Schalke vs F95 1:1 – Ein nicht ganz gerechtes Unentschieden
Am Samstag hat die glorreiche Fortuna bei Schalke 04 mit ein bisschen Glück und viel Kastenmeier einen Punkt geholt.
Bericht · Üblicherweise erzählt man ein Fußballspiel entlang der geschossenen Tore. Die Partie der beiden Traditionsvereine (die immer noch eingetragene Vereine sind) am 16. Spieltag der zweiten Liga 2024/25 lässt sich dagegen am besten entlang der von Florian Kastenmeier dargebotenen Paraden erzählen. Davon gab es je nach Zählung mindestens acht Stück, eventuell waren es sogar elf. Wer Statistiken liebt, wird sich darüber freuen, dass unser Superkeeper weiterhin der Tormann mit den meisten – Wie sagt man heute? – Saves in der Liga ist. Und ohne die herausragende Leistung von Florian Kastenmeier hätte die Fortuna diese schwungvolle Begegnung auf Schalke wohl verloren. [Lesezeit ca. 8 min]
So aber war die glorreiche Fortuna ab der 62. Minute sieben Minuten lang wieder mal Spitzenreiter dieser aufregenden zweiten Liga. Da stand es auf Schalke nämlich 1:0 für die Roten, während Paderborn in Magdeburg hinten lag. Am Samstagabend durfte sich die F95-Gemeinde wenigstens über den zweiten Tabellenplatz freuen, der aber am Sonntag wohl wieder an ein anderes Team gehen wird. Macht nichts. Was zählt ist der Tabellenplatz am 34. Spieltag.
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Kurz flammte in der Expertenrunde das inzwischen ein bisschen abgenudelte Lied davon auf, dass es in der zweiten Liga doch viel schöner ist und dass es der Fortuna so gehen könnte wie manchem Aufsteiger, der nach einer Saison wieder runter muss. So betrachtet ist eine ausschweifende Aufstiegsparty auf dem Marktplatz und in der Altstadt das wichtigste Argument für den Aufstieg. Ist doch wahr: Welche Begegnung in Liga 1 bietet so viel Spannung wie das Treffen von zwei Traditionsvereinen wie Schalke und Fortuna?
Egal. Dass es für die Rotweißen viel schwerer werden würde als gegen die doch ziemlich harm- und hilflosen Braunschweiger, war klar. Wie gut die Schalker aber wirklich drauf sind, war schwer zu beurteilen, denn ihr Sieg bei den Paddelbirnen kam hauptsächlich deshalb zustande, weil der SCP so ziemlich alles falsch machte, was man falsch machen kann. Das Spiel in der Bier-Arena zeigte aber sehr deutlich, dass S04 sehr viel stärker einzuschätzen ist als es der Tabellenplatz vermuten lässt. Aber das gilt ja inzwischen für fast alle Teams südlich von Platz 11.
Dass Trainer Thioune seine Truppe mit derselben Zusammensetzung würde auflaufen lassen wie gegen den BTSV, lag auf der Hand. Leider verletzte sich der arme Shinta Appelkamp beim Aufwärmen. Dass die Coaches an seiner Stelle Myron van Brederode brachten, löste bei manchen Gästen in der Retematäng, dem Auswärtsspiellokal par excellence, sanftes Murren aus. Euer wahnsinnig ergebener F95-Analyst ist in Sachen Myron hin und her gerissen: Einerseits verfügt der kleine Holländer über ein Potenzial, das mit dem von Christos Tzolis vergleichbar ist, andererseits zeigt er gewisse Mängel in der Sozialkompetenz. Im konkreten Fall hätte sich der Ergebene wohl eher für Danny Schmidt als Shinta-Ersatz entschieden, vielleicht aber auch für Tim Rossmann. Tatsächlich hätten diese beiden Alternativen die 3-4-2-1-Konstruktion mehr durcheinandergebracht als der Einsatz von van Brederode. Also: Gute Wahl der Trainer.
