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Vorschau: F95 vs Hannover – Eine Frage der Flexibilität

Analyse · Um alle Zweifel auszuräumen: Ihr außerordentlich ergebener F95-Haus-und-Hogberichterstatter glaubt zwar nicht mehr an den Aufstieg, will aber trotzdem, dass die glorreiche Fortuna jedes Spiel gewinnt. Aus Prinzip. Also auch die Partie heute gegen Hanoi; zumal da eine Revanche für das dümmliche 0:3 im Hinspiel fällig ist. Ihr Ergebener möchte auch nicht damit hinterm Berg halten, dass er die 96er nicht besonders mag und ihnen möglichst wenig Erfolg wünscht … aus Gründen. Deshalb wäre es ihm sehr wichtig, dass die Rotweißen die Gäste heute schlagen, ja, wenn möglich demütigen. So etwas wie ein 4:0 oder 5:1 wäre schick, ist aber unrealistisch. Wobei die Chancen ganz gutstehen als Sieger vom Platz zu gehen, denn Hannoveraner sind geschwächt. [Lesezeit ca. 5 min]

Das hängt vor allem mit der Verletzung vom Ducksch zusammen, der ja bei denen zum Knipser mutiert ist. Bei uns hat er wenig gerissen, und sein modischer Geschmack war in der Modestadt Düsseldorf ziemlich daneben. Das ist im biederen Hannover anders, da gilt er als Avantgardist, und vielleicht ist es das, was ihn an der Leine so hat aufblühen lassen. Einer, der bei uns nicht gescheitert ist, aber Höheres anstrebte (erfolglos, wie wir wissen), ist der Haraguchi, der mal – die Älteren werden sich erinnern – in drei, vier Partien im Verbund mit Usami die japanische Flügelzange bildete. Während der Genik mittun kann, fällt der Marvin aus, und auch seine nominellen Backups werden nicht am Start sein. Damit ist Hanoi 96 der Offensivzahn schon fast gezogen.

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Dafür stoßen Käpt’n Bodze als Bankmann und seine Buben auf die zweitbeste Abwehr der Liga, die äußerst schwer zu knacken ist, schon gar nicht mit 08/15-Spielzügen über die Flanken. Eine Schwäche der Hangover-Defensive ist bei Standardsituationen zu erkennen, eher bei Freistößen als bei Ecken, und dementsprechend hat Chefcoach Uwe R. in seiner Pressepredigt schon erwähnt, dass man Fernschüsse hat üben lassen – gute Idee.

Der Matchplan

Es wird nicht anders gehen: Die Fortuna wird versuchen müssen, Hannover ständig unter Druck zu halten, auf Balleroberung und Ballbesitz zu spielen. Weil der Gegner offensiv sicher Unsicherheit zeigen wird und möglicherweise aus der Not geboren volle Kanne auf Konter setzte, dürfen die Rotweißen aber auch nicht mit zu viel Hurra rangehen. Also könnte das Rezept beim Spiel gegen den Ball lauten: Hohes Pressing mit maximal drei Mann, drei Mann der Mittelfeldkette etwa auf Höhe der Mittellinie, Viererkette breit gezogen. Die Frage nach dem kreativen Mittelfeld wird nicht so dringend sein wie gegen eine nominell schwächere Mannschaft, gegen die man das Spiel machen muss – es wird mit Geduld und mit eher geringer Geschwindigkeit gehen.

Spielentscheidend werden Balleroberungen und -behauptungen im Viertel zwischen Sechzehner und Mittelkreis sein. Also müssen die Fortunen beim Spiel mit dem Ball versuchen, dort immer Überzahlsituationen herzustellen, damit immer ein Kollege weiter außen frei ist und nach dem Pass mit dem Ball gehen kann.

Das System und die Aufstellung

Ihr Ergebener hat kaum noch Bock, über das öde flache 4-4-2 zu schreiben; nicht, weil es sich um ein schlechtes System handelt, sondern weil F95 der Saison 2020/21 es mit erschreckendem Fantasiemangel spielt; flexible Umstellungen während des Spiels (wie sie gestern beim Sieg der Stuttgarter beim Äff-Zäh zu beobachten war) hatten wir diese Saison nur notgedrungen; in der Ära Funkel war das – vor allem dank Tom Kleine – noch anders. Aber, Rösler hat ganz Recht, wenn er sagt, dass das System zu den Spielern passen muss. Dass unsere aktuell nicht mehr können als dieses 4-4-2 (4-3-3 kriegen sie, wie wir gesehen haben, nicht hin, 3-5-2 auch nicht…) relativiert übrigens den Dauerspruch vom starken Kader. Nicht die Summe der individuellen technischen Fähigkeiten macht nämlich die Qualität eines Kaders aus, sondern das Gesamtkunstwerk inklusiver taktischer Schlauheit und schnellem Denken.

