Elversberg vs F95 1:1 – Abwehr Top, Angriff Flop, Ergebnis akzeptabel
Der SV Elversberg brauchte gestern an der Kaiserlinde einen Elfer, um nicht gegen die defensivstarke Fortuna zu verlieren.
Bericht · Wäre der gute Jamil seinem Gegenspieler in der 78. Minute nicht im jugendlichen Überschwang in die Hacken gelaufen, wer weiß, ob unsere geliebte Fortuna in Elversberg nicht als Sieger vom Platz gegangen wäre. Sagen wir so: Von einem zweiten Treffer waren die roten Osterhasen meilenweit entfernt, aber die weißen Elven an einem Tor aus dem Spiel heraus auch nicht sehr dicht dran. Das lag an einer astreinen Abwehrleistung der Herren Kastenmeier, Hoffmann, Oberdorf und Siebert mit kollegialer Unterstützung von Gavory, Zimmermann und Heyer. Ein stadtbekanntes, schwarzgelbes Boulevardblatt vergab dagegen für drei der restlichen vier Buben davor jeweils eine glatte FÜNF – und das ausnahmsweise völlig zu Recht. Wobei der Osterhase aber in der Verbindung im Pfeffer lag. [Lesezeit ca. 6 min]

Denn dort lag der Quell allen Unbehagens. Dort wurden serienweise Zweikämpfe verloren, Fehlpässe geschlagen und zweite Bälle dankend abgelehnt. Und wenn Ísak Jóhannesson in der 73. Minute nicht die Traumbude gemacht hätte, wäre er auch mit maximal einer 4- zu bewerten gewesen. Die Formdelle des Isländers wächst sich langsam zum Canyon aus, und das wirkt sich vermutlich auf seinen Marktwert aus und die Wahrscheinlichkeit, dass ihn irgendein reicher Verein haben will. Daran, dass Shinta Appelkamp weiter an seiner Tarnkappe strickt, hat man sich auch schon fast gewöhnt.

Danny Schmidt, der dem Ergebenen in Paderborn noch so gut gefallen hatte, fand überhaupt nie ins Spiel, und Dawid Kownacki versuchte immer wieder erfolglos, mit der Birne an die weiten Kastenmeier-Abschläge zu kommen. Kann sein, dass der Ergebene irrt, aber für ihn war die Entstehung des 1:0 der einzige funktionierende Spielzug der Fortunen in der gesamten Partie. In Halbzeit Eins jedenfalls kamen die Roten überhaupt erst in der 25. Minute zum ersten Torschuss, und am Ende lagen sie in dieser Kategorie mit 5 zu 25 hinten. Fünf zu fünfundzwanzig… Da spricht die Statistik ausnahmsweise mal Bände. Und der einzige relevante Wert, bei dem sie vorne lagen, war die Laufleistung, denn sie spulten – Ta-taa! – 200 Meter mehr ab als die Weißen.
UNTERSTÜTZT die FORTUNA-PUNKTE!
Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach dieser kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von sogenannten Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Aber aus der Erfahrung der vergangenen drei Partien wird ein Schuh draus. Und der ist aus Verletzten genäht. Die betreffen bekanntlich seit einiger Zeit vor allem die Offensive, gestern ganz besonders. Aktuell fehlen in diesem Bereich die neben Dawid Kownacki (und mit Abstrichen Danny Schmidt) besten Spieler; auf der linken Seite zum Beispiel Myron van Brederode, Tim Rossmann und Emma Iyoha (und, ja, Dennis Jastrzembski ist theoretisch auch dort ansässig), rechts muss Thioune auf Momo Kwarteng und Felix Klaus (tja, dumm gelaufen, ihn im Winter gehen zu lassen…) verzichten, und in der Mitte stehen Dzenan Pejcinovic und Vince Vermeij nicht zur Verfügung. Was im Klartext heißt: Gestern saß neben Jona Niemiec nur ein weiterer Offensivmann auf der Bank, nämlich Deniz Bindemann aus der Zwoten.

