Spielberichte

Vorbericht: Nürnberg vs F95 – Rache ist Flönz

Trainer und Spielern mögen Rachegelüste gegen den 1. FC Nürnberg fernliegen, die Fans sehen das ganz anders.

Analyse · In einer Saison zweimal als überlegenes Team gegen denselben Gegner zu verlieren, ist eine verdammt bittere Pille. Wenn die Mannschaft dann eine dritte Chance hat, die Schmach zu relativieren, muss sie das tun. Also sind sich die Fans einig: Jungs, rächt euch am Glubb! Die Rahmenbedingungen für den Rachefeldzug an die Noris sind günstig: Fortuna hat – zumindest leistungsmäßig – einen Lauf, beim FCN funktioniert’s auch unter dem ollen Schlachtross Hecking nicht wirklich. [Lesezeit ca. 4 min]

Zudem haben die Rostbratwürstchen unter vielen, vielen Verletzungen zu leiden und müssen aktuell gleich sieben Kicker, darunter gleich vier Stammspieler, ersetzen. Wir kennen das. Wir wissen aber auch, dass ein dezimierter Kader besondere Qualitäten ausschwitzen und dann nominell überlegene Gegner schlagen kann. Ein Spaziergang wird die Reise ins Fränkische für die glorreiche Fortuna sicher nicht.

Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Das Gegnerporträt

Der 1. FC Nürnberg ist in vieler Hinsicht das Paradebeispiel für einen Traditionsverein. Ein Merkmal für dieses Qualitätssiegel scheint mindestens ein Abstieg in die jeweilige dritte Liga (oder tiefer) zu sein. Der Glubb, wie ihn die Eingeborenen nennen, hat sich diesen Abstieg 1996 hart erarbeitet. Die Zutaten ähneln denen bei unserer Fortuna oder auch K’lautern: Selbstherrliche Präsidenten, Riesenrosinen in den Birnen, lascher Umgang mit der Kohle, sportliche Fehlentscheidungen. Da hielt sich damals das Mitleid Fußballdeutschlands in engen Grenzen.

Das obwohl dem FCN doch erhebliche Menge Fußballfans recht zugetan sind – vor allem aus dem Schalke-Umfeld. Die Fanfreundschaft zwischen den Knappen und dem Club ist legendär und möglicherweise die einzige in Deutschland, die diesen Titel wirklich verdient. Und dann war da noch Max Morlock, einer dieser Giganten des deutschen Fußballs, der nie im selben Maße die Aufmerksamkeit genoss wie Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller.

Was beim Glubb leuchtet, liegt in der Vergangenheit. 2018/19 spielten sie zuletzt ein Jahr in Liga 1, den letzten ihrer vier Pokalsiege errangen sie 2007, und die letzte ihrer neun Meisterschaften datiert aus der Saison 1967/68. Da kann die Fortuna nicht mithalten. Auch in der Bilanz ist ihr der FCN überlegen: In 57 Begegnungen seit 1936 gewannen die Nürnberger 29 Mal. Es gab 12 Unentschieden, und F95 konnte 16 Mal als Sieger vom Platz traben.

Und gerade bei gleichzeitiger Existenz in der zweiten Liga haben die Nürnberger unsere Buben regelmäßig gequält – man denke nur an die erbärmliche 5:1-Klatsche im Pokal 2015. In der Liga gehen die Partien dagegen meist eher knapp aus. Dass F95 in einer Saison in der Tabelle so weit vor dem 1. FCN steht, ist selten vorgekommen. Aktuell spielt der Glubb gegen den Abstieg, während die Diva rein rechnerisch…

Die Fakten:

Tabelle:

PlatzVereinSpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenPunkteTore
4.Fortuna Düsseldorf2814594748:36
14.1. FC Nürnberg2886143024:41

Ausfälle:
F95: Hendrix, Hennings, Tanaka, Wolf
Nürnberg: 7 Spieler

Info:
Samstag, 22.4.2023, 13:00 im Max-Morlock-Stadion
Schiri: Sören Storks
TV: Sky / Wow


Der Spielplan

Auf der Pressekonferenz zur Partie an der Noris hat Cheftrainer Daniel Thioune dieses Mal so gut wie garnix verraten. Sondern diverse Optionen genannt. Nicht einmal an seiner Gegneranalyse hat er uns teilhaben lassen. Dafür hat er sich lange lobend über Dieter Hecking ausgelassen, über dessen Qualitäten und dessen aktuelles Leiden.