Schon in der 1. Spielminute hätte es im königsblauen Kasten klappern können. Die Fortunen pressen volles Rohr. Der Schalke-Torwart verdaddelt einen Abschlag zur Bogenlampe. Die Pille landet bei van Brederode. Unübersichtliche Sache im S04-Sechzehner, Dawid Kownacki in der Nähe, Myron versucht zu schießen, rutscht aber weg. Das wär ein Ding gewesen! Aber die Knappen setzen auch auf Überraschung: In der anschließenden Situation schlägt einer von denen einen weiten Ball aufs Fortuna-Tor, weil Florian Kastenmeier sich bisschen weit außerhalb aufhält – geht aber daneben.
Hossa, da sind aber Habaneros drin! Wobei: Bei aller Spannung, bei allem Hin und Her leitet Schiri Heft eine durch und durch faire Partie. Man respektiert sich, und Schalke-Käpt’n Karaman hat ja auch keinen Grund sauer auf die Fortuna zu sein, bei der er drei Jahre lang Dienst tat. Dass der Sky-Kommentator Cello Sobottka als Ex-Schalker bezeichnete, löste angesichts seiner 12 Jahre im F95-Dress Schmunzeln bei den Expert:innen aus.
Und damit zu den Glanzparaden. Nummer 1 findet bereits in der 3. Minute statt. Aus einem Ballgewinn entsteht ein Angriff der Königsblauen mit drei Mann auf unseren Strafraum – höchst gefährlich. Karaman schießt aus knapp 20 Metern scharf. Florian Kastenmeier streckt sich und wehrt ab. Nachdem sich das Spiel ein wenig beruhigt hat und die Rotweißen mit zwei gestaffelten Ketten (5 + 3) die Mittellinie absichern, kommt erst in der 13. Minute wieder ein Schalker Angriff durch. Der endet in einem trockenen Schuss aus kaum drei Metern Entfernung aufs kurze Eck. Kastenmeier reißt den Arm hoch und wehr ab – Parade Nummer 2.
Die Hausherren gehen ausgesprochen engagiert in die Zweikämpfe, und wo unsere Jungs gegen Braunschweig noch die übergroße Mehrzahl der Duelle gewonnen haben, sind es nun die Schalker, die Ball um Ball erobern. Dass fast allen Fortunen in dieser Phase Fehlpässe unterlaufen, macht die Sache nicht besser. Schalke ist klar am Drücker und in der gesamten ersten Halbzeit absolut das bessere Team.
Dass Thiounes Truppe den Gegner nicht wie gegen den BTSV über die Flügel unter Druck setzt, hat übrigens nichts damit zu tun, dass Vally Lunddal (rechts) oder Emma Iyoha (links) schlechter drauf waren – sie wurden einfach konsequenter bewacht. Ísak Jóhannesson dagegen fehlte ganz offensichtlich sein Spannmann Appelkamp, eine Zusammenarbeit mit van Brederode fand kaum statt. Und damit lebte das offensive Mittelfeld am Rande der Wirkungslosigkeit. Wenn aber die Flügel weitgehend ausgeschaltet sind und das offensive Mittelfeld wenig bringt, hängt Dawid Kownacki als einzige Spitze natürlich in der Luft. Das haben die Schalker mit ihrem ausgesprochen konsequenten Spiel erreicht.
Immerhin stand die Dreierkette mit Tim Oberdorf, Käpt’n Hoffmann und Jamil Siebert in den ersten 45 Minuten stabil. Auch Gio Haag und Cello Sobottka hielten stand, wobei Cello sich kaum ins Offensivspiel einmischen konnte, weil er als defensiver Sechser gefordert war. Kurz und gut: Schalke 04 zog der Fortuna in Hälfte 1 genau die Weisheitszähne, die sie gegen Braunschweig (und gegen Ende auch gegen Nürnberg) so bissig gemacht hatte.