Kein Wunder, dass die Coaches von vornherein auf Außenstürmer verzichteten und nur Nico Gavory auf links so ein bisschen auf Schienenspieler machte. Wobei die Experten, die für Seiten wie kicker.de und bundesliga.de die Aufstellungsbildchen malen, ganz schön ins Schleudern kamen. Beide zeichneten fortunistische Viererketten. Wenn überhaupt, dann handelte es sich um eine Dreieinhalberkette – was man schon daran sehen konnte, dass mit Hoffmann, Oberdorf und Siebert drei Innenverteidiger am Start waren.

Der Ergebene hat – wie gesagt – Gavory als Schienenkerl identifiziert und eine schräge Doppelsechs mit Heyer und Zimmermann gesehen, wobei Zimbo noch am ehesten auf der rechten Außenbahn Offensives versuchte. Und doch fiel Ísaks schicke Bude über den linken Flügel; ausgehend von Jamil Siebert über Nico Gavory zu Shinta Appelkamp, der Ísak Jóhannesson an der Ecke des Fünfers erreichte – ein wunderbarer Spielzug!

Wie ja überhaupt auch bei anderen Teams, national und international, asymmetrische Systeme en vogue sind, dass also offensiv ein Flügel durchgehend überladen wird und dass sowohl im offensiven als auch im defensiven Mittefeld die beiden kooperierenden Kollegen so gut wie nie auf einer Höhe agieren. Das macht es schwerer, während der laufenden Partie die gerade geltende Systematik von außen zu erkennen – das war zu Hochzeiten der 4-4-2-Systeme noch ganz anders.

Genau wie die feine Kombination zum 1:0 hätte es a) öfter und b) auch mal auf dem rechten Flügel laufen müssen. Tat es aber nicht, und das lag vor allem an der vom Ergebenen so gesehenen Doppelsechs. Mo Heyer und Zimbo Zimmermann sind zwei sehr erfahrene Kicker, aber genetisch eben doch Verteidiger – sie denken vorwiegend defensiv, und das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Dass Zimbo früher auch offensiv oft erfolgreich war, lag an der langjährigen Partnerschaft mit Felix Klaus. Der ist ja nun nicht mehr da, und der gute Felix, der fehlt.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Vielleicht hätte Daniel Thioune es relativ früh mit der Einwechslung von Valgeir Lunddal für Zimmermann versuchen sollen. Der weißblonde Isländer zeigt in seinen guten Spielen immer sein offensives Herz auf der rechten Seite. Aber, es war nicht ganz klar, ob und wie fit Vally wirklich war, der dann in der Nachspielzeit kam, als unsere Coaches ein bisschen Zeit vergeuden wollten, um das Remis zu halten. Jona Niemiec kam dann auch erst – für Appelkamp, was zu dieser Zeit nur noch wenig Sinn ergab.

Was wäre gegen defensiv nicht besonders starke Elversberger möglich gewesen, hätten die Fortunen nicht wieder so fehlerhaft gespielt? Ja, genau, ein goldwerter Auswärtssieg. Was wäre passiert, hätten die Jungs um Käpt’n Hoffmann mal öfter auf Steilpässe gesetzt? Mal öfter in den freien Raum gespielt? Und wären die Kollegen dann auch in diese Räume gerannt? Nicht auszudenken, wie sie die SVE hätten unter Druck setzen können, wenn sie ein paar mehr Zweikämpfe gewonnen hätten. Trotz aller Personalprobleme: Fortuna hätte in Elversberg gewinnen können … weil die Defensive erneut so sicher war.
Dass der Ausgleich durch einen Strafstoß zustande kam, ist Indiz dafür. Und, nein, Jamil Siebert hat seinen Gegenspieler nicht – im engeren Sinn – gefoult, sondern ist ihm mit zu viel, ähem, Energie nachgegangen und hat ihm dabei die Beine durcheinandergebracht. Und, ja, das war ein klarer Elfmeter. Die Entscheidung passte prima zur klaren Leitung durch Schiri Robert Hartmann, und dass Käpt’n Hoffmann bei ihm heftig gegen den Strafstoßpfiff protestierte, war völlig überflüssig.

