Der Verein

F95-Vorstand vor dem Rauswurf? – Jobst & Co. wollen Mitgliedervotum ignorieren

JMV 2023 am 19. November 2023: Die Mitglieder nehmen diesen Dringlichkeitsantrag mit großer Mehrheit an: „Die Mitgliederversammlung von Fortuna lehnt den geplanten Einstieg eines Investors in die DFL ab.“

Analyse · Es war ein ungewöhnliches Bild: Um Stellung zu einem Dringlichkeitsantrag aus Mitgliederkreisen zu nehmen, marschierten gleich alle drei Vorstände gemeinsam ans Sprecherpult, wo sonst jeweils einer der drei Herren vom Podiumsplatz aus redet. Es wird Alexander Jobst, Arnd Hovemann und vielleicht auch Klaus Allofs ein besonderes Anliegen gewesen sein, dafür zu sorgen, dass die Mitglieder diesen Antrag ablehnen, der so kurz wie klar lautete: „Die Mitgliederversammlung von Fortuna lehnt den geplanten Einstieg eines Investors in die DFL ab.“ Nutzte nichts. Und dann lud man zum 7. Dezember zu einem Mitgliederforum zum Thema ein. Auch das, weil den Herren dieses Thema so dermaßen wichtig war und ist. [Lesezeit ca. 4 min]

Und dort betonte der Vorstandsvorsitzende Jobst dann im Verlauf der Sitzung, dass diese Abstimmung nicht bindend ist. Moment, Fortuna Düsseldorf, der eingetragene Verein, dem engagierte und aktive Fans seinerzeit ganz ohne Vorzeigepersönlichkeiten und teils gegen den dominanten Oberbürgermeister Joachim Erwin den Arsch gerettet haben, der Club, dessen engagierten und aktiven Mitglieder seinerzeit den Slogan „Wir sind der Verein!“ geprägt haben, diese rechtliche Institution, in der die Mitglieder die höchste beschließende Instanz ist, kann mit einem kleinen Satz auf das Niveau des Beirats eines Kaninchenzüchtervereins reduziert werden? Das hat eindeutig Joachim-Erwin-Niveau, der ja ebenfalls einmal äußerte, dass er so eine JMV eher als Kindergartenaktion betrachte.

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Nun wird die Abstimmung über den Antrag der DFL-Spitze, sechs bis neun Prozent und begrenzt auf 20 Jahre an den Lizenzerlösen aus der Verwertung der kommerziellen Rechte der DFL an einen „Partner“ abzutreten, am 11. Dezember 2023 anonym stattfinden. Das heißt: Jobst kann entgegen des Mitgliedervotums mit Ja stimmen, und die Mitglieder des Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. werden es ihm nicht nachweisen können.

JMV 2023: Alexander Jobst und der Bericht des Vorstands (Foto: FP)
JMV 2023: Alexander Jobst und der Bericht des Vorstands (Foto: FP)

Und eine Verteidigungslinie haben die Großtaktiker Jobst & Co. auch schon eingezogen. Ja, so haben schon auf der JMV argumentiert, es geht ja gar nicht um den „Einstieg eines Investors“, die DFL will ja bloß ein bisschen von den TV-Rechte verscherbeln. Das ist kompliziert genug, weil die DFL zuerst einmal alle Medienrechte in eine neu zu gründende Tochtergesellschaft auslagern muss, von der dann sechs bis neun Prozent auf 20 Jahre an einen – ja, doch! – Investor verkauft werden. Wie soll man das sonst nennen, wenn eine Organisation, ein Unternehmen, eine Firma, ein Konsortium zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro ausgibt, um an einer DFL-Tochter beteiligt zu sein, in der die Einnahmen aus der Medienvermarktung zusammenfließen? Genau: Investor!

Dass die DFL nach dem Desaster bei der ersten Abstimmung zum Thema genau weiß, wie wenig beliebt diese Sache bei den Fans des Fußballs, die kein Interesse daran haben, dass mehr Kohle und noch mehr Kohle fließt, hat sich an der aktuellen Darstellung des Deals gezeigt, in der der Begriff „Investor“ gemieden wird. Ändert aber nichts am sachlichen Inhalt. Und um die erwähnten Millionen Freunde des getretenen Rundballs, die immer noch nicht kapieren wollen, dass Fußball auch bloß ein Entertainment-Business ist, ein wenig Honig um die Mäuler zu schmieren, betont die DFL, dass der Investor (so gut wie) keinen Einfluss wird nehmen können. Also nicht für eine weitere Zerstückelung der Spieltag sorgen kann.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Der Widerstand vieler, vieler engagierter und aktiver Fans in vielen der 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga wurzelt aber gar nicht in erster Linie in der Sorge um die galoppierende Ignoranz gegenüber Faninteressen, sondern in der klaren Haltung, dass dieser Deal, der wahnwitzige Summen in die DFL bringt, sowieso wieder nur den reichen Franchises der Liga nutzen wird, denn in der Begründung der DFL geht es immer nur um die sogenannte „Konkurrenzfähigkeit des deutschen Fußballs“ – die Fans des Fußballsports bekanntlich meilenweit am Arsch vorbeigeht. Denn diese mangelnde Konkurrenzfähigkeit besteht ja nur daraus, dass in anderen Ligen, deren Vorturner schon viel früher viel mehr Investoren mit viel mehr Kohle reingelassen haben, mehr „Superstars“ kicken und dafür sorgen, dass Vereine der bundesdeutschen Erstliga in den europäischen Wettbewerben zunehmend weniger Erfolgschancen haben.