Und dann die 31. Minute: Perfekter Umschaltmoment unserer Jungs. Geniestreich von Jóhannesson, der zwei Schalker abkocht und auf Dawid Kownacki passt, der wiederum den hereinlaufenden Myron van Brederode bedient. Der schießt. Und: Tor!!! Denkste… Leider stand unser Dawid beim Pass vom Ísak deutlich im Abseits. Aber eine feine Kombination, die unbedingt eine Bude verdient hätte, war das allemal.
Das Ding, bei dem ein Knappe die Kugel in der 33. Minute genau auf unseren Schlussmann drischt, zählen wir mal nicht als Parade. Dafür seine Aktion in der 18. Minute gleich als Doppelparade. Erst hindert er die Einnetzung einer Flanke, dann wehrt er den Schuss des völlig freistehenden Schalkers vom Elfmeterpunkt ab. Florian, du bist ein Torwartgott! Das waren die Paraden Nummer 3 und 4. Und weil wir Kastenmeier nicht größer machen wollen als er ist, zählen wir seine Rettungstat in der 32. Minute mal nicht als Save.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
In der Pause war sich die Expertenrunde einig, dass die Fortunen trotz aller Fehler relativ sicher in der Defensive stand. Vor allem, weil die Schienenspieler (Iyoha, Lunddal) kräftig nach hinten arbeiteten, denn sowohl Jamil Siebert als auch Tim Oberdorf hatten es mit den schnellen Außenstürmern der Hausherren nicht leicht. Und trotzdem: Nur die Dinger, die Florian Kastenmeier parademäßig entschärfen musste, waren wirklich gefährlich. Ansonsten ging viel drüber und daneben. Also gab es keinen Anlass, taktisch oder personell etwas zu verändern.
Die erste Chance nach Wiederanpfiff hatten die Unsrigen: Cello schiebt scharf rein, und Dawid verpasst um Millimeter. Überhaupt haben die Düsseldorfer die Partie nun besser im Griff und stoppen Schalker Angriffe deutlich früher und konsequenter. Außerdem setzen sie jetzt viel öfter zum hohen Pressing, und das mögen die Königsblauen erfahrungsgemäß überhaupt nicht. Erst in der 58. Minute kommt wieder ein gefährlicher Schuss von denen – und? Na klar: Florian Kastenmeier faustet das Ding weg.
So langsam roch es nach einem 0:0. Aber die Konzentration lief auf beiden Seiten. Und jetzt – meinten unsere Coaches – sei es an der Zeit, mehr offensiven Schwung auszulösen: Gute Entscheidung! In der 58. Minute brachten sie Joker Niemiec für Vally Lunddal, der vor lauter Abwehrarbeit kaum zu dem Spiel fand, das ihn gegen Braunschweig so wertvoll gemacht hatte. Die Wirkung setzte unmittelbar ein. In der 62. Minute produzierte Tim Oberdorf ein klasse Langholz und fand Jona und Dawid, die nur noch einen Schalker vor sich hatten. Handelsübliche Spochtrepochter sagen in solchen Situationen gern: Wie aus dem Nichts… Und tatsächlich macht Kownacki das 1:0. Die erwähnten Sprech- und Schreiberlinge nennen eine Führung wie diese gern „unverdient“. Der Ergebene würde abmildern auf „nicht ganz verdient.“
Drei Minuten später ein ähnliches Ding, aber der gut gedachte Pass von Niemiec erreicht Kownacki nicht. Nicht dass wir uns vertun: Immer noch ist S04 die bessere Mannschaft mit der größeren Torwahrscheinlichkeit. Aber gerade offensiv kommt fußballgottseidank mehr von den Roten, was die Knappen offensichtlich ein wenig überfordert.
