Vorbericht: F95 vs HSV – Spielt so abgeklärt, wie ihr könnt, aber mutiger

Die Partie, die gleichzeitig Frei- und Topspiel ist, muss die glorreiche Fortuna gegen den Club aus Hamburg bestreiten, der am Ende der Saison Vierter wird.

Analyse · Statistiken sind das Viagra des Sportjournalisten. Nur noch der sogenannten „Fluch“ wirkt besser. Also musste natürlich ein Kollege in der Pressekonferenz auf äußerst schelmische Weise darauf hinweisen, dass die Begegnung mit dem HSV am Sonntag das 100. Spiel von Thioune als F95-Trainer ist. Und selbstverständlich fragen, was das mit dem Chefcoach macht. Dem Ergebenen wird immer klarer, dass die Befragungen durch Reporter vor und nach dem Spiel der Grund für das enorme Schmerzensgeld sind, dass der Verein seinem verantwortlichen Trainer zahlt. Vor lauter Schmierölpsychologie kommen bei diesen anachronistischen Veranstaltungen, bei denen drei Schreiber extra den langen Weg in die Arena auf sich nehmen, um die genannte Sorte Fragen zu stellen, sportlich wichtige Fragen oft zu kurz. [Lesezeit ca. 5 min]

Da hat es sich euer zutiefst ergebene Fortuna-Liebhaber nicht nehmen lassen, mal dem Gegenstück zu lauschen, bei dem sieben Spochtrepochter plus drei oder vier Kamerateams den HSV-Trainer Baumgart in die Zange nehmen. Glaubt ihm: Das ist noch schlimmer als bei uns. Aber der Steffen, der ja mit unserem Danny soooo ist, hat es auf seine Art genauso gut drauf, die Anwesenden halbwegs bei Laune zu halten. Gefragt wurde er sehr intensiv, wie er sich den aktuellen Erfolg der Fortuna bewertet; seine Antworten waren, nun ja, vorgestanzt. Durch die Blume wurde er zudem inquiriert, ob eine mögliche Niederlage bei uns eventuell möglicherweise vielleicht was an seiner beruflichen Zukunft ändern könnte – und das vor dem achten Spieltag. Hamburg ist ein heißes Medienpflaster…

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Das Gegnerporträt

Sparen wir mal den beliebt-hämischen Spruch der Fans aller anderen Zweitligisten aus, dass der HSV am Ende sowieso Vierter wird oder in der Relegation verliert. Schauen wir zunächst einmal den Kader an, dem transfermarkt.de einen kumulierten Marktwert von rund 44 Millionen attestiert (Zum Vergleich: F95 wird auf etwa 36,5 Mio taxiert). Da sollen 19 der 31 Insassen mehr als eine Million und in der Spitze 3,5 Millionen wert sein. Da sehen wir nur zwei Kollegen, die sich einen Ruf über den Rand der Hansestadt hinaus erarbeitet haben: der ewige Glatzel und der Wanderpokal namens Selke. Wie schon seit Jahren kommt da nix bis wenig aus dem eigenen Nachwuchs, sodass der Altersschnitt mit 25,7 mehr als ein Jahr höher liegt als bei der Truppe, die Daniel Thioune zur Verfügung steht. Immerhin führt Dompé die aktuelle Kicker-Liste der Topspieler an – vor Flo Kastenmeier.

Auf die hohen Siege gegen Münster und Regensburg haben sich die HSV-Fans einen abgerubbelt, so richtig überzeugt haben die Baumgart-Buben aber noch nicht. Ob man die ständigen Wechsel bei den Aufstellungen und Systemen nur mit dem Adjektiv „flexibel“ adelt oder einfach konfus nennt, ist Geschmackssache. Wobei sooo flexibel lässt Thiounes Buddy Baumgart – einer der überschätztesten Trainer der oberen drei Ligen – seine Jungs auch nicht arbeiten. Basis ist immer eine Dreierkette, die er mal auf fünf Nasen erweitert oder situativ zur Viererkette umwandelt. Vorne stehen meist zwei Spitzen – jedenfalls, wenn Glatzel und Selke fit sind. Der Rest ist zweitligistische Normalkost. Und, mal ehrlich, sattelfest hat deren Defensive bisher auch nicht ausgesehen – besonders wenn Fliegenfänger Raab in der Bude stand. Leider dürfte der wieder dem Nr.1-Tormann Heuer Fernandes Platz machen müssen.