Und wen bitte interessiert das, außer den Kunden des FC Bayern München oder den Kleinaktionären des BVB oder den Besitzer von RB Leipzig? Da sollen Bundesligavereine aus dem erhofften Topf belohnt werden, die durch Auslandsaktionen mehr TV-Glotzer in Asien und den USA dazu bringen, Bundesliga zu gucken. Was, verdammt nochmal, hat das alles mit uns treuen Anhänger:innen der glorreichen Fortuna zu tun? Genau: Nichts!

Nun gut, bezahlte Funktionäre müssen ja immer auch auf sich selbst schauen, müssen auch sehen, wo sie bleiben, und deren Portemonnaie ist ihnen immer noch näher als das Herz für den Verein, mit dem sie zufällig gelandet sind. Kann man ihnen also nicht verübeln, dass sie Deals klasse finden, bei den mehr Geld fließt, denn sie werden ihren Anteil daran schon haben.

Nun ist der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder die oberste entscheidungsfindende Instanz darstellen. Allerdings ist der hauptamtliche und bei F95 recht ordentlich alimentierte Vorstand tatsächlich nicht an irgendwelche Voten der Mitgliederversammlung gebunden, denn nur der Aufsichtsrat des Vereins ist gegenüber Alexander Jobst, Arnd Hovemann und Klaus Allofs weisungsbefugt, kann denen also im Rahmen ihrer Arbeitsverträge (und der entsprechenden Bestimmungen der Satzung) sagen, was sie zu tun haben und was nicht. Würden also Björn Borgerding & Co. anordnen, der bei der Abstimmung am 11. Dezember 2023 anwesende F95-Vorstand habe gegen den Antrag über die Abtretung von Medienrechten der DFL zu stimmen, müsste sich der an diese Anweisung halten. Andernfalls wäre eine Abmahnung fällig … und das Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben. Normalerweise führt das dann dazu, dass man sich im gegenseitigen Einvernehmen trennt.

Das Vertrauensverhältnis der Mitglieder, insbesondere der großen Mehrheit, die am 19. November 2023 für den Antrag „Die Mitgliederversammlung von Fortuna lehnt den geplanten Einstieg eines Investors in die DFL ab“ gestimmt hat, wäre ohnehin nicht mehr gegeben. Und nach der Vehemenz, mit der Jobst & Co. den Deal verteidigen, ist dieses Vertrauensverhältnis schon jetzt zumindest gestört.


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8 Gedanken zu „F95-Vorstand vor dem Rauswurf? – Jobst & Co. wollen Mitgliedervotum ignorieren

  • Lieber Ergebener, der ebenfalls zutiefst ergebene Anhänger unser glorreichen Fortuna und Autor dieser Zeilen ist auch ein zutiefst ergebener Anhänger der messerscharfen Analysen und klugen Bewertungen des Ergebenen. Aber in diesem einen und außergewöhnlich seltenen Fall stimmen wir beide mitnichten überein: ich halte die Bewertung und auch das Mitgliedervotum für völlig aus der Zeit gefallen und für absolut falsch, auch wenn ich jetzt einen sog. Shitstorm provoziere. Le Bon, Psychologie der Massen, der Einzelne ist immer intelligenter als die Masse.
    Herzliche Fortunagrüße

    Antwort
    • Auch wenn die Fortuna kaum von dem DFL-Deal profitieren und die Kluft zwischen Reich und Arm größer würde?

      Antwort
  • Was würde es bringen, sich gegen den „Investor“ zu stellen, wenn alle anderen Vereine der 1. und 2. Liga sich dafür aussprechen?? Ich bin gegen die Einflussnahme eines Investors bei unserer Fortuna, ganz klar. Aber gegen die DFL kann ich mich nur wehren, wenn zumindest 14 Vereine mit auf unserer Seite wären, was ich nicht glaube. Dieser Investor plant nicht, sich in den Verein zu schleichen. Auch nicht hinten rum. Ich bin auch Mitglied im Verein und habe schon bei JHV für den Investor gestimmt. Wir haben seit Jahren einen Vorstand, der super Arbeit leistet und selten hatten wir so eine Ruhe im Verein. Vertrauen wir doch mal den von uns gewählten Leuten.