Aber die Konzentration hatte eben doch auch bei den Fortunen nachgelassen. Und die Art und Weise wie der Ausgleich in der 72. Minute fiel, belegt das ziemlich deutlich. Bei einem Vorstoß der Schalker stehen auf unserer rechten Seite praktisch alle zuständigen Kollegen falsch. Der spätere Flankengeber hat Platz ohne Ende. Im Sechzehner findet null Zuordnung statt. Also landet das Ei auf der Birne eines völlig ungedeckten Königsblauen, der mühelos einnickt. Da konnte selbst ein Kastenmeier nichts dagegen tun. Unentschieden, also. Und noch 18 Minuten plus Nachspielzeit liegen an.
In der 74. kommt Zimbo Zimmermann für Gio Haag, der einen Hauch ermüdet wirkt. Konter über Emma Iyoha, der auch abzieht, aber zu schlapp. Nochmal Iyoha in der 80. Minute, wieder zu unscharf. Stattdessen kommen die Schalker wieder gefährlich. Einer schießt fast unbedrängt. Die Kugel geht an die Latte, von da aus an den Pfosten und endlich in die Hände unseres Torhüters. Große Wechselei in der 85. Minute. Joshua Quarshie, Tim Rossmann und Dzenan Pejcinovic kommen, Sobottka, Iyoha und van Brederode gehen.
Noch einmal drehen die Gastgeber auf. Das gibt Kastenmeier in der 88. Minute die Gelegenheit zu einer weiteren Parade. Die Niederlage verhindert unser Tormann schließlich in der Nachspielzeit. Unbedrängt kommt ein Knappe am Rand des Fünfers zum Schuss, eigentlich ein Hundertprozenter, aber Florian Kastenmeier steht goldrichtig und zeigt noch einmal einen seiner tollen Reflexe. Puuh, das war knapp…
Dass unsere Jungs in der zweiten Halbzeit besser mit den Schalkern klarkamen, hat auch damit zu tun, dass Cello Sobottka den Karaman immer besser in den Griff bekam, sodass der kaum noch stattfand. Andererseits malen die Statistiken ein deutliches Bild: Schlechtere Passquote und weniger Balleroberungen auf Seiten der Fortuna. Immerhin haben die Rotweißen mehr Meter abgespult als die von über 50.000 Fans motivierten Schalker.
So stark hätte euer stets ergebener Berichterstatter Schalke 04 nicht erwartet. Verrückterweise scheint bei denen der Trainerwechsel zu wirken, obwohl der neue Coach weder taktisch noch personell irgendwelche tiefgreifendere Maßnahmen ergriffen hat. Muss wohl wieder solch eine Kopfsache sein. Vielleicht hat die hochemotionale Kabinenpredigt von Kenan Karaman in Paderborn über die Partie dort hinweg gewirkt. Aber wenn das Remis auf Schalke irgendwas beweist, dann, dass in der Zweitligasaison 2024/25 tatsächlich jeder jeden schlagen kann – außer Regensburg, natürlich. Zwischen dem ersten und dem zehnten Tabellenplatz liegen gerade einmal vier Punkte, und selbst Nürnberg und Schalke können sich in der Rückrunde in den Kreis der Aufstiegsaspiranten spielen.
Weil es immer noch nicht so aussieht, als würde dieser Kreis kleiner werden, kann es das fortunistische Ziel nur sein, die Vorweihnachtspartie gegen Magdeburg am kommenden Freitag zu gewinnen. Damit könnten die Rotweißen sogar wieder Tabellenführer werden – wenn die Konkurrenten durchweg für uns spielen. So wie’s aussieht, wird diese Saison wohl erst Ende April, Anfang Mai entschieden, wobei es nicht unwahrscheinlich ist, dass am Ende die ersten Sechs in der Tabelle punktgleich sind und die Tordifferenz entscheidet. Was bedeutet, dass Fortuna gern noch ein paar Mal ein 5:0 oder besser rausholen sollte. Vorstellbar ist das.
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