Der Ergebene schätzt den HSV momentan deutlich schwächer ein als den KSC, H96, den Äff-Zeh und, ja, auch Magdeburg. Und das macht die Sache am Sonntag schwierig, weil (der Trainer nicht!) die F95-Spieler und manche hypereuphorisierte Fans den zweitwichtigsten Club der Elbestadt unterschätzen könnten.

Spielplan, System, Aufstellung

Schön, dass sich Trainer Thioune nicht beklagt, dass er bei der Aufstellung die Qual der Wahl hat. Er freut sich drüber. Es wird Kollegen im Kader geben, die das nicht lustig finden, weil es ihre Chancen auf Einsatzzeiten schmälert. Weil unsere Coaches inzwischen dazu neigen, das gesetzlich festgelegte Wechselkontingent auszuschöpfen, werden aber wohl wieder 16 Kicker in den Genuss der üblichen Prämie kommen.

Die Frage, ob mit Dreier- oder Viererkette gestartet wird, stellt sich nicht. Aus ergebener Sicht sind Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf, Nico Gavory und Valli Lunddal aktuell einfach gesetzt. Ebenfalls unbedingte Kandidaten für die beginnende Doppelsechs sind Gio Haag, auf den der Ergebene erhebliche Stück hält, und natürlich Zimbo Zimmermann, der sich im Mittelfeld pudelwohl fühlt. Und weil Ìsak Jóhannesson wunderbar mit diesen Sechsern harmoniert, wird er davor postiert. Übrigens: Die Alternative ist immer noch Shinta Appelkamp, der nach seiner Einwechslung gegen den Äff-Zeh als Zehner brilliert hat – wäre auch eine Alternative für die Startelf.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Man sieht: Riecht nicht nach Doppelspitze. Wollte man die, gäbe es logischerweise nur einen Sechser. Der Ergebene ist sich sicher, dass in der Partie gegen den HSV Vince Vermeij relativ früh, spätestens zur 60. Minute kommen wird. Ob er dann Dawid Kownacki ersetzt oder mit ihm zusammen eine Doppelspitze in Gang setzt, wird vom Spielstand abhängen. Bleiben die Flügel. Und da wird’s schwierig. Emma Iyoha hat gezeigt, dass er insgesamt gesehen doch lieber Linksaußen spielt. Da hat er aber Konkurrenz, und nicht nur durch Tim Rossmann, der allein schon wegen seiner kämpferischen Art starten sollte. Ob auf dem rechten Flügel Jona Niemiec wieder zu Beginn antritt und nicht später als Joker reinkommt, ist unklar. Immerhin hat ja eigentlich Felix Klaus diesen Stammplatz.

Könnte gut sein, dass die Kollegen von der Bank in dieser etwas unübersichtlichen Auseinandersetzung mit den Rothosen die entscheidenden Rollen spielen werden. Von Vince Vermeij (für oder neben Kownacki), Shinta Appelkamp (für Ísak Jóhannesson) und Jona Niemiec (für Felix Klaus) sowie Emma Iyoha (für Timm Rossmann) war schon die Rede, vergessen wir aber nicht Danny Schmidt, der anstelle eines Achters den Neuneinhalber geben könnte. Jordy de Wijs ist Alternative Nr. 1, wenn es was in der Innenverteidigung zu ändern gibt, und Noah Mbamba könnte für oder neben Haag kommen. Letzteres haben wir ja gegen Fürth gesehen, dass Lunddal rausgeht und Zimmermann dessen Job übernimmt. Und schließlich könnte mit Myron van Brederode gegen Ende nochmal Feuer in die Offensive gebracht werden. Ersatzkeeper bleibt Robert Kwasigroch.

An dieser Stelle sollten wir aber auch mal mit Sympathie an die Jungs denken, die aktuell nicht im Spieltagskader zu sehen sein werden: Joshua Quarshie, Sima Suso und Dennis Jastrzembski. Außerdem gilt unser rotweißer Gruß den verletzten: Cello Sobottka, Jamil Siebert und Dzenan Pejcinovic – mögen sie baldmöglichst wieder mitspielen können.

Der Tipp

Seltene Einigkeit der ergebenen Körperteile. Zusammen stimmen sie das Lied „Wir gewinnen, wir gewinnen, wir gewinnen sowieso“ an. Das Herz tippt auf ein 3:0, der Kopf sieht ein 2:1 und der Bauch sieht ein problemloses 2:0 für die glorreiche Fortuna.

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