Magdeburg vs F95 1:2 (Pokal) – Jona! Niemiec!!! Ei-jei-jei-jei-jei…
In einer hochwertigen und vor allem fair geführten Partie besiegt die glorreiche Fortuna den armen FC Magdeburg dann doch noch durch zwei Jona-Tore.
Bericht · Und dann kam in der wunderbaren Fußballbar Retematäng echte Stadionatmosphäre auf. Der fußballgöttliche Jona Niemiec hatte soeben das 2:1 erzielt und F95 damit ins Viertelfinale des DFB-Pokals katapultiert. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, es wurden die bekannten Fortuna-Gassenhauer gesungen und gegrölt, und eigentlich fehlte nur die Bierdusche. Und als dann die Bilder der feiernden Spieler über die Flachbildschirme flackerten, da waren sich alle einige: Was für eine geile Truppe! [Lesezeit ca. 6 min]
Denn, mal ganz ehrlich, ob die Buben in den bläulichen Ausweichtrikots auch einen 0:3-Rückstand gedreht hätte, wäre bei aller Geilheit gegen diese starke FCM-Mannschaft wohl kaum möglich gewesen. Sieht man ja auch daran, wie lange es gedauert hat, bis Ausgleich und Siegtreffer fielen. Und, ja, die Hausherren hätten zur Pause gern auch mit zwei oder drei Toren führen können. Sie hatten das Spiel fast so sehr unter Kontrolle wie unser Team letztes Wochenende in Nürnberg. Und die Fortunen hatten in den ersten 45 Minuten mehr Probleme als überzeugende Aktionen.
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Die Magdeburger zogen ihr Spiel auf Ballbesitz mit starkem Pressing auf, und bei unseren Jungs funktionierte nicht allzu viel – besonders nicht auf den Außenschienen. Weil sich Nico Gavory mit Erkältung (Danke gleichfalls…) abgemeldet hatte, musste Tim Oberdorf den rechten Außenverteidiger machen, während Emma Iyoha auf die linke Verteidigungsseite ging. Ein sinnvolles Zusammenspiel mit Felix Klaus einerseits und Chris Tzolis andererseits kam kaum zustande. Also versuchte Ao Tanaka als Mittefeldregisseur Angriffe über die Mitte zu inszenieren. Was aber auch dazu führte, dass Yannik Engelhardt als defensiver Sechser ein ums andere Mal alleingelassen wurde mit seiner Arbeit.
Auch dadurch standen Jamil Siebert und Jordy de Wijs so oft unter Druck, dass sie sich am Spielaufbau kaum beteiligen konnten. Und weil der FCM viel konsequenter in die Zweikämpfe ging und immer wieder Bälle für sich gewinnen konnten, sah es bis ungefähr zur 40. Minute ziemlich düster aus für die Fortunen. Aus nachvollziehbaren Gründen hatten die Coaches darauf verzichtet, Ísak Jóhannesson aufzustellen, also beim bewährten 4-3-3 zu bleiben. Das aber trägt nur Früchte, wenn die Außenstürmer sich durchsetzen und flanken können. Konnten aber weder Tzolis noch Klaus gestern – beide hatten einen wirklich schwachen Tag. Was wiederum dazu führte, dass Kopfballmonster Vince Vermeij durchgehend in der Luft hing.
Zudem dauerte es viel zu lang bis die Dunkelblauen diesen kleinen Giftzwerg namens Baris Atik unter Kontrolle kriegten. Dass er dann in der 15. Minute das 1:0 markierte, konnte nicht verwundern – eine echt kuriose Hütte, denn Atik schlug eigentlich eine ellenlange Flanke aus gut dreißig Metern Entfernung an den langen Pfosten. Da kam ein Kollege angerutscht, der die Pille aber gar nicht berührte. Durch dessen Aktion irritiert wusste unser Pokalkeeper Karol Niemczycki nicht so recht, was er tun sollte. Rausgehen, um den möglichen Abnehmer der Flanke anzugehen? Oder doch besser den kurzen Pfosten absichern. Er entschied sich für irgendetwas dazwischen, und das führte zum Tor.
Überhaupt: In der ersten Viertelstunde war klar erkennbar, in welch extremen Maß das aktuelle Spiel der Fortunen auf Flo Kastenmeier zugeschnitten ist. In Bedrängnis neigen die Kicker dazu, auf den Tormann abzulegen, und zwar in der Gewissheit, dass der Flo es schon richten wird. Den armen Karol aber brachten sie mit derlei Rückpässen gleich dreimal schwer in Bedrängnis. Und wo Kastenmeier mit weiten, präzisen Abschlägen das Spiel eröffnet und dabei nicht selten Chancen kreiert, ist Niemczycki mehr so eine Art Michael Rensing; wie der will er seinen Sechzehner um keinen Preis verlassen.
Nein, nein, damit soll unser junge Pole nicht schlechtgeredet werden, denn mit seinen drei Paraden bewies er sein außergewöhnliches Können. Nur: Mit ihm im Kasten müssen die Herren der Viererkette einfach anders agieren. Das sollte ihnen Trainer Thioune aber bitte mal klarmachen. Immerhin kamen sie nach etwa 20 Minuten von selbst drauf.
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Wie gesagt: Die ansonsten glorreiche Diva hätte zur Pause auch schon mit 0:3 zurückliegen können. Und natürlich diskutierten die Experten, was zu ändern wäre, um dann doch noch zu gewinnen. Man war sich einig, dass panische Wechsel nichts bringen würden, und auch irgendwelche Systemumstellungen schienen ausgeschlossen. Zumal man bei Pokalfights die Zeitpunkte für Auswechslungen angesichts einer möglichen Verlängerung ja immer möglichst weit nach hinten schiebt.
Aber, unsere Coaches hatten Glück, denn ohne jede Änderung kamen sie nach der Pause in die Vorhand. Dies vor allem, weil die Magdeburger sich ein bisschen zurückzogen und ihrem Pressing nach und nach die Schärfe abhandenkam. Spätestens ab der 70. Minute konnte man den Eindruck haben, sie würden mental abbauen. Das Tolle an unserer geilen Truppe ist, dass sie solche Schwächen des Gegners erkennt und selbst ein paar Kohlen mehr unter den Kessel schaufelt. So stieg der Druck auf die Gastgeber kontinuierlich. Denen blieb wenig mehr als auf Konter zu hoffen.
Übersehen wir nicht, dass Ao Tanaka schon in der 53. Minute hätte ausgleichen können, wäre er nicht unfair auf freiem Weg zum Tor gestoppt worden. Eine Notbremse war es nur deshalb nicht, weil ein FCM-Kollege noch hätte eingreifen können. Verhehlen wir nicht, dass Chris Tzolis gleich zweimal nacheinander aussichtsreiche Torschüsse versemmelte und dass Felix Klaus nach der „Notbremse“ den fälligen Freistoß schlampig in die Mauer drosch.
Leider bekam Emma Iyoha Muskelprobleme und musste in der 70. Minute ausgetauscht werden. Das nahm Trainer Thioune zum Anlass, ernsthaft umzustellen. Dennis Jastrzembski ersetzte Iyoha nicht, sondern rückte ganz nach links außen. Der für Felix Klaus eingewechselte Ísak Jóhannesson übernahm als Achter von Tanaka; es entstand eine Art asymmetrisches 3-4-3, mit dem die Magdeburger nun überhaupt nicht mehr klarkamen. Allein, es mangelte an Torabschlüssen. Und hätte Niemczycki in der 73. Minute noch eine glänzende Parade gezeigt und das Ei aus dem Winkel geboxt, das Ding wäre wohl entschieden gewesen.
In der 85. Minute ging Daniel Thioune dann All-in, und brachte tatsächlich zwei weitere Stürmer: Daniel Ginczek und Jona Niemiec. Der ausgelaugte und für seine Verhältnisse hoch frustrierte Ao Tanaka musste raus, und der weitgehend wirkungslose Felix Klaus hatte auch Feierabend. Von einer beschreibbaren taktischen Grundordnung konnte keine Rede mehr sein, der Ausgleich sollte mit der Brechstange her. Und die Last, dies in die Wege zu leiten lag nun auf den Schultern von Ísak Jóhannesson.
Joker Jona war kaum anderthalb Minuten auf dem Platz, da eroberte Ísak einen Ball am eigenen Strafraum, tankte sich einmal quer durchs Mittelfeld bis etwa 20 Meter vors Tor, sah, dass Jona im selben Tempo auf dem Flügel mitgerannt war und leicht nach innen zog, und schob einen Zauberpass durch die verteidigenden Magdeburger. Jona nimmt die Pille an, justiert ein bisschen, geht noch ein paar Schritte und semmelt das Ding dann auf brutalst mögliche Weise in den Giebel am kurzen Pfosten. Ausgleich! Inzwischen sogar verdient.
