F95 vs HSV 0:3 – Wenn du die Dinger nicht reinmachst…
Die ansonsten glorreiche Fortuna musste sich am Sonntagnachmittag gegen den HSV geschlagen geben, war aber nicht die schlechtere Mannschaft.
Bericht · Vermutlich lässt sich dieses Fußballspiel am besten mit Hilfe diverser Spochtrepochter-Floskeln und -Phrasen beschreiben. So wie in der Überschrift. Oder mit dem Allgemeinplatz, den mehrere F95-Kicker und -Coaches nach der Partie zum Besten gaben: „Wir hätten noch stundenlang weiterspielen können und kein Tor geschossen.“ Konnte aber auch keiner ahnen, dass der gelegentliche HSV-Fliegenfänger Raab einen Sahnetag im Müsli gefunden hatte. Womit gleich zwei weitere Begriffe aus dem Jargon zum Einsatz kommen. Auch mit dem Konjunktiv ließe sich angesichts der ganzen Geschichte gut operieren: „Hätte Haag das Ding in der 3. Minute reingemacht, wäre das Spiel anders verlaufen.“ [Lesezeit ca. 7 min]
Alles irgendwie richtig und irgendwie falsch. Denn man kann die Niederlage auch sachlich analysieren. Zum Beispiel mit der Frage, weshalb sich ausgerechnet Valli Lunddal mit diesem Dompé herumschlagen musste, was ihn durchweg sehr schlecht aussehen ließ. Unser neuer Isländer war defensiv einfach überfordert, zeigte aber ab und an, dass er offensive Stärken hat. Nun hat der genannte Monsieur D. leider auch ein Traumtor fabriziert. Aus einem abgefangenen Fortuna-Freistoß startet er einen Sololauf übers halbe Feld. So richtig ran geht keiner – weder Lunddal noch Oberdorf – sodass die schnelle Rothose sich in eine gute Schussposition an der Strafraumkante, leicht nach links versetzt, bringt und perfekt abzieht: ein Traumtor in den rechten oberen Winkel; Flo Kastenmeier chancenlos.
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Bis dahin hatten die Fortunen so agiert, wie es sich viele Fans schon seit Längerem wünschen. Sie gingen offensiv kraftvoll und mutig zu Werk. Und produzierten dabei feine Spielzüge. Das Schienenduo auf links sorgte mehrfach für brennende Gefahr. Tim Rossmann glänzte, und die Kooperation mit Nico Gavory klappte ausgezeichnet. Überhaupt hat Felix Klaus nicht Unrecht, wenn er sagt, dass diese Begegnung vielleicht das beste Spiel der Fortuna in der laufenden Saison war. Okay, die herausragende Arbeit beim 1:0 gegen Hanoi hat er dabei übersehen.
Jedenfalls stand es nach acht Minuten nicht 1:0 für uns, sondern 1:0 für den Zweitliga-Dino (der am Ende der Saison sowieso Vierter wird oder in der Relegation scheitert). Irgendwas passierte dann in den Köpfen der Burschen in Vollrot. Sie spielten passiv. Und es sah aus, als habe ihnen Trainer Thioune das hohe Pressing ausdrücklich verboten. Schade, denn genau das wäre das Mittel der Wahl gewesen gegen eine Sturmreihe, die das gar nicht mag. Vielleicht erschien den Coaches diese Methode dann doch zu mutig, und Konter wie den nach dem Freistoß wollte man wohl nicht riskieren.
Die Volksweisheit sagt ja auch: Mut führt zu Übermut, und der wird bestraft. Ergebnis war, a) dass der HSV deutlich mehr Ballbesitz hatte, b) dass es kaum noch Torschüsse gab und c) dass die Stümmung auf ihren Kern schrumpfte. Nun gut, unsere Ultras hatten auch nicht ihren besten Tag, und vielleicht hat deren Plenum beschlossen, ein Best-of-Schlafwagen zu bringen, ein Potpourri der ödesten Gesänge, die ohnehin niemand außerhalb der Blöcke 38/39 mitsingen kann und mag. Und das ausdrücklich kein handelsübliches Ultras-Bashing.
