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Wie sehr der blöde Abstieg 2020 die Fortuna zurückgeworfen hat

Dem Ergebenen steigt noch heute die Zornesröte ins Gesicht, wenn er daran denkt, wie die Scheißkölner sich von Werder haben abschlachten lassen, um die Fortuna in den Abstieg zu treiben.

Analyse · Sahen viele Fans diesen blöden Abstieg in den ersten Corona-Wochen noch als Betriebsunfall an, zeigt sich inzwischen, welche Folgen die Angelegenheit für Fortuna tatsächlich hatte. Denn mit dem Verbleib in der ersten Bundesliga hätte sich die launische Diva möglicherweise dort so etablieren können wie Union Berlin – die Ausgangsbedingungen waren ähnlich. [Lesezeit ca. 4 min]

Das größte Plus der Rotweißen aus Flingern hat die verdammte Seuche nivelliert, denn der Zuschauerschnitt bei Heimspielen der Fortuna hätte sich gut und gerne bei 35.000 bis 40.000 einpendeln können; in die Alte Försterei passen eben nur rund 22.000 Leute. Ansonsten lagen alle wirtschaftlichen Werte zum Jahreswechsel 2019/20 auf ähnlichem Niveau. Der ominöse Marktwert des F95-Kaders belief sich laut transfermarkt.de auf ungefähr 65 Mio, während die Eisernen auf rund 42 Mio kamen. Die Bilanzsumme des FC Union wurde für 2019 mit rund 42 Mio angegeben, Fortuna meldete im gleichen Zeitraum allerdings nur ca. 31 Mio. Die Personalkosten beliefen sich bei Union auf um die 25 Mio, bei F95 auf etwa 31 Mio. Alles dicht beieinander. Weil die glorreiche Fortuna es in ihrer Aufstiegssaison bis auf den 10. Tabellenplatz geschafft hatte, bekam sie beinahe doppelt so viel TV-Kohle wie die Berliner.

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Für Benito Raman, der sich zum Saisonbeginn für Schalke entschieden hatte, bekam F95 10 Mio Ablöse; der größte Teil davon – um die 7 Mio – wurde in den Kauf von Dawid Kownacki investiert. Weitere 2,8 Mio flossen für Nana Ampomah nach Beveren. Für je schlappe 500.000 kamen Erik Thommy und Bernard Tekpetey, Valon Berisha gab’s für nur 400.000. Union investierte ähnlich viel Kohle in Zugänge, holten aber Neven Subotic, Christian Gentner und Sheraldo Becker ablösefrei. Letzterer, bei Ajax ausgebildet, kam von ADO und wird heute auf einen Marktwert von 15 Mio taxiert.

2019: Benito Raman, der 10-Mio-Mann (Foto: FP)
2019: Benito Raman, der 10-Mio-Mann (Foto: FP)

Aktuell steht der FC Union Berlin auf Platz 3 der ersten Bundesliga, während der TSV Fortuna Düsseldorf in der zweiten Liga den 5. Platz belegt. Dies in der dritten Saison nach dem wirklich blöden Abstieg im Sommer 2020. Dass die Schere zwischen zwei alten Rivalen der dritten und zweiten Liga auseinanderklafft, muss nachvollziehbare Gründe haben. Der vermutlich wichtigste Faktor war das Chaos bei der Kaderplanung. Nachdem Arschnasen, die sich „Fans“ nennen, den Sportvorstand Lutz Pfannenstiel im Mai 2020 weggemobbt hatten, lag diese beinahe vollständig in den Händen von Uwe Klein. Auf den möglichen Abstieg hatte sich ab Anfang 2020 im Bezug aufs kickende Personal wohl niemand eingestellt. Also wurde hektisch zusammengesucht, was gerade ging – ein Konzept war nicht erkennbar.

Gehen wir mal in den Konjunktiv. Wäre Fortuna in der ersten Liga geblieben, hätte man vermutlich Kaan Ayhan halten können, einen Spieler, der exakt der „Leader“ hätte werden und bleiben können, den wir heute so sehr vermissen. Kevin Stöger wäre möglicherweise noch ein Jahr dageblieben, und eventuell hätte man die Leihe des wunderbaren Kevin Danso verlängern können. Auch die Verlängerung der Leihe von Erik Thommy wäre denkbar gewesen. Stattdessen kamen Koutris, Piotrowski, Peterson, Klarer, Hartherz, Prib, Klaus, Krajnc und Borello. Abstieg und Kaderplanung fielen volle Kanne in die erste heiße Phase der Covid19-Pandemie, und es war klar, dass es so oder so zu erheblichen Einnahmeeinbußen wegen der Geisterspiele kommen würde. Dementsprechend wenig Geld sollte für neue Kicker ausgegeben werden; 2,5 Mio waren es dann, Hartherz und Prib kamen ablösefrei.

