Bochum vs F95 (Relegation) 0:3 -Am Ende war es dann ganz einfach
In einem Spiel mit zwei verschiedenen Halbzeiten schlug die glorreiche Fortuna den VfL Bochum im Hinspiel der Relegation mit 3:0.
Bericht · Beim Jubeln nach dem 2:0 wurde euer Ergebener beinahe ohnmächtig, so sehr übermannten ihn die diversen Emotionen. Als er wieder bei sich war, dachte er nur noch: „Was für eine geile Truppe!“ Denn da agierte eine Mannschaft in Weiß gegen einen trüben Haufen in Blau. Also, zu diesem Zeitpunkt. Nach diesem zweiten Gegentor gaben sich die Bochumer mehr oder weniger auf, und ohne diesen Stöger hätten sie eh keine Chance gehabt gegen das wunderbare, von Trainer Daniel Thioune geformte Team. Seien wir ehrlich: In der ersten Halbzeit sah die Fortuna nicht wirklich gut aus, und auch Bochum hätte mit einer Führung in die Pause gehen können. Das wurde alles in Hälfte Zwo anders. [Lesezeit ca. 7 min]
Tatsächlich setzten die Blauen unsere Jungs in der ersten Viertelstunde massiv unter Druck. Und die stellten sich nicht richtig gut darauf ein: Man ließ den Gegnern zu viel Platz, stand meist zu weit entfernt, verlor die Zweikämpfe und gewann kaum zweite Bälle. Da konnten einem, der die Fortuna liebt, schon angst und bange werden. Dann aber kam die 13. Spielminute (Ja, genau, die dreizehnte…)…
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Es gibt eine Ecke von links für die Fortuna. Wie Christos Tzolis später zugab, sollte er nach Plan das Ding auf die lange zirkeln, wo sich unter anderem Felix Klaus und Vince Vermeij einsortiert haben. Aber, wie er so ist, unser fröhlicher Grieche, entscheidet er sich, die kurze Ecke anzuvisieren. VfL-Keeper Luthe riecht den Braten und hechtet dorthin. Die Pille aber berührt den Pfosten und springt ins Feld zurück. VfL-Hofmann reißt noch die Arme hoch nach dem Motto „Ich bleib weg“, da trifft ihn das Ei am Oberschenkel und springt am liegenden Luthe vorbei über die Linie. Wenn je der Ausdruck „kurios“ auf ein Eigentor gepasst hat, dann jetzt.
Ja, die gut 800 Fortuna-Fans beim Public Viewing im Henkelsaal jubelten und freuten sich ganz doll, aber die Euphorie hielt sich noch in Grenzen. Zumal der Ausgleich kaum drei Minuten später hätte fallen müssen. Stöger, der dank massiver Begleitung durch unsere Außenverteidiger überhaupt nur bei Standards glänzte, schlug eine Ecke, einer seiner Kollegen stieg hoch und köpfte … an den Pfosten, von wo aus die Kugel Flo Kastenmeier in die Arme sprang – Glück gehabt. Oder in derselben Minute, als das Ei im Netz landete, der schießende Bochumer aber klar im Abseits stand.
Nein, unsere Abwehr schwamm nicht, stand aber nach dem 0:1 erheblich unter Druck. Gleich drei gute Chancen für die Hausherren brachten nichts ein. Kurz und gut: Der Ausgleich für das TiefimWesten-Team zur Pause wäre mehr als gerecht gewesen. Noch zweimal versuchte es Tzolis mit seinen Schlitzohrecken, und einmal griff Luthe voll daneben.
Sat1, der übertragende Sender, blendete regelmäßig einen gewissen Goretzka ein, beim VfL ausgebildet und jetzt bei den Bayern. Ja, klar, wenn deutsche Fußballrepochter in einem Spiel ohne FCB-Beteiligung keine Möglichkeit finden, die Scheißbayern zu thematisieren, dann eben so. Dass sich im Auswärtsblock, also zwischen den Fans und nicht in einer VIP-Loge Fortuna-Helden wie Oliver Fink, Lumpi Lambertz, Axel Bellinghausen und Jens Langeneke sowie die toten Hosen Campino und Andy fanden, war den Sat1-Fuzzi keine Erwähnung wert. Wie sie ohnehin schon in der Vorberichterstattung bis auf ZWEI Minuten nur über den VfL Bochum sprachen, kein Wunder bei Stefan Kuntz und dem BMG-Liebchen Opdenhövel. Während die Kameras vor dem Anpfiff ständig über die blauweißen Zuschauenden strichen, war der F95-Block tatsächlich erst um die 15. Minute herum erstmals im Bild.
Man musste als Fortuna-Anhänger:in keine Paranoia haben, um diese Berichterstattung als Skandal zu empfinden, als einseitig, unausgewogen und allen journalistischen Standards widersprechend. Und wer sich die Sportschau-Zusammenfassung anschaut, wird feststellen, dass fast nur die Fortuna-Fans zu hören waren, während sich schon in der Pause das Bochumer Publikum in Selbstmitleid suhlte. Das ging in der sogenannten Halbzeitanalyse so weiter und hörte auch nach dem Abpfiff nicht auf. Der Ergebene denkt, wir sollten diese Privatversender-Bratzen beim Heimspiel am Montag aber mal sowas von beschimpfen!
