TuRU vs F95 2:6 – Testspielsieg mit Unbekannten
In einem fast schon traditionellen Freundschaftsspiel im Rahmen der Saisonvorbereitung schlug die glorreiche Fortuna die nette TuRU mit 6:2.
Bericht · Der TuRU-Platz an der Feuerbachstraße ist der wahre – Wie sagt man? – Homeground des Ergebenen. Hier sah er nachweislich mit vier Jahren sein erstes Fußballspiel im Rahmen des legendären TuRU-Pfingstturniers. Und immer noch und immer wieder zieht es ihn das bodenständige Stadion am Bahndamm, um die Blauweißen spielen zu sehen. Die sind ja nun nach langen Jahren aus der Oberliga abgestiegen und müssen in der kommenden Saison in der Landesliga Niederrhein Gruppe 1 antreten. Wer Düsseldorfer:in ist und Fußball mag, sollte unbedingt mal bei der TuRU vorbeischauen [Lesezeit ca. 5 min]
Das Freundschaftsspiel am Samstag wurde von der Fortuna schon zum Teil des Konzepts „Fortuna für alle“ erklärt. Das enthält auch die starke Bindung an Düsseldorf und die Förderung des Breitensports. Und breit ist der Fußballsport an der Färberstraße auf jeden Fall. Auf den Trainingsplätzen der Bezirkssportanlage findet Tag für Tag die Ausbildung junger Kicker statt. Und weil das zu fördern ist, gingen alle Einnahmen aus dem Kick am Samstag an die TuRU. Es gab Zeiten, da hat die Fortuna noch eine Antrittsprämie von den Oberbilkern kassiert…
Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Nun liegen inzwischen vier Ligen zwischen den Flingeranern und der TuRU; beide Clubs haben übrigens nie gemeinsam in einer Liga gespielt, und nur unsere Zwote ist den Oberbilkern mal im Niederrheinpokal begegnet. Da waren die Karten im Prinzip ungleich verteilt, und die Frage war spochtlich betrachtet nur, wie hoch die Fortuna gewinnen würde. Aber darum ging es nicht. Es ging viel mehr darum, wer auflaufen würde, denn das könnte als Fingerzeig auf kommende Stammelfen gewertet werden.
Starten ließ Trainer Thioune eine Truppe, die vermutlich nie wieder so zusammen antreten wird: Kastenmeier im Tor, Hoffmann und de Wijs in der Innenverteidigung, Uchino als Rechts- und Nicolas Gavory als Linksverteidiger. Davor Sobottka, Bunk und Appelkamp als Mittelfeldkette. Den Dreiersturm bildeten Klaus, Vermeij und Niemiec. Zu beobachten waren also vor allem Taka Uchino, Daniel Bunk und Vince Vermeij.
Interessant, dass Uchino seine Rolle als Schienenspieler ganz ähnlich interpretiert wie Zimbo Zimmermann, deutlich schneller vorne ist als der und in etwa genauso verwertbar flankt. Körperlich ist er Zimmermann aber unterlegen. Daniel Bunk hat ja endlich das Abi in der Tasche und wird sich nun auf den Fußball konzentrieren. Er spielte irgendwas zwischen Sechser und Achter, und sein großes Talent blitzte ein paar Mal auf. Vince Vermeij macht das, was ein Knipser machen muss: Er läuft in die Box, er bietet sich an, er will vollstrecken. Das klappte gestern noch nicht so gut. Immerhin war zu sehen, dass Jona Niemiec und er sich prima verstehen – da könnte ein Sturmduo zusammenwachsen.
Der Killer in der ersten Spielhälfte war aber Felix Klaus, der lichterloh brannte, der überall war, der kämpfte, als ginge es um den DFB-Pokal. Der gute Felix knüpfte nahtlos an seine tollen Leistungen der vergangenen Rückrunde an. Und belohnte sich mit zwei schicken Toren zum 1:0 in der 16. und 3:0 in der 35. Minute. Dass es da noch nicht mehr Buden für die Roten gegeben hatte, lag einzig und allein am atemberaubend gut haltenden TuRU-Keeper Kultscher.
Wehrlos zeigten sich die TuRU-Männer beileibe nicht. Hinten standen sie gut, verteidigten konsequent und lauerten auf Konter. Den tödlichen gab’s in der 41. Minute als ein langer Ball Mo Darwish traf, dem Jordy de Wijs nicht mehr folgen konnte. Gegen den präzisen Abschluss hatte Flo Kastenmeier keine Chance. Da stand es also 1:3, denn in der 35. Minute hatte sich Taka Uchino fein über Außen durchgetankt und in die Box gelegt, wo Shinta Appelkamp goldrichtig eingelaufen war und die Bude machte. Seinen Fehler machte de Wijs übrigens quasi mit dem Halbzeitpfiff wett, indem er einen feinen Freistoß von Nicolas Gavory von außen sauber ins Gehäuse drückte.