Kaan Ayhan und Friedhelm Funkel; da war noch alles okay (Foto: FP)
Kaan Ayhan und Friedhelm Funkel; da war noch alles okay (Foto: FP)

Schauen wir nach Köpenick: Die Eisernen gaben zur Saison 2020/21 sogar noch weniger aus, nämlich nur 1,7 Mio. Dafür holten sie ablösefrei u.a. Max Kruse, Robin Knoche und Niko Gießelmann. Da haben wir’s: Hartherz und Prib zu F95, Kruse und Knoche zum FCU. Warum sind diese Spieler nach Berlin gegangen? Weil Union in der ersten Liga antrat.

Inzwischen wissen wir, dass der wichtigste Erfolgsfaktor des FC Union seine meisterhafte Kaderplanung ist. Die fand exakt in der Saison 2020/21 ihren Ausgangspunkt. Locken konnten die Eisernen schon damals Spieler damit, dass sie in der ersten Liga spielen würden und mit dem Standort Berlin. In letztem Punkt hat Düsseldorf ebenfalls viel zu bieten, nicht umsonst wohnen um die zwanzig Erst- und Zweitligaspieler anderer Vereine (vor allem BMG, S04, BVB und Bayer) in der Landeshauptstadt.

Union vs F95 2016: Damals an der Alten Försterei war die Welt noch in Ordnung (Foto: FP)
Union vs F95 2016: Damals an der Alten Försterei war die Welt noch in Ordnung (Foto: FP)

Abgestiegen ist die glorreiche Fortuna am Ende weder wegen des 0:3 bei Union am letzten Spieltag, noch durch das widerliche 6:1 der hässlichen Fischköppe gegen die Scheiße vom Dom, sondern wegen jeder Menge sinnloser Punktverluste unter der Ägide von Friedhelm Funkel (an dem nach Ansicht des Ergebenen viel zu lange festgehalten wurde) und viel Spiel- und Schusspech durch die ganze Saison hinweg. Dass der Abstieg aber vergleichsweise leidenschaftslos hingenommen wurde, lag am alles überragenden Thema Corona.

Der Ergebene hat gerade die Kristallkugel vor sich und liest darin: Entweder F95 steigt noch am Ende dieser Saison auf oder frühestens Im Jahr 2025. Vielleicht sollten alle, die etwas mit Finanz- und Kaderplanung zu tun haben, dieses Mal einfach etwas langfristiger planen als im Jahr 2020. Übrigens: Die Kugel sagt außerdem eine Pokalfinalteilnahme für die Fortuna vorher, nennt leider aber nicht das Jahr dazu…


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5 Gedanken zu „Wie sehr der blöde Abstieg 2020 die Fortuna zurückgeworfen hat

  • Friedhelm Funkel ist also Schuld das wir abgestiegen sind? Machst Du es Dir damit nicht zu einfach? Für mich waren die Punktverluste gg. Hertha ( 3:3 nach 3:0 Führung) und das 2:2 in der Scheiß Stadt,nach 2:0 Führung und da war,so weit ich mich erinnere,ein gewisser Rösler der Trainer.

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  • Guter Bericht, ja alles richtig beschrieben. Wenn man in der Kaderpolitik im Sommer gute Entscheidungen trifft und 1 Jahr später nochmals, dann ist 2025 wieder möglich.

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  • Bin dann doch sehr erschrocken über den Artikel, da der uns Ergebene immer wieder tolle Berichte schreibt, aber Der war es wohl nicht. Vielleicht ist es ja eine tiefe Abneigung gegenüber Funkel die Ihn übermannten, um so dermaßen daneben zu liegen! Siehe Emslandfortune.
    Den Abstieg haben ganz Andere zu verantworten, nur nicht Funkel. Eher das Gegenteil, mit , wären wir nicht abgestiegen und auch mit irgend einen Kreisliga Trainer eher nicht.

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    • Der Ergebene war immer ein echter Fan von Friedhelm Funkel – bis er nach K**n ging und die Scheiße vom Dom rettete. Und trotzdem hat er keine Abneigung gegen FF. Dafür aber Ende 2019 jede Menge sachlicher Kritik, wie man in den Spielberichten von damals noch heute nachlesen kann. Nein, der faltige Neusser trägt sicher nicht allein die Verantwortung für den Abstieg, hatte aber mit seiner Sturheit einen großen Anteil daran. So sieht’s aus.

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  • Rösler hat den Klassenerhalt verschenkt – zuhause gegen Berlin und auswärts in Köln

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