Neben dem unglaublichen Support bleiben zwei Aspekte positiv zu vermerken: Der sehr gut pfeifende Schiri Schröder und dass die Partie von beiden Seiten mit maximaler Fairness geführt wurde. Lediglich zwei gelbe Karten an zwei Bochumer gab es – mehr war auch nicht nötig. Und zum Glück hat sich niemand verletzt, außer einem Bochumer, dem Flo Kastenmeier bei einer Parade volle Kanne auf den Arm trat.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
In der Pause vermischten sich dann Hunderte Fortuna-Fans zwischen dem Henkelsaal und der Retematäng, um das Gesehene zu diskutieren. Man war sich einig, dass unsere Jungs in den zweiten 45 Minuten vielmehr pressen und den Gegnern auf den Füßen stehen sollten. Anlass für Auswechslungen sah niemand. Tatsächlich war die Entscheidung der Coaches, erneut Cello Sobottka und Yannik Engelhardt als Doppelsechs einzusetzen und auf das übliche offensive Mittelfelddreieck zu verzichten, absolut richtig. Dass davor, dahinter oder dazwischen Ao Tanaka als Achter arbeitete, machte die ganze Sache enorm variabel, wobei Felix Klaus und Christos Tzolis in dieser Formation als echte Flügelstürmer agierten.
Allerdings waren ihre Schienenkumpanen, links Emma Iyoha, rechts Zimbo Zimmermann, defensiv doch so sehr eingespannt, dass sie sich in Hälfte Eins nicht sehr oft im Angriff engagieren konnten. Das galt vor allem für (den nicht mehr erblondeten) Zimbo, der Stöger über weite Strecken in Manndeckung nahm – auch das ein Schlüssel zum Erfolg. Auch wenn er keine Hütte machte: Lobend zu erwähnen ist wieder einmal Vince Vermeij, der genau diese Art Spitze spielte, die zurzeit modern ist, nämlich als Wandspieler außerhalb des Sechzehners und Wühler in der Box.
Der Ergebene hat für sich drei Fortunen des Spiels identifiziert: Emma Iyoha, Ao Tanaka und Chris Tzolis. Emma schaffte es in der zweiten Halbzeit zig Mal, sich an der Außenlinie durchzusetzen und Tzolis einzusetzen oder zu flanken und hatte zudem in der Abwehr seine Seite vollkommen unter Kontrolle. Ao strotzte nur so vor Spielintelligenz, und wie er Bälle erobert und verteidigt, lässt jede:n Fußballfreund:in staunend zurück. Und diesen Tzolis, den hatten die Bochumer in keiner Sekunde im Griff. Und wenn er und seine Kumpanen nach dem 3:0 in der 72. Minute ernstgemacht hätten, wären auch ein 4:0 oder 5:0 drin gewesen.
Jedenfalls kamen die Burschen in Weiß nach der Pause mit noch mehr – Thiounes Lieblingsbegriff – Intensität auf die Wiese und holten nach, was sie in den ersten 45 Minuten ein bisschen versäumt hatten. Jetzt standen sie den Gastgebern auf den Füßen, jetzt suchten sie Zweikämpfe und gewannen serienweise die zweiten Bälle. Außerdem griff nun wieder ein Lieblingsschema von Trainer Thioune und seinen Coaches: Dem Gegner die ungefährlichen Räume überlassen und strikt auf Konter zu lauern.
In dieser Phase stand die Viererkette absolut sicher, und wenn ein Bochumer zum Schuss kam, dann wurde der regelmäßig geblockt, von Kastenmeier gehalten oder abgewehrt. Gefährlich wurde der Tabellensechzehnte der Ersten Bundesliga überhaupt nur bei Ecken und Freistößen, von beidem erreichten sie in Hälfte Zwo aber auch nicht mehr so viele wie in den ersten 45 Minuten. Und das 2:0 durch Felix Klaus in der 64. Minute zog dem VfL dann schon den ersten Backenzahn.
Viel schöner kann man einen Konter nicht fahren. Fehlpass der Bochumer an unserem Strafraum. Ao Tanaka leitet ein; unter Druck, der ihn zu Boden reißt, passt er raus auf Chris Tzolis. In der Mitte läuft Vince Vermeij mit. Felix Klaus, der zuvor noch am eigenen Sechzehner verteidigt hat, sprintet über 70, 80 Meter auf halbrechts durch. Und dann legt dieser unfassbare Tzolis die Pille an den beiden blauen Restverteidigern vorbei Felix mit höchster Präzision in den Lauf. Keine Chance für Luthe – das Ding ist drin. ZWEI zu NULL für die glorreiche Fortuna.