Die Menge derjenigen, die es mit der wunderhübschen Diva halten, nahm den Rückstand übrigens mit einiger Gelassenheit. Die Schuldfrage wurde nicht gestellt und keine überhasteten Wechsel beantragt. Weiß man ja auch, dass Thioune so gut wie nie vor der 60. Minute wechselt. In der Pause skizzierte dann Mit-Experte Tobi ein mögliches Rezept mit verändertem Personal. Er schlug zu Recht vor, Valli Lunddal von der für ihn schwer lösbaren Aufgabe zu entbinden und Zimbo Zimmermann an seiner Stelle zum rechten Außenverteidiger zu machen. Zudem sollte die Doppelsechs aufgelöst und Shinta Appelkamp reingeholt werden, um im Verbund mit Ísak Jóhannesson für mehr Kreativität in der Offensive zu sorgen. So ähnlich kam es dann auch … natürlich viiieel später.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Für Menschen, die weder blauschwarz noch rotweiß bluten, war die Partie ziemlich ansehnlich, um den üblichen Spruch der TV-Kommentatoren vom „Unterhaltungswert“ zu meiden. Selbst in den Phasen, in denen die Fortunen nur ihre eigene Hälfte verteidigten und der HSV so spielte, wie F95 sonst, nämlich hintenrum, gab es aufregende Szenen. So wie die in der 13. Minute, in der Felix Klaus nach einem schicken Pass von Lunddal und einem ausrutschenden Gegner frei aufs Tor laufen konnte. Leider hat der Blondierte die Pille dabei mit der Hand mitgenommen.
In der ruhigen Phase zwischen der 20. und 35. Minute wurde das Baumgart’sche Rezept deutlich. Vor dem Ball pusteten sie die Dreierkette auf fünf Mann auf und postierten davor eine Viererkette. Ganz vorne dann nur der berüchtigten Glatzel. Apropos: Genau den und diesen Wandersöldner Selke hatte die F95-Verteidigung ziemlich gut im Griff. Letzterer kriegte nix auf die Kette, Glatzel hatte bei seinen Schussversuchen zunächst Pech, wurde dann aber doch zum Doppeltorschützen. Dazu später mehr.
Als euer rotweiß lackierter Ergebene über das Spiel nachdachte, fiel ihm immer wieder ein Reim ein: Der HSV, der macht das schlau. Tatsächlich arbeiteten die Nordrauten ähnlich abgeklärt, wie wir das von unseren Jungs gewohnt sind, und liefen nicht in die Fallen, die ihnen gestellt wurden. An manchen Stellen kam dem Ergebene der Auftritt des Hamburger Vizestadtmeisters so ähnlich vor, wie der der Fortuna vor ein paar Wochen gegen die Hertha. Auch deshalb geht der Sieg des HSV in Ordnung, wenngleich er viel zu hoch ausfiel.
Und – Achtung, schon wieder Konjunktiv – hätte der unglückliche Gio Haag in der 80. Minute nicht mit der Pfote an die Pille gelangt, um den mehrfach erwähnten Glatzel am Torschuss zu hindern, wer weiß, ob den Fortunen dann nicht doch noch der Ausgleich und in der Nachspielzeit das Siegtor gelungen wäre. Denn die Jungs in Rot waren schon seit der 65. Minute dabei, die Gäste gehörig unter Druck zu setzen. Zwischen diesem Zeitpunkt und dem Elfer hatte F95 drei mächtige Chancen, aber entweder die Kugel wurde geblockt oder dieser Raab klärte. In der 84. dann die Chance zum Anschluss, und eine Minute später ist das Ding tatsächlich im Gehäuse. Aber Käpt’n Hoffmann hatte einen auf Maradona gemacht, und das Ei händisch hinter die Linie bugsiert.
Der erwähnte Druck kam schon ein bisschen mit der Einwechslung von Jona Niemiec in der 69. Minute auf, so richtig aber erst als Shinta Appelkamp in der 78. auf die Wiese kam. Mal abgesehen davon, dass die Offensive damit um einiges abwechslungsreicher geriet und endlich auch interessante Ecken geschossen wurden, belegte dieser Wechsel die oben erwähnte Theorie, dass Ísak und Shinta als Kreativdirektoren prima zusammenarbeiten. Der Austausch von Myron van Brederode für Tim Rossmann, der durchgehend heftig geackert hatte, änderte dagegen so wenig wie der Wechsel von Vince Vermeij für Dawid Kownacki.
