Euer Ergebener

Pokal für RB: Und wieder ist der deutsche Fußball ein bisschen mehr gestorben

Jedes Mal, wenn der sogenannte „RB Leipzig“ ein Spiel gewinnt, stirbt irgendwo auf der Welt ein niedliches Katzenbaby. Is so…

Meinung · Natürlich ist dieses Rasenballsport Leipzig nicht viel widerlicher als die anderen deutschen Fußballkonzerne. Nur kumuliert in diesem Dosenprojekt alles, was den modernen Fußball zu einer einzigen großen Kommerzkacke gemacht hat und immer mehr macht. Mit der Verteidigung des DFB-Pokals durch die rötliche Söldnertruppe ist wieder ein Stück vom Fußball, wie wir ihn geliebt haben, gestorben. Dabei war das Endspiel fußballerisch interessanter als es den Anschein hat. Die Medien beklagen, die Partie sei langweilig gewesen, weil sie ja das Soccer Entertainment Business als reine Spektakelfabrik verinnerlicht haben. Und die Fans, die Deppen, spielen den Scheiß mit… [Lesezeit ca. 3 min]

In einer Zeit, in der sich die verfluchte Unterhaltungsindustrie alles greift, was am menschlichen Leben schön ist (Tanzen, Singen, Kochen und Essen etc.), um daraus einen Wettbewerb zu machen, werden televisionär verbreitete Emotionen zwangsweise künstlich. Oder, wie ein marxistisch geschulter Mensch sagen würde: Sie werden zur Ware. So werden Fußballübertragungen inzwischen auch von den öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten mit verzerrten Gesichtern samt offener Münder beworben, die große Gefühle darstellen sollen.

Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Dabei sind das alles nur Imitate. Euer immer noch ergebener Fußballfanatiker hat bei der gestrigen Versendung des DFB-Pokalfinales (…in dem, wenn alles mit rechten Dingen zuginge, IMMER Fortuna anzutreten hätte!) nicht nur auf das Spochtliche geachtet, sondern auf das Drumherum. Auch auf die hilflosen Versuche der ZDF-Sprechpuppe und seines Experten (Hanno Balitsch, ernsthaft: Hanno Balitsch!), die Partie zu einem dramatischen Ereignis hochzujazzen. Immerhin gelang es dem Kommentator versehentlich, Pyro zum unverzichtbaren Bestandteil der Emotionsmaschine zu erklären, die Feuermänner sollten halt bloß auf Raketen und Böller verzichten, die wären gefährlich. Sieht der Ergebene auch so: Bengalos und Rauchtöpfe ja, Böller und Raketen nein.

Die These des ZDFlers: Die Vereine hätten sich mit der Zündelei der Fans arrangiert, und der Verband kassiere fröhlich die Strafkohle – seiner Meinung nach eine Win-Win-Win-Situation. Wenn das der Kerner hört, der ja gern mal in Plastikjacken gehüllte Kinderpuppen abfackelt. Ja, auch die Abteilung für Emotions & Media Excitement des RB Leipzig hatte seine Teilzeitkräfte in den Block geschickt, wo diese dann auch so taten, als seien sie Ultras mit Seenotrettungsfackeln. Dazu die von gut entlohnten Spezialist:innen gemalten Transparente und Banner. Alles sehr eindrucksvoll. Dass es sich um Fake-Emotionen handelte, war kaum zu erkennen.

Das Ganze eingerahmt von einer Handvoll Kirmeskarusselmarktschreier an den Mikrofonen der Stadionregie. Man kennt das ja aus dem Olympiastadion, wo die Lautsprecher über den Stehplätzen so angebracht sind und so kraftvoll beschallt werden, dass den armen Zuschauer:innen Hören und Hören vergeht. Man muss halt die Gefühle schüren, wenn keine da sind. Auf Seiten der Eintracht-Frankfurt-Fans waren sie dagegen kiloweise vorhanden. Das äußerte sich zum Glück nicht bloß im Feuerwerk und dem Banner mit dem genialen, sich selbst verulkenden Spruch vom „Fußballterror“, sondern in den Pfeifkonzerten gegen die RBL-Söldner nach Spielschluss.

Ja, sagt der gemeine RBL-Kunde, ihr seid ja bloß neidisch. Mitnichten, mein Gutester. Der Redbull-Kelch ist ja seinerzeit an unserer schönsten Stadt am Rhein vorbeigegangen, denn als die Mateschitz-Band sich nach einem Standort für ihr nichtswürdiges Projekt umsah, da war auch Düsseldorf in der engeren Auswahl. Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir aktiven und engagierten Fans in den dunklen Jahren zwischen 1999 und 2009 die glorreiche Fortuna am Leben halten konnten und uns ein künstliches Fußballprojekt erspart blieb.

Unter uns: Fast alles hier Geschriebene ließe sich auch auf die üblichen Finalspiele zwischen der FC Bayern München AG und der Borussia Dortmund AG anwenden. Der wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass diese beiden DFL-Franchises tatsächlich noch Fans haben, die es ernst meinen mit ihrem Fansein, die sich also von den Watzkes und Hoenesses dieser Welt für deren geldgierigen Machenschaften einspannen lassen.


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2 Gedanken zu „Pokal für RB: Und wieder ist der deutsche Fußball ein bisschen mehr gestorben

  • Danke, so ist es. Leider werden wir diesen Scheiß nicht mehr aufhalten. Ich ignoriere mittlerweile den Fußball ausserhalb der Fortuna fast komplett. Das Finale gestern habe ich nicht gesehen. „Schlimmer“ noch, ich hatte das Finale noch nicht mal im Gedächtnis. Erst mit den Nachrichten heute morgen habe ich mich daran erinnert. Wäre früher undenkbar gewesen.

    Sollen sie doch mit ihren Pseudo Fans glücklich werden.

    Antwort
  • Unser „Ergebener“ schreibt mir, wie fast immer, aus der Seele. Seine treffenden Situationsberichte könnten von mir sein, wenn ich denn in der Lage wäre, sie so vortrefflich klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen wie er. KOMPLIMENT ‼️
    Zum Glück ist der Kelch RB an uns vorübergegangen. Bin nun gespannt auf „Fortuna für Alle“.

    Antwort

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