Das Volk im Henkelsaal eskaliert. Bier fliegt durch die Luft. Menschen kreischen und liegen sich in den Armen. Felix Klaus wird von den Kameras eingefangen, Chris Tzolis landet beim Jubeln auf ihm. Und Daniel Thioune grinst zufrieden. Alle wissen: Das Fundament für den Aufstieg ist gelegt, egal, was jetzt noch kommt. Dass dann in 72. Minute auch noch das 3:0 kommt, darauf hat von den Millionen Fortuna-Fans überall auf dem Globus niemand gehofft.
Seien wir ehrlich: Dieses dritte Auswärtstor fiel kaum weniger glücklich als das 0:1 und ist Folge eines doppelten Torwartfehlers. Der olle Luthe, der den aufmüpfigen Riemann ersetzen musste, stellte bei einem Freistoß aus rund 25, 30 Metern Entfernung nur eine Drei-Mann-Mauer und orientiert sich selbst mehr in die Mitte des Kastens. Offensichtlich hat er erwartet, dass Chris Tzolis den Ball Richtung lange Ecke hebt, wo die langen Fortunen lauern. Das hellenische Schlitzohr aber zieht brutal ab, und zwar rechts an der Mauer vorbei. Luthe kann gerade noch rüber, lässt die Piller aber direkt nach vorne abprallen. Und da kommt Yannik Engelhardt und staubt ab. Nun sind beide Bochumer Weisheitszähne gezogen.
Wie desolat der Haufen von der Castroper Straße nach dem unerwarteten Einzug in die Relegation wirklich ist, zeigte sich dann in den restlichen Minuten. Außer Stöger ergaben sich alle wehrlos in ihr Schicksal, und man fragt sich, wie will der ratlose Trainer Butscher aus dieser moralarmen Truppe bis kommenden Montag eine Siegermannschaft machen?
Natürlich gab es wieder die mahnenden Stimmen unter den Fans – so nach dem Motto „Ach, wir kennen doch unsere launische Diva…“ Der Ergebene aber meint: Wann haben wir zuletzt eine so begabte Truppe gehabt, die so extrem zusammenhält? 2012? 2018? Ja, genau: In den Jahren der Aufstiege. Er kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die glorreiche Fortuna den Aufstieg im Heimspiel am Montag noch vergeigt. Überhaupt nicht.
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Berti
Thioune hat jetzt eine Aera geprägt wie Meyer und Funkel. Wenn es in der ersten Liga nicht gut läuft werden „wir“ wieder seinen Kopf fordern, wie es bei Funkel zum Schluss auch war.
Ich hoffe wir können von den Fehlern, die Bochum mit Trainerentlassungen machte, lernen und vielleicht spielt Stöger ja bald wieder bei uns?
selten war es so einfach eine Mannschaft für die 1. Bundesliga zusammenzustellen.
Fortuna braucht diese heißen Jungs nur halten, weiter entwickeln, das macht unser Trainer.
Falls Fortuna aufsteigt und der Kader so bleibt, denke ich, haben wir gute Chancen nicht direkt
wieder abzusteigen.
Die Chemie stimmt im Team und das sind schon mal die ersten 50%, die man braucht.
Wie immer eine treffene Analyse. Zustimmung insbesondere zur blau eingefärbten Berichterstattung von SAT1, der Journalismus verlottert immer mehr. Immerhin haben aber beide Kommentatoren, insbesondere der Möchtegern-Hamburger Kuntz, trotz ihrer offensichtlichen Symphatien für die Bochumer die Mängel im Bochumer Spiel und die Spielkunst der Fortuna einigermaßen klar adressiert und weitgehend zutreffend analysiert. Kleiner Widerspruch zu Iyoha: er hatte in der ersten Halbzeit überhaupt keinen Zugriff auf seine Gegenspieler, keine zweiten Bälle geholt, Fehler im Stellungsspiel, ein ums andere Mal kamen die Bochumer Angriffe über seine Seite durch – nur dass die Bochumer nichts daraus machten, er war ein ständiger Risikofaktor. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es dann besser und er knüpfte an die zuletzt guten Leistungen wieder einigermaßen an.
Die Vorbehalte gegen Iyoha möchte ich – bei aller grenzenlosen Freude – doppelt unterstreichen.
Auf diesem Auge ist der Blick des immens Ergebenen traditionell leicht rosa getrübt: Ich habe mir auch lange Zeit heftige Sorgen wegen der linken Abwehrseite gemacht … Für Liga 1 ist das mit Sicherheit keine Dauerlösung und der gute Gavory hat seine Talente zuletzt durchaus entfaltet.
Der Ergebene muss euch beiden Recht geben. Nachdem er sich die Aufzeichnung noch einmal angeschaut hat, hat er Emma in der ersten Halbzeit auch als Schwachpunkt ausgemacht.
Deiner Sicht der ersten HZ kann ich auch nach nochmaligen Ansehen nicht folgen. Angst und Bange werden? Dein Ernst? Der erste Torschuss vom VfL kam in der 70. Minute. Schau’s halt nochmal, bei Sky in UHD 😊 LG und Montag ist Crunchtime