Vorbericht: Elversberg vs F95 – Mit energetischer Mentalität siegen!

Am Karsamstag tritt unsere willensstarke Fortuna im niedlichen Stadion an der Kaiserlinde gegen den SV Elversberg an, den direkten Tabellennachbarn.

Analyse · Wer hätte das zu Beginn der Saison gedacht, dass sich unsere glorreiche Fortuna fünf Spiele vor Schluss mit der SV Elversberg um den Relegationsplatz käppeln würde? Wer hätte vor zwei Wochen gedacht, dass diese beiden Clubs überhaupt noch einmal so intensiv ins Aufstiegsrennen eingreifen würden? Und man tut der schneeweißen SVE sicher nicht Unrecht, wenn man sie einst im August nicht zu den Aufstiegskandidaten gezählt hätte. Und jetzt das… Wobei es genauso erstaunlich ist, dass F95 mit fußballerisch nur drei guten Spielen (Hannover, HSV, Braunschweig) im bisherigen Saisonverlauf so weit oben steht. Aber, so ist das nun mal. Und darüber darf man sich als Fan auch einfach mal freuen. [Lesezeit ca. 4 min]

Der Ergebene wurde für seine negative, teilweise ätzende Kritik der Mannschaftsleistung beim Sieg gegen Paderborn von einigen Lesern teilweise heftig kritisiert. Und muss nach einer Woche des Nachdenkens sagen: zu Recht. Bei allem Zorn über das Verhalten der Fortunen in Überzahl gegen ein Team, dessen Torwart über eine Viertelstunde in der gegnerischen Hälfte umherirrt, einen strammen Torschuss abgibt und sogar einen Einwurf ausführt, hätte er zwei Dinge nicht übersehen dürfen: die astreine Vorstellung der Defensive und die – wenn auch wenigen – feinen Offensivspielzüge. Und, ja, Trainer Thioune und Käpt’n Hoffmann haben Recht: Die Mannschaft hat in dieser Partie das bewiesen, was man inzwischen „Mentalität“ nennt. Und das dürfen die Jungs in Elversberg gern wiederholen.

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Das Gegnerporträt

Kaum eine Mannschaft der aktuellen Spielzeit zeigt bei den Ergebnissen so starke Ausschläge nach unten und nach oben wie die Elven. Das mag Zufall sein, kann aber auch mit der fußballerischen Idee des Horst Steffen zu tun haben. Dä Jong uss Meerbusch, der einst für Uerdingen, kurz für die Ostholländer und dann für den MSV gekickt hat, verfolgt seit Beginn seiner Trainerkarriere mit einer an Sturheit grenzenden Konsequenz diese Idee, die besagt: Spiele gewinnt die Offensive. Schon bei seinen Stationen (Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und FC Chemnitz) vor 2018, als er zur SVE kam, predigte er das – wenn auch mit eher überschaubarem Erfolg.

Es war schlau von Frank Holzer, dem Präsidenten der SVE und Aufsichtsratsvorsitzenden von Ursapharm (Hylocare etc.), selbst einst Fußballprofi, Horst Steffen ins Saarland zu locken und ihn machen zu lassen. Denn der Trainer hatte über die Jahre in einem Maße Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders, von dem andere Coaches nur träumen können.

Steffen ist Anhänger der Viererkette und lässt buchstäblich seit Jahren entweder ein 4-4-2 oder Varianten davon mit nur einer Spitze spielen. Hört sich altmodisch an, und ist es auf den ersten Blick auch, weil Mittelfeldbeherrschung scheinbar Trumpf ist. In Wahrheit ist nur die Doppelsechs weitere Konstante der Steffen’schen Systematik, was davor passiert, wird an den jeweiligen Gegner angepasst. Zum Credo des Cheftrainers gehört auch die Ansage: Flanken sind nicht alles! Stattdessen spielen die Elversberger meist durchs Zentrum, haben ein Herz für Distanzschüsse und Standards. Nur ein Viertel ihrer wahnwitzigen 54 Buden entstand überhaupt durch Flanken oder Pässe aus dem Halbfeld.

Eine Blaupause dafür, wie man der SVE zuhause beikommen kann, liefert die Niederlage gegen Münster vor einem Monat. Die Preußen verhielten sich in etwa so, wie die Fortuna gegen Paderborn. Also mit viel Kampf in der Defensive und dem offensiven Schwergewicht auf das Umschaltspiel. Überhaupt kann man den Elven mit Kontern am meisten wehtun. Das alles kommt den Fortunen entgegen – sie müssen’s dann nur noch richtig umsetzen.

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Spielplan, System, Aufstellung

Im Verlauf der Pressekonferenz zum Spiel sprach Cheftrainer Daniel Thioune ganz viel über das Geben und Nehmen mit den Fans und die Mentalität, nicht aber über einen Spielplan zur Partie in Elversberg. Er sagte, er habe keinen Plan, und grinste. Das kann man so oder so interpretieren… Immerhin verkniff er sich einen seiner Lieblingsbegriffe („energetisch“), rühmte aber unentwegt die in Paderborn gezeigte Mentalität. Das ist übrigens ein fußballerischer Fachbegriff, der mit dessen Bedeutung in der Psychologie wenig zu tun hat und sich vom altbackenen Wort „Siegermentalität“ ableitet, die man Teams unterstellte, die schon halb gewonnen haben, wenn sie den Rasen betreten. Der Begriff hat Karriere gemacht, weil aus sprachpolizeilicher Sicht das Wort „Willen“ eine doch eher unerwünschte Konnotation hat. Der Ergebene würde am ehesten vom Wollen sprechen, denn was unsere Buben in der Partie bei den P-Birnen besonders an den Tag gelegt haben, war, dass sie anfangs nicht verlieren und später unbedingt gewinnen wollten.

Die sogenannte Mentalität kann man durch einen Spielplan, die Startaufstellung und das System kaum beeinflussen. Ja, klar, wenn die Coaches auf einer Position die Wahl zwischen einem mehr oder weniger willensstarken Kollegen haben, dann wissen sie schon, wen sie nehmen. Aber Daniel Thioune hat immer noch nicht die ganz große Auswahl, auch wenn das Lazarett sich langsam leert. Das größte Fragezeichen steht hinter dem Namen Kownacki, der unter der Woche aussetzen musste – dazu gleich mehr.

Dass Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf und Jamil Siebert wieder die Dreierkette machen, scheint gesichert. Eine Viererketten-Konstellation bietet sich gegen die SVE aber eh nicht an (siehe oben). Also wird mit einem Sechser, zwei Schienen und drei Stürmern gespielt. Wenn nun aber der arme Dawid ausfällt, wer gibt dann die Spitze? Thioune bot im Gespräch Danny Schmidt und Jona Niemiec an, und der Ergebene dachte kurz: Dann doch lieber ohne dezidierte Spitze. Auf der rechten Schiene wird wohl eher Zimbo Zimmermann als der gerade genesene Vally Lunddal antreten, links ist wegen des Ausfalls von Emma Iyoha Nico Gavory gesetzt.

Je nach körperlicher Verfassung wird Gio Haag den Sechser spielen oder sich mit Mo Heyer abwechseln. Gut, dass Ísak Jóhannesson wieder an Bord ist und als Zehner kicken kann; außerdem ist er ein absoluter Mentalitätstäter.

Viele andere Optionen haben die Coaches erneut nicht. Aber, auch das ließ Thioune durchscheinen, es könnte in Sachen System auch eine Überraschung geben. Geht man vom tragenden Element des Konters aus, wäre dann doch eine Viererkette mit Gavory, Siebert, Oberdorf und Lunddal vorstellen, wobei es dann eine Doppelsechs mit Zimmermann und Haag geben. Lasen wir uns überraschen….

Der Tipp

Kurz und gut: Der Bauch ist von einem klaren Sieg (z.B. 3:0) unserer Fortunen an der Kaiserlinde überzeugt, was das Herz zu heftigem Nicken bringt. Nur der Kopf, der olle Zweifler, sagt ein unschönes Remis voraus.

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