Ey, Fortuna, sperrt die Sportwetten-Werbung aus!

Vor Kurzem hat der FC St. Pauli bekanntgegeben, dass der Verein in Zukunft auf jegliche Art Sportwetten-Werbung verzichten will. Fortuna sollte diesem Beispiel folgen.

Meinung · Und, nein, die Forderung hat keine irgendwie geartete moralische Dimension. Aber mit dem Thema „Spielsucht“ hat dieser Appell des Ergebenen eine Menge zu tun. Und mit der Gefahr der Manipulation – denn dass asiatische Highroller mit Vorliebe unterklassige Partien im deutschen Fußball beeinflussen, ist kein großes Geheimnis. Es geht darum, dass Tipico & Konsorten auf mittlere Sicht den FußballSPORT kaputt machen. [Lesezeit ca. 2 min]

So wenig die Prohibition in den USA der Zwanziger- und Dreißigerjahre den Alkoholkonsum stoppen konnte, so wenig würden auch Verbote helfen. Das haben die Versuche verschiedener Staaten, Online-Wetten verbieten zu wollen. Immerhin hat man es in Deutschland geschafft, diese nichtswürdige Branche halbwegs zu regulieren. Das bedeutet, dass Leute, die unbedingt auf den Ausgang von Fußballspielen wetten wollen, nicht mehr in einer rechtlichen Grauzone agieren. Die Anbieter hat das gefreut, denn nun können sie nach Lust und Laune für ihr mieses Geschäft, von dem nur sie allein profitieren, Reklame machen.

Na, schon gespannt auf den Beitrag? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Und das tun sie im Umfeld von Live-Übertragungen auch mit großer Intensität. Man muss sich das immer wieder klar machen: Der Pay-TV-Anbieter Sky nimmt mit den Werbespots der zig Wettanbieter mittlerweile Summen ein, die etwa einem Drittel der Abogebühren entsprechen. Und die Reklame von Tipico & Konsorten ist in jeder Hinsicht perfide, denn sie tut so, als seien die Burschen (Der Anteil Frauen an der Sportwettengemeinde ist gering.) selbst Akteure. Harte Kerle, grelle Machos, die sich mit toxischem Stolz auf die Brust schlagen, weil sie beim Zocken ihre Kumpels ausgestochen haben, posieren vor pyro-erleuchteten Straßenszenen.

Damit wir uns nicht missverstehen: Gegen private Tipprunden rund um die diversen Soccer-Wettbewerbe ist nichts einzuwenden. Gegen das Multimilliardensystem Betting schon, denn es ist nicht auf den Spaß oder die kleinen Gewinne ausgerichtet, sondern auf Profite, maximal Profite – übrigens beinahe ohne Gegenleistung. Das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung fasst die Argumente so zusammen:

Fußball und Sport allgemein transportiert Werte. Egal ob Leistungs- oder Breitensport, er fördert Teamfähigkeit, Fairness, Respekt und einen angemessenen Umgang mit Siegen oder Niederlagen. Sportwetten haben damit nichts zu tun – auch wenn uns die Werbung eine Nähe zum Fußball vermitteln will. Ihr Geschäftsmodell beruht darauf, Menschen zum Wetten zu verleiten und daraus Geld zu machen. Die hohe Finanzkraft der Branche zeigt, wie gut das Modell zu funktionieren scheint – allen Schädigungen für die Gesellschaft zum Trotz. Deshalb sind wir für echten Sport. Ohne Abzocke.

Gegen Sportwetten-Werbung ausgesprochen haben sich unter anderem Freiburg-Trainer Streich und Hertha-Präsi Bernstein, und kürzlich hat der FC St. Pauli bekanntgegeben, dass der Verein auf Sportwetten-Werbung in Zukunft verzichten wird. Diesem Vorbild, meint Euer Ergebener, sollte die glorreiche Fortuna folgen. Aktuell betrifft das die Gauselmann-Gruppe als Premimumpartner, die zu dieser Ehre im Rahmen des Deals gekommen ist, der unserer Arena den unschönen Namen „Merkur-Spiel-Arena“ eingetragen hat.

Damit hatte 2018 die Fortuna nichts zu tun; die Namensrechte wurden von der Stadt Düsseldorf für rund 3,8 Millionen Euro pro Jahr auf eine Laufzeit von sechs bis zehn Jahren vertickt – ein Schnäppchen, das nur dadurch aufgewertet wird, dass die Gauselmann-Gruppe auch Aktivitäten der Sportstadt Düsseldorf sponsort. F95 pofitiert nur durch den Deal aus dem Jashr 2020 von der Glücksspiel- und Sportwetten-Bude.