Dann war Pause. Und endlich Zeit für die vielen netten Menschen im prallgefüllten TuRU-Stadion zu fachsimplen oder sich einfach zu unterhalten. Offiziell meldete die TuRU zu Ehren der Fortuna 1.895 Zuschauer:innen, aber tatsächlich werden es um die 1.500 (+/- 200) gewesen sein. Wobei die ganze Sache ein Familienfest war – vom 15 Monate alten Dodi bis zum 82-jährigen Alfred war alles vertreten. Man kannte sich. Und leider war die Bier- und Wurstversorgung deutlich unterdimensioniert, sodass es am traditionellen Versorgungsstand und am Bierwagen (der für Reissdorf-Kölsch warb! Unfassbar…) vor dem Spiel und in der Pause zu langen Schlangen kam. Und nach Abpfiff war Altbier schlicht ausverkauft.
Das Tolle an solchen Freundschaftsspielen in solchen Stadien ist ja, dass sich alle Beteiligten hautnah begegnen. Da kann man Sportdirektor Weber mal eben zurufen: „Hey, Christian, wann kommt der nächste Neuzugang?“ und bekommt sogar eine Antwort. Lobt man Felix Klaus in der Pause über den Zaun für seine Tore, bedankt der sich artig. Und: Auf den Stehplätzchen hinter den Trainerbänken (sehr empfehlenswert!) hört man jede Anweisung der Coaches. Überhaupt bekommt man auch die Rufe der Kicker auf der Wiese glasklar mit: „Hoffi, auf Nico!“ Oder: „Spiel ab, Cello!“ Sowie: „Links, links, links!“ DAS ist Fußball. Nicht die durchgescripteten Events in den Arenen.
In der zweiten Hälfte hatten sich Teile der Expertenrunde auf der Gegengerade zusammengefunden und begannen wie üblich damit, dummes Zeug zu quaken. Ziel der Witzeleien: Der F95-Spieler mit der Nummer 45, der nun mittun durfte. Laut Trikot ein gewisser Bindemann, von dem die Experten noch nie gehört hatten. Der Name erinnerte an einen berühmten Loriot-Sketch, und so wurde er zum Erwin Bindemann ernannt, der in Wuppertal eine Herrenboutique betreibt. Auch eine Erinnerung an „Wo ist Behle?“ war auf Kosten des feinen Stürmers, der von Preußen Münster zu unserer Zwoten gekommen ist, drin.
Überhaupt war die Fortuna der zweiten Halbzeit eine zu 100 Prozent andere als die der ersten Halbzeit. Im Tor stand nun unsere neue Nummer Zwei, Dennis Gorka, der so gut wie gar nichts zu tun bekam. Die Viererkette bestand nun aus Chris Klarer und Jamil Siebert innen, sowie Benjamin Böckle und Zimbo Zimmermann außen. Das hochspannende und zukunftsträchtige Mittelfeldtrio bildeten nun Neuling Yannik Engelhardt, Elo Neto und David Savic (der ähnlich wie Daniel Bunk auch mit der Schule fertig und bereit für höhere F95-Aufgaben ist). Vorne gab nun Daniel Ginczek die einzige Spitze, flankiert von Emma Iyoha und dem bereits erwähnten Erwin Bindemann, der kurz vor Schluss leider verletzt ausscheiden musste.
Ginczek hat sich ganz offensichtlich was vorgenommen für die kommende Saison. Dafür sprechen nicht nur seine beiden Tore (zum 1:5 in der 65. und zum 2:6 in der 63. Minute per Elfmeter), sondern auch sein durchgängig voller Einsatz. Okay, am zweiten Gegentreffer nach einem Freistoß für die Hausherren sah er im Kopfballduell nicht so gut aus, aber sonst wusste er zu überzeugen. Hoffen wir mal, dass er die nächsten Monate verletzungsfrei bleibt. Und obwohl Bindemann „nur“ für die Zwote vorgesehen ist, war er über lange Strecken der auffälligste Offensivling. Das gilt auch für Robin Bird, den Wirbelwind unserer U23, der mächtig ackerte.
Trainer Thioune brachte die Gesamtlage auf den Punkt: „In einem solchen Spiel kassierst du Tore nur nach Kontern oder Standards, beides ist uns passiert.“ Und hob vor allem die Leistung von Felix Klaus hervor. Euer zutiefst ergebener F95-Liebhaber war insgesamt ganz angetan von den Jungs in Rot, und zwar in beiden Konstellationen. Und wer jetzt immer noch nach dollen Neuverpflichtungen schreit, sollte doch mal genauer darauf sehen, was die Fortuna da an vielversprechendem eigenen Nachwuchs auf den Rasen bringt.
So endet ein herrlicher Samstagnachmittag bei durchwachsenem Wetter und maximaler Volksfestlaune im wirklich altehrwürdigen TuRU-Stadion an der Feuerbachstraße in Oberbilk.
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„Überhaupt bekommt man auch die Rufe der Kicker auf der Wiese glasklar mit: “Hoffi, auf Nico!” Oder: “Spiel ab, Cello!” Sowie: “Links, links, links!” DAS ist Fußball. Nicht die durchgescripteten Events in den Arenen.“
Aha! Donnerwetter!
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