Unser polnischer Rückkehrer hat ebenfalls gut gearbeitet und wäre in der 70. beinahe zum Ausgleichsschützen geworden. Ansonsten bekam der sympathische Dawid erneut viel zu wenig serviert. Tatsächlich wurde wieder einmal fast ausschließlich über die Flügel angegriffen. Ob Thioune Steckpässe in der Zentrale und Fernschüsse verboten hat? Man weiß es nicht… Jedenfalls kommt es dem Ergebenen so vor, als würde Kownacki erst wirklich gefährlich als Teil einer Doppelspitze – entweder mit Danny Schmidt als hängende Neun oder mit Vince Vermeij neben ihm.
Ja, und dann war da noch Emma Iyoha, der sich schon früh in der ersten Hälfte warmmachen durfte, aber erst in der 49. Minute für Gavory reinkam. An seinem Auftritt kann es nicht gelegen haben, dass Nico gehen musste; auch wenn er gerade offensiv nicht so stark spielte wie zuletzt, kann nur vermutet werden, dass er nicht ganz fit war. Emma durfte also mal wieder auf dem linken Flügel rennen und wollte es wissen. In der 80. Minute nahm er einen Pass von Zimmermann auf und zog ab. Und wieder hatte der Keeper Nr. 2 der Hamburger einen lichten Moment und wehrte ab.
Jedenfalls begann die Fortuna also wieder mit der aktiven Teilnahme am Spiel. Und ausgerechnet in dieser Phase passiert das Ding mit dem Handspiel, das nicht nur zum Strafstoß führte, sondern Gio Haag auch noch eine rote Karte einbrachte – regeltechnisch korrekt, aber diese beschissene Doppelbestrafung gehört einfach auf den Müllhaufen der Fußballgeschichte. Dass dann auch noch das 0:3 fiel, hatte wenig mit der Unterzahl zu tun. Wenn ein Team noch ernsthaft versucht, nach der 83. Minute bei 0:2 auf Ausgleich zu spielen und zu kämpfen, kann so etwas eben passieren.
Der Ergebene möchte der Mannschaft keine Vorwürfe machen – außer, dass die Buben insgesamt zu brav sind. Wie ein Kollege so um die 65. Minute herum meinte: „Die müssen auch mal härter spielen, auch mal auf die Knochen gehen, dem Gegner Angst machen.“ Richtig, aber es ist ja nix Neues, dass unsere Kicker eher liebe Schwiegersöhnchen als Pausenhof-Rowdys sind. Vermutlich würde der ebenfalls brave Cheftrainer Daniel Thioune es auch gar nicht zulassen, dass die Jungs im Zweifelsfall auch mal kloppen.
Der Fußballberichterstatterspruch zum Ergebnis lautet natürlich: „Die Serie ist gerissen“, was sich für den Ergebenen immer nach einer schweren Verletzung anhört. Selbstverständlich wurde berichterstattend auch darauf herumgekaut, dass es Thiounes hundertstes Fortuna-Spiel war und dass der HSV die letzten 13 Spiele (oder so) in Düsseldorf nicht mehr gewonnen hat. Immerhin wurde kein Fluch besiegt, und weitere sinnlose Statistiken gab es auch nicht zu zitieren.
Macht ja alles nichts, denn die glorreiche Fortuna ist weiterhin Spitzenreiter. Der KSC, der für den Ergebenen immer noch klarer Aufstiegskandidat ist, und die Überraschungstruppe aus Magdeburg schenkten uns jeweils ein Unentschieden. Hannover ließ sich von Braunschweig eine Niederlage einschenken, und neben dem HSV war es nur Paderborn, das durch einen Sieg oben mitmachen will. Die F95-Spieler dürfen jetzt nur nicht den Fehler machen, bei den äußerst schwachen Regensburger nicht zu gewinnen. Die drei Punkte müssen mitgebracht werden, sonst wird es schwierig mit der Tabellenführung.
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