Spielberichte

F95 vs Dordrecht 6:2 – Spielfilm mit Überlänge und wenig Höhepunkten

In einer Freundschaftspartie über 120 Minuten schlug die glorreiche Fortuna den FC Dordrecht, aktuell Tabellenvierter der zweiten Liga in den Niederlanden.

Bericht · Da war ein Teil der Chat-Gemeinde aber verwirrt: Der Schiri hatte nach 90 Minuten abgepfiffen, aber nach einer kurzen Pause kamen die Kicker zurück und pöhlten munter weiter. Hatte ihnen aber auch keiner gesagt, dass sich die beiden Clubs auf eine Verlängerung verständigt hatten. Klar, angesichts kommender Pokalkämpfe sollten 120 Minuten getestet werden, und außerdem wollten die Coaches auch noch verschiedene Spieler testen. Beim FC Dordrecht wurden sogar Kollegen wieder eingewechselt, die vorher zwischendurch rausgeholt worden waren. So ergab es sich, dass die Gesamtpartie nicht in einem Stück bewertet werden kann. [Lesezeit ca. 4 min]

Trainer Thioune ließ dieses Mal mit Viererkette spielen. Käpt’n Hoffmann durfte dabei sein Durchhaltevermögen testen und fast 80 Minuten lang eine Hälfte der Innenverteidigung bilden. Neben ihm trat für mehr als eine Halbzeit Jamil Siebert an. Den rechten Verteidiger gab Taka Uchino, links musste Emma Iyoha ran. Geburtstagskind Jordy de Wijs bekam in der Verlängerung Spielzeit. Am Horizont zeigt sich – betrachtet man zusätzlich das Spiel gegen die NEC – eine größere Variabilität im Defensivverbund.

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Klar wurde aber auch wieder, dass Zimbo Zimmermann und Nico Gavory unverzichtbar sind. Oder auch, dass auf beiden AV-Positionen neues Personal wünschenswert wäre. Denn wenn Emma den linken Außenverteidiger gibt, dann prägt das praktisch die gesamte Systematik vor, weil mit ihm auf der linken Seite zwingend eine Schiene agieren muss, was wiederum fast zwangsläufig auf eine Spitze hinausläuft. Mit Taka rechts, der ja auch eher schnell als robust ist, sieht es dann genauso aus. So wird die Fortuna ausrechenbar.

Bei einer eher klassischen Viererkette ergeben sich mehr Möglichkeiten, das offensive Mittelfeld und den Sturm zu strukturieren. Zum Beispiel mit zwei Spitzen. Im Verlauf der 120 Minuten gestern wurde deutlich, welchen Glücksgriff Klaus Allofs und Christian Weber mit Neuzugang Christoph „Daffy“ Daferner gemacht haben. Der ist ein sehr moderner Mittelstürmer mit einem herausragenden Stellungsspiel und optimaler Kommunikation mit den Kollegen. Daffy krönte seine tolle Leistung am Ende gar mit seinem ersten Tor für die wunderschöne Fortuna – es war der Treffer zum 6:2-Endstand.

Das war die Startelf

Sagen wir so: Dass F95 mit der gestrigen Startelf bei einem Ligaspiel aufläuft, ist vorstellbar. Die Mannschaften, die sich ab Hälfte 2 durch die vielen, vielen Wechsel ergaben, werden wir dagegen so nie wieder auf einem Rasen sehen. Dafür bekamen ein paar Jüngere die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Zum Beispiel Dennis Gorka, Keeper Nr. 3. Wie in der Zwoten bewies der gute Dennis, dass er auf der Linie reaktionsschnell ist, ihm aber in der Spieleröffnung immer mal wieder Klöpse unterlaufen. Deutlich allerdings, dass seine fußballerischen Fähigkeiten dichter an Flo Kastenmeier liegen als die von Karol Niemczycki.

Immer mehr zu echten Entdeckungen mustern sich Klaus Sima Suso und King Manu, die man auf jeden Fall mit Profiverträgen ausstatten sollte. Der 1,90 lange Klaus spielte nach seiner Einwechslung das, was ansonsten Emma als linker AV macht – und das genauso gut. Hat nur gefehlt, dass er in der Verlängerung sein Tor gemacht hätte. Schon jetzt ist der 18-Jährige eine echte Alternative auf der Mangelposition. Noch länger ist ja der King mit 1,95, allerdings weniger schlaksig als Klaus. In der Zwoten spielt King Manu Innenverteidiger, aber er kann auch defensives Mittelfeld.

Auf einem aufsteigenden Ast übrigens auch Daniel Bunk, der Spielzeit bekam und sehr engagiert mitmischte – in der Tendenz als Achter. Und dann muss natürlich auch die Rede von Ao Tanaka sein. Nicht wenige hatten erwartet, dass – ähnlich wie bei Daniel Ginczek – noch während des Trainingslagers sein Wechsel bekanntgegeben würde. Zuletzt hieß es, BMG sei schwer interessiert, könnten aber mehr als 2 Mio Ablöse nicht stemmen. Dass er gestern auf dem Platz stand, spricht für einen anderen Ablauf. Der Ergebene ist sich ziemlich sicher, dass der lächelnde Ao bis Ende der Saison bei uns bleiben und beim Aufstieg und Pokalsieg mithelfen wird, dass aber JETZT schon Verträge über seinen Wechsel geschrieben werden.

F95 vs Dordrecht: Kurz vorm 5:2 durch Felix Klaus (Screenshot F95.tv)
F95 vs Dordrecht: Kurz vorm 5:2 durch Felix Klaus (Screenshot F95.tv)

Überhaupt ließen ein paar Äußerungen von Klaus Allofs, der gestern Co-Kommentator bei der Live-Übertragung auf F95.tv war, darauf schließen, dass er und Chris Weber sich im Wintertransferfenster gar keinen Stress machen, sondern schon JETZT Vorbereitungen für den Aufbau des kommenden Kaders 2024/25 treffen. Macht man heute so. Vorverträge, deren Inkrafttreten an Bedingungen wie Auf- oder Abstiege gebunden sind, gibt es oft. Genau wie diese komplizierten Geschäfte mit Ratenzahlungen und Erfolgsprämien. Dass ein aufnehmender Club dem abgebenden Club im Moment des Wechsels die vereinbarte Ablöse überweist, ist inzwischen schon fast die Ausnahme.

Und der Gegner? Der FC Dordrecht zählt zu den hierzulande weniger bekannten Traditionsvereinen in den Niederlanden. Aktuell sind sie Tabellenvierter der
Keuken Kampioen Divisie (Liga 2), knapp hinter unseren Freunden von Ado Den Haag. In der vergangenen Saison sind sie um ein Mü dem Abstieg aus der zweiten Liga entgangen, in der Saison 2020/21 wurden sie Letzter, blieben aber wegen der in Kraft getretenen Ligareform in der zweiten Liga. In der Eredivisie durften sie zuletzt 2014/15 mittun, wobei sie abgeschlagen Letzter wurden. Der Werdegang entspricht also in etwa dem von Arminia Bielefeld bei uns. In der laufenden Saison war Dordrecht schon wieder auf dem Weg nach unten; klare Siege gegen Teams, die noch schlechter sind, brachten sie hoch bis auf Platz 4. Zwischendurch durchlebten sie eine Serie von fünf Remis am Stück, und gewannen dann aber überzeugend mit 5:2, 4:0 und 4:1 gegen direkte Konkurrenten. Gegen Ende der Hinrunde schlugen sie einigermaßen überraschend den Tabellenführer von Roda Kerkrade.

So wie unser Testspielgegner gestern auftrat, hätten sie in der zweiten Bundesliga keine Chance und müssten sich schon in Liga 3 sehr anstrengen, um mitzuhalten. Richtig Mühe in Form von hohem Pressing gaben sich die Herren aus der Nachbarschaft von Rotterdam übrigens erst in der Verlängerung. Und weil der Gegner so schwach war, produzierten unsere Jungs besonders in der ersten Halbzeit derart viele Chancen, dass auch ein 8:1 nach 45 Minuten möglich gewesen wäre.

Testspiele sollen Erkenntnisse liefern. Die Partie gegen den FC Dordrecht brachte vor allem zwei davon: Erstens, dass Daffy Daferner bei uns groß rauskommen könnte, und zweitens, dass der Kader, betrachtet man die hochzuholenden Youngster, gar nicht so schmal ist. Drittens: Ein Linksfuß als Außenverteidiger ist dringend nötig, ein weiterer rechter AV wünschenswert.

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