Ja, alles dreht sich um Shinta Appelkamp, und der Junge kann einem leidtun, dass er so mit Erwartungen überfrachtet wird. Nun ist er wieder halbwegs fit, und die Fans fragen sich: wird er mitspielen, wird er starten? Ihr Ergebener plädiert vehement dafür, Shinta NICHT in die Startelf zu stecken, sondern – frühestens zur zweiten Halbzeit, spätestens zur 60. Minute – einzuwechseln. Haben’s die Kollegen bis dahin nicht auf die Reihe gekriegt und es wird besser, ist er der Held. Bringt seine Einwechslung nix, haben sie’s vorher vergeigt. Ist alles prima gelaufen, kann er ohne größeren Druck einsteigen.

Um das Spiel ruhig von hinten aufzubauen, muss schon die Viererkette offensiv mitdenken. Das spricht eindeutig dafür, Leon Koutris ans linke Ende der Reihe zu setzen. Vielleicht kommt auch so die oben erwähnte Flexibilität in die Sache. Geht der Leonardo auf seiner Seite mit vor, entsteht ein 3-5-2, das zum erhofften Übergewicht im Mittelfeld führen kann. Matthias „Zimbo“ Zimmermann macht das ja gelegentlich so auf der rechten Seite und könnte das heute regelmäßig tun. Innen sind Kevin Danso und Andre Hoffmann immer noch gesetzt. Kommen wir also zum Sorgenkind Mittelfeld, wo es ja sichtbare Mängel auf den Flügeln, aber leider auch in der Zentrale gab.

Felix Klaus, so sagt der, ist mit seiner bisherigen Leistung wenig zufrieden, deshalb sollte er noch eine Chance bekommen, sich vom Anpfiff an besser zu präsentieren. Für ihn spricht übrigens auch, dass er auf beiden Flanken spielen, dass er während des Spiels rochieren und nach einem Spielerwechsel ganz auf die andere Seite gehen kann. Halten wir im Kopf, dass Appelkamp kommen soll. Der ist am wirkungsvollsten in der Mitte, wenn er fast einen klassischen Zehner geben kann, bringt aber auch auf der linken Außenseite Schwung in die Sache. Also kann sich auch links einer beweisen – die Rede ist von Kristoffer Peterson. Eine verrückte Alternative, die (Stichwort wieder „Flexibilität“) sich anböte, wäre Dawid Kownacki als (Schein-)Außen auf links zu bringen, um bei Bedarf aufs 4-3-3 zu gehen. Was machen wir bloß mit Eddie Prib? Der ist ja auch unzufrieden mit sich und wird einfach nicht besser.

Wieder mit Shinta im Hinterkopf könnte noch einmal das Duo aus Alfie Morales (ohnehin gesetzt) und Cello Sobottka ran. Vielleicht sogar flexibel als Raute angeordnet. Klappt das nicht, käme Appelkamp für Cello. Von den Bankspielern bietet sich sonst auch noch Kuba Piotrowski für einen Kurzeinsatz im Zentrum an. Vorne sollte angesichts des vorgeschlagenen Matchplans das alte Ehepaar Rouwen & Kenan spielen, wobei Hennings sich einfach seltener zurückfallen lassen sollte, weit vorne pressen und immer aussichtsreiche Positionen im Strafraum besetzten sollte. Karaman kann das naturgemäß alles flexibler. Ob Emma Iyoha, der auf der Bank sitzen wird, ran darf, wird sich zeigen, wenn dann sollte er eine der nominellen Spitzen ablösen.

So könnte es gegen Hannover losgehen

Der Tipp

Ihr Ergebener wünscht dem Klasse-Keeper Kastenmeier ein Shutout, dass er die Kugel also nie aus den eigenen Maschinen fischen muss. Das ist gegen die geschwächten Hannoveraner möglich. Wäre überhaupt eine Ansage der Trainer: „Die NULL muss stehen!“ Bisschen altmodisch, aber passend. Die Glaskugel heute Morgen sagte übrigens, dass Rouwen Hennings ein Tor schießen wird. Lassen wir das so stehen, werden die Rotweißen mit 1:0 gewinnen. Das wäre schön.


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3 Gedanken zu „Vorschau: F95 vs Hannover – Eine Frage der Flexibilität

  • Hannover mit hervorragender Defensive und quasi ohne Sturm. Wir mit öfter guten Auftritten in der Defensive, aber mit wenig geschossenen Toren.

    Klingt für mich nach einem 0:0. Wenn, dann hoffentlich keines der langweiligen Art.

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    • P.S.:

      Was das Spielsystem angeht bzw. die Inflexibilität des Kaders auf Umstellungen im Verlaufe eines Spieles. Einige der Spieler haben ja schon früher Wechsel der Systeme im Spiel geschafft. Sind die neu hinzu gekommenen Spieler tatsächlich dazu nicht in der Lage?

      Wenn ja, muss man auch die Kaderzusammenstellung durch die beiden Uwes in Frage stellen. Der Umbruch war teilweise unfreiwillig, aber dann auch wieder verschenkt. Jetzt muss man im Sommer wieder einen kleinen Umbruch durchführen.

      Antwort
  • Ist Koutris wirklich schlechter als Hartherz?
    Wieso bekommt er nicht Mal eine Chance? Hartherz hat bisher in dieser Saison noch nichts gezeigt.

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