Damals: EM 1988 – Die Hooligan-Schlacht in Düsseldorf
Rückblende: Dieser Beitrag zu den Ereignissen rund um die EM-Partie zwischen den Niederlanden und England erschien zuerst im Juni 2016.
Genau vor 28 Jahren sollten im Rahmen der EM 1988 die Teams aus den Niederlanden und England im Düsseldorfer Rheinstadion gegeneinander antreten. Die Sicherheitskräfte hatten schon mit einem etwas härteren Auftreten der englischen Hooligans gerechnet, was dann aber in der Nacht zuvor und am Spieltag selbst geschah, übertraf alle Befürchtungen. Dabei waren es nicht einmal die Engländer, die allein für die große Schlacht verantwortlich waren. Der Spiegel schrieb am 20.06. zu den Vorgängen am 14.06.:
Zwei Tage später, in Düsseldorf, werden die Erwartungen erfüllt. In der Bahnhofshalle treffen 300 bis dahin friedliche Engländer auf rund 150 Deutsche, darunter Schlägertrupps der „Gelsenszene“ und der „Borussenfront“. Nach wenigen Minuten gleicht das Terrain einem Schlachtfeld.
Eine Panne der Polizei hatte den Krieg der Fans ermöglicht. Die Beamten observierten einen Schnellzug aus dem Ruhrgebiet; den folgenden Sonderzug, der deutsche Fans vom Spiel in Gelsenkirchen in die Landeshauptstadt brachte, hatten sie nicht auf ihrer Liste.
Auf dem Weg in die Altstadt schlagen Deutsche und Engländer dann, einmal in Fahrt, auf alles, was ihnen begegnet. Auf der Karlstraße schmeißen sie als erstes das Schaufenster einer griechischen Bank ein, in der Grupellostraße ist es eine Nachtbar, zwischendurch demolieren sie rund 30 Autos. Drei Stunden braucht die Polizei, um die Situation in den Griff zu bekommen. Dann ist sicher: Die „Invasion of Germany 1988“, auf T-Shirts angekündigt, hat stattgefunden.
Kaum Unbeteiligten betroffen
Zum Glück geraten in dieser Nacht so gut wie keine Unbeteiligten zwischen die Fronten. Der WDR berichtete zeitnah in seinem Hörfunkprogramm, und viele Düsseldorfer informierten sich untereinander, dass es wohl besser sei, Innenstadt und Altstadt zu meiden. In der Altstadt selbst verliegen die Kloppereien dann mit eher geringem Personen- und Sachschaden: Die Polizei war dort massiv vertreten und sicherte den Zugang von der Innenstadtseite, sodass es nur wenigen englischen und deutschen Hools gelang, an die längste Theke zu kommen.
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Man war als Bewohner der schönsten Stadt am Rhein also gewarnt. Ob dies auch für die niederländischen Schlachtenbummler zutraf, die über den folgenden Tag hinweg in großen Massen am Hauptbahnhof ankamen, ist unbekannt. Ihr sehr Ergebener war gegen 15:00 auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort war so gut wie kein Orange zu sehen, weil die Ordnungshüter versuchten, die Holländer über Seitenausgänge und die Rückseite in Richtung Rheinstadion abzutransportieren. Auf der Westseite aber hatten sich gut zweihundert englische Prügelknaben versammelt, denen etwa gleich viele Einheimische – an diesem Tag auch aus dem Fortuna-Umfeld – gegenüberstanden. Aber auch hier waren die Cops nun in der Mehrheit. Trotzdem gab es etliche kleinere Scharmützel. Während die Hools aber in der Nacht zuvor mit Dachlatten und Eisenstangen bewaffnet durch die Bismarck- und die Immermannstraße getobt waren, gab es nun eher Faustkämpfe und Tretereien.
Die Hooligan-Schlacht am Hbf
Um aber zu verhindern, dass die Schläger – die ohnehin allesamt keine Karten für das Spiel hatten – sich wieder gemeinsam zur Altstadt durchprügeln würden, war die Karlstraße zwischen Worringer und Stresemannplatz komplett gesperrt. Überhaupt kam niemand mehr auch nur in Bahnhofsnähe, und für eine gute Stunde fuhren auch die Straßenbahnen den Hbf nicht mehr an. Auch während die Partie schon lief, ging der Tanz dezentral weiter. Gerüchteweise soll es im Nordpark zu einer Massenschlägerei gekommen sein, an der auch dort in der Nähe wohnende Angehörigen der britischen Streitkräfte teilnahmen.
Weit nach Spielschluss aber trafen dann noch einmal englische und deutsche Hooligans am Hauptbahnhof aufeinander. Und die Lage eskalierte noch einmal gewaltig: Über mehr als anderthalb Stunde hinweg zogen sich die Kloppereien. Der Polizei gelang es lange nicht, die Situation unter Kontrolle zu bekommen – kein Wunder standen sich doch insgesamt gut und gern je 500 bis 800 Schläger gegenüber. Insgesamt 500 Festnahmen verzeichnete die Polizei an diesen zwei Tage; allein die Schlacht am Hbf brachte 390 Personen ins Gewahrsam. Den fröhlich-orangefarbigen Niederländern passierte zum Glück nichts, denn die waren alle im Stadion in Sicherheit bzw. schon auf dem Heimweg. Die „Nacht der Nächte“ ist aber in die Lokalgeschichte Düsseldorfs eingegangen.
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