zu Beginn der Vorsaison übernommen und den Kader nach und nach auf links gedreht. Jetzt ist das Gefüge ziemlich stabil, und Martin Kind hält sich raus.

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In der Pressekonferenz zum Spiel zeigte Daniel Thioune viel Vorfreude und wenig Angst. Und natürlich guckt er („…von Spiel zu Spiel…“) nicht auf die Tabelle. Dabei könnte die glorreiche Fortuna mit einem Heimsieg den Vorsprung auf den HSV auf drei Punkte ausbauen – und das würde dann doch alle erfreuen, die es mi F95 halten. Selbstbewusstsein findet sich im Kader reichlich, allerdings ohne jede Spur Überheblichkeit, wobei die Partie in Rostock gezeigt hat, dass die Burschen auch ordentlich gegenhalten, wenn der Gegnerdruck härter wird.

Die H96-Dreierkette hat sich bis jetzt vor allem dadurch ausgezeichnet, dass sie im eigenen Strafraum jederzeit die Macht haben. Das Rezept, Bälle von außen auf eine Spitze zu flanken, passt da eher weniger. Standards und Distanzschüsse könnten ein Schlüssel zum Sieg werden. Außerdem die Kontrolle über Teuchert und Nielsen, die man quasi in Manndeckung nehmen sollte. Flexibilität ist nicht die Stärke der 96er, was für viel Rochieren, sowohl vertikal im Mittelfelddreieck als auch horizontal zwischen den Flügeln, spricht. Wichtiger als sonst wir die gelungene Ballbehauptung werden, was zu mehr Ballbesitz führen würde.

Das System und die Aufstellung

Euer zutiefst ergebener Fortuna-95-Jünger möchte eine Idee des geschätzten Kollegen Bernd Jolitz aufgreifen, die dieser in seinem Vorbericht zur Rostock-Partie ausgebreitet hat. Bernd schlug vor, auf eine echte Spitze ganz zu verzichten, also ohne Vince Vermeij oder Daniel Ginczek zu starten. Stattdessen sollten die beiden Außenverteidiger bei jeder Gelegenheit als Außenstürmer agieren, während die nominellen Flügelspieler, also Felix Klaus und Chris Tzolis nach innen ziehen und entweder Shinta Appelkamp oder Ìsak Jóhannesson bei Bedarf in die Mitte ziehen und mit in den Sechzehner gehen. Fand der Ergebene gut, und findet er für das Spiel gegen Hanoi besonders geeignet.

Um die Sache aber noch mehr zu beschleunigen, sollte Dennis Jastrzembski starten, sodass Tzolis zentraler als sonst antritt. Und natürlich bleibt Emma Iyoha Linksverteidiger! Den leider doch schlimmer verletzten Käpt’n Hoffmann ersetzt natürlich Jamil Siebert, weil der mit jedem Spiel besser wird.

Der Charme an diesem Ansatz ist, dass er jederzeit durch nur eine Einwechslung revidiert, werden kann. Dass Vince schon wieder auf der Bank sitzen und reingenommen werden kann, ist offen. Also käme für eine Einwechslung als echte Spitze zunächst nur Daniel Ginczek in Frage. Aber, halt: Bei diesem Systemwechsel Jona Niemiec als Mittelstürmer reinzubringen, wäre fast noch besser, weil sich 96 sicher nicht eingestellt hat.

Ansonsten sitzen die üblichen Verdächtigen auf der Bank. Mit guten Chancen zum Zug zu kommen sind dies natürlich Tim Oberdorf, Taka Uchino und Jona Niemiec. Dazu wie erwähnt Daniel Ginczek und für den Notfall Keeper Karol Niemczycki. Ebenfalls draußen sitzen sicher Ao Tanaka und Nico Gavory. Und damit haben wir schon alle. Es sei denn, die Coaches holen sich Verstärkung aus der Zwoten und der U19…

Der Tipp

Das Herz klopft schon heftig in Vorfreude auf den 3:0-Sieg seiner geliebten Truppe. Wie immer strikt rational tippt der Kopf auf ein Remis mit mehr als je einem Tor. Und der Bauch? Der ist hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen, neigt mal zur Euphorie, mal zur Depression in Bezug auf dieses Spiel, sagt schließlich aber ein 3:2 für die glorreiche Fortuna voraus.

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