    Antwort
    • Weil immer klarer wird, dass nur die „großen“ Vereine profitieren würden und manche „kleinen“ Vereine sogar weniger bekämen, ist eine Mehrheit nicht gesichert. Die Tendenz geht in Richtung fifty-fifty.

      Antwort
  • Hallo Fortuna Freunde
    Um zuerst mal beim wirtschaftlichen zu bleiben :
    Für 800-1.000 Millionen gebe ich für 20 Jahre 8-10 Prozent meiner Einnahmen ab.
    Mindestens ca.90 Millionen pro Saison.
    Von dieser Summe lege ich direkt 300 Millionen für die nächsten 3 Jahre weg, da ich ja mindestens 270 Millionen weniger Einrahmen habe ????
    Selbst wenn die Fernsehvermarktungspreise nicht stark steigen sollten, werden Sie bestimmt im Durchschnitt um 2-3 Prozent alleine wegen Inflation steigen.
    Der Investor freut sich und die DFL denkt nur kurzfristig an etwas Kohle, statt zu schauen wie man die benötigten 600 Millionen nicht selbst für 10 Jahre finanzieren kann.
    Und wie schon von anderen gesagt, davon werden vermehrt die großen profitieren. Kein Heidenheim, Freiburg, Fortuna , Darmstadt etc.

    Antwort
  • Ich würde nun nicht behaupten, ich hätte irgendeine substanzielle Ahnung von den Vorgängen, Hintergründen und finanziellen Grundlagen solch eines Deals. Trotzdem geht mir die 1.Liga schon überwiegend am Hintern vorbei, eben wegen dieser Schere, die da ganz augenscheinlich aufgeht zwischen den Bonzen und dem sicher nicht armen Rest. Darüber hinaus schafft es von diesen Großclubs nur ein Verein in dieser Saison, wirklich attraktiven Fußball zu spielen ohne Superstars, Leverkusen, da ist der Trainer der Star. Da gehen 100!! Millionen an Kane und ohne diesen Spieler wären die Münchner nicht wirklich konkurrenzfähig trotz vieler Topspieler? Lächerlich. Zeigt ja, das Geld allein nicht der ausschlag gebende Faktor ist. Und sich mit z. B. der Premier League vergleichen zu wollen verbietet sich glaub ich. Auch wenn da ein paar von Scheichs gepamperte Clubs schon sehr sehenswerten Fußball spielen, was solls. Spannenderes als die deutsche 2.Liga seh ich aktuell nix. Sehenswerter Fußball wird da auch geboten, zumindest ab und zu und die Atmosphäre, die Fannähe ist doch nirgendwo größer. Auch wenn das große Ziel mancher der Aufstieg ist, mich macht das nicht sehr heiss. Sollte irgendwie rauskommen, das Jobst für den ganzen Gierscheiss stimmt, und mehr ist es nicht, dann sollte er fliegen. Ob nun grad Ruhe herrscht im Verein oder nicht.

    Antwort
  • Von den Vorgängen bei dem Investorenthema verstehe ich auch nix bzw. Habe mich nicht damit beschäftigt. Trotzdem ist die Sache sehr einfach: Am Ende scheißt der den dicksten Haufen, der genug Kohle zum Fressen hat.
    Wenn das die MV von Fortuna nicht möchte ist das sehr fußballromantisch, aber wieder einmal kleingeistig. Ob DFL-Investor oder „Großsponsor“ MIT Mitbestimmung bei F95: so lange dies ein Tabuthema ist, werden wir es nie nie schaffen uns dauerhaft in der 1. Liga zu etablieren.

    Antwort
  • Also, ich verstehe auch nicht viel von dieser Thematik um die Investoren bei der DFL. Aber hier gleich zu fordern dass Leute zurücktreten sollen, die endlich mal in Ruhe arbeiten und nicht jede Kleinigkeiten nach draussen tragen, ist nicht nachvollziehbar. Habt doch den A…. in der Hose und lasst Euch doch selbst aufstellen und übernimmt die Verantwortung für unsere Fortuna! Was wollt ihr denn? Wollt ihr wieder irgendeinen Autohausbesitzer oder einen Künstler, die keine Ahnung vom Fussball haben und sich nur selbst in Szene setzen wollen?
    Ich bevorzuge die jetzige Situation, mit weniger Kapital eine gute Mannschaft zusammen zu stellen, die uns zur Zeit viel Spass bereitet. Sieht vielleicht nicht jeder so, aber ich bin zufrieden.
    Es kommt hier in einigen Berichten so rüber, dass ganz viele Leute von der Materie viel mehr Ahnung haben als unsere Verantwortlichen. Ist genau so wie die 1000 Trainer auf den Tribünen!
    Überdenkt mal bitte eure Sichtweise und hört auf mit dem ewigen Genörgele! Das bringt unsere Mannschaft auch nicht weiter.

    Viel Erfolg morgen gegen Kiel

    Antwort

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