Was dem Ergebenen am meisten in Erinnerung blieb von dieser eher unspektakulären Begegnung? Der exaltierte Torjubel von Ísak Jóhannesson, der mit einer Traube Kollegen rüber rannte zum Fortuna-Block, wo sich ebenfalls ekstatische Szenen abspielten. Wie dieser junge Isländer brennt! Wie er seine Mitspieler mitreißt! Wie er die Fans zu NOCH MEHR Unterstützung auffordert! Nein, Formdelle hin oder her, dieser wunderbare Kerl muss bleiben!
Außerdem beeindruckend: Das ausverkaufte Stadion an der Retematäng. Im Inneren die üblichen Verdächtigen samt Fanclub Retefortäng und Expertenrunde, draußen handgeschätzte 300 Freunde der glorreichen Fortuna, die das Spiel bei feinstem Frühlingswetter und besten Kaltgetränken auf den Bildschirmen verfolgten. Für flanierende Touris und Junggesellenabschiedsknallis gab’s da oft kein Durchkommen.

Und auch wenn der Ergebene den Käpt’n bisweilen ein bisschen wegen seiner Friedfertigkeit und seiner ständigen Rückpässe natzt: Mittlerweile plädiert er dafür, dass auch dieses Innenverteidigertrio zusammenbleibt – bis es einen annähernd gleichwertigen Ersatz für Andre Hoffmann gibt. Und dann kann er immer noch eine ähnliche Rolle im Kader spielen wie einst Adam Bodzek. Und völlig unverzichtbar für die Fortuna der Spielzeit 25/26 – egal in welcher Liga – ist Florian Kastenmeier, bei dem sich der Ergebene immer fragt, warum so wenige nicht aus Düsseldorf kommende Fußballexperten erkennen, was für ein hervorragender Keeper er ist. Auch Dawid Kownacki sollte uns erhalten bleiben – aber nur, wenn es gelingt, ihm einen Kollegen als zweite Spitze zur Seite zu stellen, der ihn ergänzt – so wie Dzenan Pejcinovic es ein paar Mal geschafft hat.

Tatsache ist, dass der dritte, zur Relegation für die erste Liga berechtigende Platz 3 für die Fortuna wider Erwarten immer noch in Reichweite ist. Da wird ein Blick aufs Restprogramm interessant. Nächsten Samstag kommt Miro Klose mit dem Glubb zum Abendspiel. Die Nürnberger Würstchen zeigen sich in den letzten Wochen als Ü-Eier: mal gewinnen sie unerwartet, mal verlieren sie grundlos. Dieser Heimsieg ist im Hinblick auf den dritten Tabellenplatz eigentlich ein Muss. Dann geht’s nach Braunschweig; der BTSV hat aktuell einen unfassbaren Lauf, und es wäre wünschenswert, dort nicht zu verlieren. Das Heimspiel gegen Schalke könnte dann der Schlüssel sein, mit dem F95 die Tür zu Liga 1 aufschließt; die Chancen stehen nicht schlecht, wenn dann endlich wieder eine größere Auswahl an Stürmern am Start ist. Und vor der letzten Partie, dem Auswärtsspiel in Magdeburg, sollten wir alle nicht allzu viel Angst haben; den 1. FCM können wir, den haben wir im Heinz-Krügel-Stadion schon zweimal in entscheidenden Momenten geschlagen.
Wie wär’s? Ein Schumacher-Stadion-Alt (5,50 €) pro Spielbericht – einfach per Paypal geben:
oder per Paypal an ergebener@fortuna-punkte.de senden.
Entdecke mehr von Fortuna-Punkte
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Im Vergleich des Kommentars zum Spiel gegen den PSC ist dieser Post eines treuen Fans unseres ❤️ Vereins, dazu noch einem Ergebenen, würdig. Diesmal hat er sich zusammen gerissen 😉. Ein durchgehend guter, zutreffender Bericht. Bis auf die Kopfballchance kurz vor Schluß der Partie, die das Siegtor für unseren Herzensverein hätte sein können/müssen. Wäre eine Erwähnung wert gewesen. Sei’s drum, ich will kein Korinten***er sein. Gerade an Ostern ist Glauben ein großes Thema, warum nicht an den Aufstieg glauben? Wie sagte ein großer Trainer einst: Entscheidend is auf’m Platz. In dem Sinne bunte und fröhliche Ostern🐰