Natürlich ging das Volk in der Retematäng erheblich steil. „Ausgerechnet Niemiec!“ hieß es. Und „In der Verlängerungen machen sie die platt.“ Verlängerung? Das Spiel war doch noch gar nicht zu Ende. Das sahen die Magdeburger auch so und versuchten es noch einmal. Aber in Sachen Moral und Willen waren ihnen die Fortunen inzwischen haushoch überlegen. Es folgt die 93. Minute. Ísak nimmt das Ei nach einem Einwurf auf der linken Seite, guckt und setzt einfach mal einen Heber rechts in den Sechzehner. Der FCM-Verteidiger kann nicht abwehren, Jona kriegt die Pille, dreht sich und versenkt lang. Eskalation!
Mit dem Ausgleich war es auch ein Spiel der Bilder: Wie Sascha Rösler beim Jubeln die Wintermütze über die Augen rutschte, wie Jamil Siebert aus ungefähr fünf Metern ungebremst auf die Jubeltraube nach dem Siegtreffer flog, wie Jona Niemiec das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht kriegte, wie Daniel Thioune seinem Co-Trainer vor Freude aufs Kreuz haute, wie Ao Tanaka lächelte, wie Daniel Ginczek lächelte, wie sich Klaus Suso freute, wie sie alle den Jona herzten und küssten.
Diese geile Truppe hat sich also als wetterfest erwiesen und uns Fans, die wir nach wenig mehr geiern als einer Berlinfahrt zum Pokalfinale, glücklich gemacht. Bleiben wir bescheiden und wünschen wir uns jetzt bloß noch zwei Siege bis zur Winterpause in der Liga. Und während wir Anhänger:innen der Fortuna uns freuen wie Bolle und unser Team lieben, salbadern Typen, die sich öffentlich für Journalisten halten, wieder nun über die Mijönchen, die jetzt fließen. Euer Ergebener verachtet das.
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Ein unfassbar geiler Schlussakt, mit dem 5 min zuvor niemand rechnen konnte. Freude pur, so wird man zu Nikkelaus gerne überrascht.
Bezüglich der oder den weiteren Pokalrunden frage ich mich, ob die Trainer die Mannschaft so um-konditioniert bekommen, dass wir weiter mit Niemczycki im Tor spielen können.
Dazu sind immerhin Änderungen in den Abläufen in der Verteidigung und Mittelfeld, als auch im Angriff per weiten Torwartabschlag notwendig. Zumindest jedenfalls, wenn wir es mit Mannschaften zu tun bekommen, die so hoch und gut pressen, wie die sehr gut eingestellten Magdeburger gestern.
Gerät die Innenverteidigung, so wie gestern unter Druck und ist kein Kasti da, der es inzwischen sehr elegant löst, dann müssen die Außenverteidiger sich besser freilaufen und im Mittelfeld mehr freie Anspielstationen geschaffen werden. Kann aber sein, dass dadurch der komplette Spielaufbau zu sehr in die Defensive gerät.
Wenn aber der Ball lang auf Vermeij geschlagen wird – gestern zu oft aus der Not heraus, dann müssen die hinter Vermeij spielenden Akteure, gestern Tanaka und Appelkamp mehr auf Zack sein um den Abpraller zu verwerten. Vielleicht ist das mit Vermeij sogar eine brauchbare Eröffnung, unabhängig vom Torwart. So wie es die Tschechen mit dem langen Koller und dem quirligen Rosicky gefühlt ewig praktiziert haben. Derzeit muss bei uns die Rosicky Rolle noch geschärft werden.
Ganz wichtig ist, dass diese Überlegungen nichts mit der tadellosen Leistung von Niemczycki im Tor zu tun haben! Ich frage mich nur, ob es nicht geschickter ist, diesen tollen Keeper lieber mal im Ligaspiel ran zu lassen, als in den Alles-oder-Nichts Spielen. Und die Bedeutung des Pokals wird vom Ergebenen ja bei wirklich jeder sich bietenden Möglichkeit erläutert. 😉