Allerdings ist er recht ausführlich auf die beiden blöden Niederlagen gegen den Glubb eingegangen, besonders auf die Pokal-Niederlage (an der er einen nicht unerheblichen Anteil hat, was ihm der Ergebene nur sehr schwer verzeihen kann…). Stimmt schon: F95 hatte den FCN durchgehend im Griff, schaffte aber nur ein Törchen. Dann die völlig verrückte Auswechslei und der Ausgleich in der 93. Minute. Bei der 0:1-Heimniederlage dagegen lieferten die Herren in Rot dagegen eines dieser uninspirierten Spiele, von denen sie damals einige auf der Pfanne hatten.

Ohne dass Thioune es explizit gesagt hätte: Es gibt zwei mögliche Matchpläne. Variante 1 basiert auf geduldigem Aufbau mit Übermacht im Mittelfeld und variablen Angriffsszenarien. Bei der zweiten Variante stehen die Schalter dagegen mehrheitlich auf Offensive; natürlich nicht im Sinne von Hurrafußball, aber eben ohne viel Hoffi-Flo-Chris-Rumgeschiebe.

Das System und die Aufstellung

Weil der Matchplan so unsicher ist, fällt es ein bisschen schwer, Vorhersagen und Vorschläge zur Aufstellung zu machen. Euer von Herzen ergebener F95-Analyst hat ausnahmsweise sein Wunschpersonal festgelegt, bevor er sich Gedanken über die Systematik gemacht hat. Als einzige Überraschung könnte erscheinen, dass er Nicolas Gavory bei Anpfiff auf dem Platz sehen möchte. Für den sprechen zwei Dinge: Erstens braucht Nico so schnell wie möglich Spielpraxis, zweitens wird es durch ihn möglich, Micky Karbownik höher und zentraler anzuordnen.

Chris Klarer und Käpt’n Hoffmann sind als Innenverteidiger momentan gesetzt, Tim Oberdorf mit seiner unaufgeregten Ballarbeit sollte ebenfalls starten, Zimbo Zimmermann und Cello Sobottka sowieso. Vorne würde der Ergebene mit Dawid Kownacki, Emma Iyoha und Felix Klaus operieren. Wenn Gavory wirklich zusätzlich kommt, kann es keine zweite Spitze à la Hennings (eh verletzt) oder Ginczek geben. Und dann ist die hier skizzierte Startaufstellung beinahe alternativlos.

Man könnte die elf Jungs jetzt in ein konventionelles 4-4-2 stopfen, in welcher Variante auch immer. Das böte die breiteste Palette an Spielvarianten, wäre aber zu lahm für den Geschmack des Ergebenen.

So könnte ein konventionelles 4-4-2 in Nürnberg aussehen.

Weil Daniel Thioune immer mal wieder mit der Dreierkette kokettiert, wäre dem Ergebenen folgendes 3-4-3 recht. Die Besetzung der Dreierkette mit Klarer, Hoffmann und Oberdorf ist klar. Gavory und Zimmermann rücken an die Flügelenden der mittleren Kette, während Sobottka und Karbownik dort das Zentrum bilden; eventuell gestaffelt mit Micky als Beinahe-Zehner (da möchte der Ergebenen ihn ohnehin mal testweise sehen). Das Spitzentriumvirat bilden dann mit maximaler Flexibilität die Herren Iyoha, Kownacki und Klaus.

So könnte ein moderne 3-4-3 mit demselben Personal in Nürnberg aussehen.

Auf der Bank säßen dann vor allem Eins-zu-Eins-Einwechsler, besonders Shinta Appelkamp, der beim 3-4-3 nahtlos Karbowniks Rolle übernehmen könnte, wenn der es nicht hinkriegt. Wobei taktische Wechsel beim – siehe oben – verschwommenen Spielplan nicht vorhersehbar sind.

Der Tipp

Das Herz brennt auf Rache und will ein sattes 3:0 für die Rotweißen. Der Kopf sieht ebenfalls einen Auswärtssieg, aber eher in der typischen F95-FCN-Größenordnung von 2:1. Und der Bauch, der in letzter Zeit ja so oft richtig lag, tippt auf etwas dazwischen, nämlich ein wenig erregendes 2:0 für die glorreiche Fortuna.


Entdecke mehr von Fortuna-Punkte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert