Spielberichte

Vorbericht: F95 vs HSV – Denkt dran, es ist das Spiel der Spiele der Saison

Das Bild zeigt jubelnde Fortunen nach dem 2:0-Heimsieg gegen den HSV am 23. November 2012 (Na, wer erkennt alle Spieler?) – das wollen wir morgen auch so sehen.

Analyse · Eine größere tabellarische Bedeutung kommt der Partie der glorreichen Fortuna gegen den Zweitliga-Dino nicht zu. Denn: Der HSV wird am Ende sowieso Vierter. Dass trotzdem mehrere Millionen Anhänger:innen des zweitbesten Clubs der Hansestadt anreisen, beweist nur deren Realitätsferne. Wie auch immer: Die Hütte wird voll, die Vorfreude ist auf beiden Seiten groß. Da kann nichts schiefgehen, außer Schiri Schröder und seine Spießgesellen in der Gruft haben was Schlechtes geraucht. [Lesezeit ca. 4 min]

Im Ernst: Natürlich geht es noch um was. Rein rechnerisch… kann die Fortuna den Abstand auf den Relegationsplatz mit einem Erfolg auf vier Punkte verkürzen – was ist das schon angesichts von dann noch folgenden acht Spieltagen? Es wird darauf ankommen, dass die Buben in Rot die Brillanz wie im Rostock-Spiel zeigen und den Schlendrian ausnahmsweise mal weglassen.

Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Das Gegnerporträt

Ja, doch, der Hamburger Sportverein, gern die „Rothosen“ genannt, ist einer der ganz großen Traditionsvereine im deutschen Fußball. Auch wenn sie auch nicht viel mehr Höhenflüge aufzuweisen haben als die glorreiche Fortuna. So wie F95 die goldenen Jahre in den Siebzigern hatte, war der HSV in den Achtzigerjahren eine große Nummer. Die Liste der ewigen Fußballhelden, die mal die Raute auf der Brust trugen, ist ellenlang – sie beginnt mit Uwe Seeler und hört mit Franz Beckenbauer noch nicht auf.

Hamburger Pyro-Aktion in Düsseldorf: Chosen Few fackeln CFHH Zaunfahne ab

Die gemeinsame Geschichte der Fortuna und des HSV spielte sich schon in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ab. Nach dem Krieg traf man insgesamt 55-mal aufeinander, die Bilanz schlägt mit 26 zu 14 (bei 15 Unentschieden) zugunsten der Hamburger aus. Die vielleicht heißeste Partie war wohl die am 23. November 2012 in der Ersten Bundesliga – nicht nur, weil unsere Jungs damals mit 2:0 gewannen, sondern weil eine HSV-Ultratruppe namens „Chosen Few“ in unserer Arena ihr eigenes Banner abfackelte und sich so dem Gespött der bundesweiten Fanszene aussetzte.

Die schäbigen Reste des Chosen-Few-Banners, dass sie selbst abgefackelt haben (Foto: DH)
Die schäbigen Reste des Chosen-Few-Banners, dass sie selbst abgefackelt haben (Foto: DH)

Seit damals ist viel Bier durch Hamburgische und Düsseldorfer Kehlen geflossen. Immer wieder hat der HSV mit Milliönchen aus dem Hause Kühne versucht, wieder zu einem Big Shitty Club zu werden, nach dem verdienten Abstieg zum Ende der Saison 2017/18 etablierten sich die Rothosen immerhin als Spitzenmannschaft der Zweiten Bundesliga. Aber zu mehr als zur Relegation (ausgerechnet) gegen Hertha hat es nicht gereicht.

Und ob die Truppe der laufenden Saison so hoch einzuschätzen ist wie die Relegations-Loser, lässt sich nur schwer beantworten. Auf der Habenseite stehen sicher Trainer Walter mit seinem konsequenten System, Keeper Heuer Fernandes und Knipser Glatzel. Im Soll sind sie auf jeden Fall im Hinblick auf die Defensive, die doch recht verletzlich ist.

Die Fakten:

Tabelle:

PlatzVereinSpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenPunkteTore
3.HSV2515464946:30
4.Fortuna Düsseldorf2513394243:32

Ausfälle:
F95: Fernandes Neto, Hendrix, Wolf
HSV: 5 Spieler

Info:
Freitag, 31.3.2023, 18:30 in der Arena
Schiri: Robert Schröder
TV: Sky / Wow


Der Spielplan

Nur selten hat Trainer Thioune so viel Einblick in den Matchplan gegeben wie im Vorfeld dieser Begegnung. Man mag den Begriff „Kontrollierte Offensive“ in der Mottenkiste der Fußballweisheit vermuten, aber nur weil ihn Otto „Halbangst“ Rehhagel erfunden hat, ist diese Blaupause eines Spielplans noch lange nicht tot. Denkt man an die griechische Nationalmannschaft, die 2004 Europameister wurde, könnte man sich auf einen schlimmen Kick vorbereiten. Und der Ergebene hört jetzt schon Fans schreien, das ewige Hintenrum ginge ihnen auf den Geist, sie wollen mutiges Nachvorn.

Tatsächlich aber wäre das gegen den HSV der falsche Ansatz. Denn die Rothosen, das hat Thioune sehr schön erklärt, spielen immer schnell nach vorn, wenn es nur irgend geht. Dann bringen sie möglichst viel Leute in den Strafraum, die sie bevorzugt flach anspielen. Da kann schnell auch mal eine Rautenmehrheit in der Box entstehen, und wenn der Glatzel dann eine Pfote dazwischen kriegt, dann rappelt es.

Daniel Thioune empfahl die Art und Weise wie sich der KSC das Unentschieden kürzlich erarbeitet hat. Die Karlsruher haben in einem breiten Mittelfeld auf Balleroberung gespielt und das mit gelegentlichem hohem Pressing gewürzt. Ziel dabei: Den HSV vom eigenen Tor fernhalten. Also werden auch unsere Jungs heute frühzeitig Druck machen, mit maximaler Intensität agieren und in der Offensive risikobewusst handeln.

Das System und die Aufstellung

Bei der Aufstellung ist vor allem zu berücksichtigen, dass unsere Nationalspieler Karbownik, Tanaka und Uchino möglicherweise ein wenig ausgelaugt sind. Sind sie fit genug, böte sich ein ähnliches 4-4-2 wie in Rostock an. Ausnahme: Käpt’n Hoffmann wird wohl angeschlagen ausfallen. Für ihn muss Jordy de Wijs ran. Zweitens: Schnelle robuste Stürmer mag er gar nicht, der HSV 2022/23. Insofern würde der Ergebene neben Dawid Kownacki dieses Mal wirklich Jona Niemiec in die Startelf setzen.

So könnte das 4-4-2 gegen den HSV aussehen

So weit, so klassisch. Nun haben die Coaches ja in der Winterpause auch Dreierketten-Systeme einüben lassen. Und so ein 3-5-2 erfüllt alle Voraussetzungen für den oben skizzierten Spielplan. Deshalb hier eine Variante, die der Ergebene empfehlen würde:

Oder so könnte ein 3-5-2 gegen den HSV aussehen

Diese Aufstellung kommt zunächst ohne die zu ihren Verbänden abgestellten Jungs aus. In die Dreierkette könnte der genesene Tim Oberdorf rücken, was Zimbo Zimmermann die Gelegenheit gibt, mit Cello Sobottka eine Doppelsechs zu formen. Außerdem könnte so Shinta Appelkamp mal wieder Gelegenheit gegeben werden sich als Spielmacher zu profilieren.

Als Alternativen für die zweite Spitze sitzen unbedingt Rouwen Hennings und Daniel Ginczek (der in der vergangenen Woche bei der Zwoten glänzte) auf der Bank. Falls Karbownik und Tanaka zunächst nicht auf dem Rasen stehen, nehmen sie dort eine Warteposition ein. Auch Nicolas Gavory wird wieder im Kader sein und möglicherweise Spielzeit bekommen, denn letzte Woche hat er bei der Zwoten sogar durchgespielt.

Der Tipp

Der Kopf sagt, dass gegen den HSV nicht mehr drin sein wird als gegen Heidenheim. Das Herz, das ja immer so ein bisschen hofft und bangt, wünscht sich einen einfachen Heimsieg. Der Bauch aber, der hat das einzig wahre Ergebnis tatsächlich geträumt: Im Traum ging es nach einer wilden Partie wie einst in 2012 2:0 für unsere Farben aus.


Entdecke mehr von Fortuna-Punkte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert