Spielberichte

F95 vs Almere 0:2 – Und dann probierten die Coaches wieder mal ein 3-5-2…

Das Freundschaftsspiel gegen den Almere City FC, Aufsteiger in die niederländische Eredivisie und dort aktuell Tabellenzwölfter, verlor die glorreiche Fortuna mit 0:2.

Bericht · Zwölf Uhr mittags, ein Termin, der im Western High Noon heißt und besondere Spannung verspricht. Allerdings nicht, wenn ein zurzeit höchst erfolgreiches Mitglied der zweiten deutschen Bundesliga gegen einen niederländischen Club aus der dortigen Eredivisie antritt, der als Liganeuling ziemlich gut mithält. Es kann sich dann nur um eine Testpartie mitten in einer dieser öden Länderspielpausen handeln, also ein Spiel, in dem die Coaches was ausprobieren. Und der Kaderzettel, den Trainer Thioune vorlegte, sah sehr nach Experiment aus. [Lesezeit ca. 3 min]

Natürlich fehlten darauf die fünf Gladiatoren, die für ihre jeweiligen Landesverbände um die nationale Ehre zu kämpfen haben. Dafür fanden sich Namen drauf, die eigentlich nur Anhänger:innen unserer Zwoten geläufig sind, also Boller, El-Faouzi, Majetic, Brechmann und Fünger, von denen es Jan Boller als Insassen einer Dreierkette sogar in die Startelf brachte.

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Jawoll, Dreierkette… Mit dem zurückgekehrten Käpt’n Hoffmann und dem zuletzt hervorragenden Tim Oberdorf. Dazu gleich mehr. Das Gehäuse hatte mal wieder Karol Niemczycki zu hüten, als Ersatztorwart saß Dennis Gorka auf der Bank. Wie zu erwarten, spannte sich eine Fünferkette quer übers Mittelfeld, in der der frisch verlängerte Zimbo Zimmermann einen defensiven Sechser gab, eine Position, die er liebt. Rechts von ihm kamen Yannik Engelhardt und Jona Niemiec zum Zug, den linken Flügel bildeten Shinta Appelkamp und Dennis Jastrzembski. Bleibt noch die sich zwangsläufig ergebende Doppelspitze mit Vince Vermeij und Duffy Daferner.

Ein solches 3-5-2 hatte Daniel Thioune schon in den Testspielen der Winterpause ausprobiert und gegen Nijmegen, ebenfalls Teil der Eredivisie, mit 0:2 verloren. Aber, darum ging’s ja auch nicht. Die wesentliche Funktion dieser Begegnung auf dem Trainingsgelände war es nicht, ein System einzuüben, sondern Varianten in der Personalverwendung. Und das mit Abstand Erfreulichste an der ganzen mittäglichen Chose war, dass Joshua Quarshie nicht nur im Kader stand, sondern in der zweiten Halbzeit für Käpt’n Hoffmann kam – zwei Personalsorgen weniger.

Vielleicht sollte auch der Beweis geführt werden, dass eine Doppel-Neun mit den Herren Vermeij und Daferner nicht funktioniert, weil sich die Konzepte der beiden Stürmer sich zu wenig voneinander unterscheiden; auch, weil keiner der beiden so etwas wie ein Knipser ist. Das Experiment mit der Dreierkette und der zugehörigen Sechs hat dagegen Erkenntnisse gebracht, nämlich die, dass eine Dreierkette im modernen Fußball nur sinnvoll ist, wenn sie a) variabel und b) asymmetrisch angelegt ist. Das bedeutet, dass die Anordnung südlich der Sturmspitze je nach Ballbesitz zwischen einem 3-5-2 und einem 4-4-2 oszilliert. Hinter dem Ball also mit Dreier, vor dem Ball mit einer Viererkette. Im Offensivspiel durch die Außenschiene, die gerade an der Reihe ist, bis fast zu einem ungeraden 3-4-3 verbogen.

Das 1:0 für die Holländer in der 16. Minute kam nach einer feinen Kombination zustande, hätte aber von Käpt’n Hoffmann verhindert werden können, ja müssen. Wobei der Rest der Defensive und die nominell dort mitarbeitenden Kollegen den späteren Torschützen großflächig ignorierten. In der 38. Minute dann ein Lupfer über unsere Abwehrkette, die wieder nicht so doll aussah. Der Almerist kriegt das Ding auf den Schlappen und netzt ein.

Zur zweiten Halbzeit kam nicht nur Quarshie für Hoffmann, sondern für Zimbo auch Soufiane El-Faouzi von der Zwoten, der dort im zentralen Mittelfeld immer auffälliger wird, auch erst 21 Jahre alt. Das verbesserte die schwache Leistung in der ersten Halbzeit ein wenig, in der vor allem das Passspiel der Rotweißen so richtig mies war. Dass die Dreierkette nicht zurechtkam, sollte man den drei Beteiligten, die so noch nie zusammengespielt haben und wohl nie wieder zusammenspielen werden, nicht allzu sehr vorwerfen. In Hälfte Zwo passierte nicht viel, und die ansonsten glorreiche Fortuna hatte tatsächlich nur eine richtige Torchance, die der eingewechselte Marlon Mustapha in der 88. Minute nicht in eine Hütte umsetzen konnte.

Natürlich ist die Niederlage nicht schlimm. Und wenn sie aufschlussreich war, dann – wie oben erwähnt – im Hinblick auf die nicht harmonierende Doppelspitze und das nicht gelungene Experiment mit der Dreierkette. Von den Jungs, die aus der Zwoten kamen, und denjenigen, die sonst selten für die Erste auflaufen, hat sich keiner aufgedrängt; am ehesten noch Soufiane El-Faouzi, der aber auf einer Position spielt, auf der im Kader außerhalb von Verletzungsserien selten Bedarf nach einer Alternative herrscht.

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