F’burg vs Marco Kurz 1:2 – oder: Wunder muss man sich erarbeiten
So oft gibt es das ja nicht – zumal in Liga Zwo -, dass ein Trainer der eindeutige Spielgewinner ist. Aber wer heute live oder im TV das Spiel des aktuellen Fortuna-Teams gegen den Aufstiegskandidaten SC Freiburg gesehen hat, kann nicht anders als konstatieren, dass der Neu-Coach Marco Kurz für diesen Sieg vollverantwortlich. Erstens weil er die optimale Strategie, den bestmöglichen Spielplan erarbeitet und zweitens es geschafft hat, dass seine Kicker diesen Plan Eins-zu-Eins umsetzen. Wann hatten wir leidgeprüften Fortuna-Fans so etwas zum letzten Mal. Ihr sehr ergebener Berichterstatter erinnert sich nicht mehr. Um es vorwegzunehmen: Grund zur Euphorie ist das nicht, denn schon nach dem 1:1 gegen Bochum in diesem hochklassigen Zweitligaspiel der Hinrunde dachte manch Rot-Weißer, es würde auf diesem Niveau unter Trainer Kramer so weiter gehen. Das Gegenteil war bekanntlich der Fall. Immer noch geht es gegen das ungeliebte Relegationsspiel – an einen direkten Abstieg mag man nach den hilflosen Auftritten des MSV, den glücklosen Niederlagen der Sechzger und dem sinnlosen Gekicke der Effen-Kicker nicht glauben. Vermutlich wird schon die Partie gegen den Glubb in acht Tagen zeigen, ob die Kurz’sche Fliege nur einen Tag lang flog.
Schon im Vorfeld der Reise ins Breisgau war unter den Anhängern des Deutschen Meisters von 1933 ein unerklärlicher Optimismus zu spüren. Selbst notorische Schwarzseher rangen sich öffentlich zu einem „Wir gewinnen oder kriegen zweistellig die Hütte voll“ durchringen. Dass Sportmanager Azzouzi floskelhaft eine mögliche Serie beschwor gehört zu seiner Stellenbeschreibung. Aber selbst unter den Düsseldorfern Spochtrepochter herrschte eine positive Vorahnung vor – bei Ihrem Ergebenen im Übrigen auch. Und das – man muss es klar sagen – ohne fassbaren Grund. Mehr so aus dem Bauch heraus. Und angesichts der blöden Niederlage gegen die Heididais schon beinahe irrational.
Was haben Sie den Jungs in den Tee getan, Herr Kurz
Der Herr Kurz dürfte sich jedes greifbare Video mit den Spielen der Freiburger in dieser Zweiligasaison angesehen und analysiert haben. Jedenfalls fand er dabei genau den schwächsten Schwachpunkt der Streich-Adepten heraus. Die sind ja eine schnelle, sehr offensive Mannschaft, die – wenn sie ihr Spiel aufziehen kann – immer gewinnt. Diesem Grundprinzip begegnete unser Trainer mit der Anweisung, extrem früh anzugreifen, also unerwartet weit in der gegnerischen Hälfte zu stehen, ganz auf Pressing zu setzen und Zweikämpfe zur provozieren. Das sind die SCFler nicht gewohnt, damit konnten sie das ganze Spiel über nicht umgehen. Das Team wirkte geradezu verunsichert, beinahe hilflos und agierte nach jedem Ballverlust ein wenig konfuser. Und wenn sie mal in die Hälfte der Fortuna kamen, dann standen da plötzlich zwei Viererketten wie in den Rasen betoniert.
Man mag spekulieren, ob auch das geplant war, jedenfalls sank die bisher irrwitzige Fehlerquote der Jungs in Quietschgelb mit jeder Balleroberung, mit jedem gewonnenen Zweikampf. Außerdem suchten gerade die Schönspieler viel gradliniger und risikoärmer als in den Spielen zuvor. Das gilt besonders für die Herren Sararer und Demirbay, die wesentlich effizienter arbeiteten. Mehrere Herzen fasste sich übrigens der Herr Schmitz, der zusammen mit dem Herr Jackson eine Doppelsechs darstellte und mehrfach aus verschiedenen Entfernungen auf die Freiburger Bude hielt und mit einem Vollschuss nach einer Viertelstunde leider leider leider nur das Lattenkreuz erschütterte. Rechts verteidigte der Herr Schauerte, der weniger zum Spiel beitrug als sonst, links unser Axel, der ackerte wie blöde und dem später ein Missgeschick unterlief. Was sich schon vor der Winterpause andeutete, wird immer klarer: Die Herren Haggui und Madlung harmonieren als Innenverteidigung ziemlich gut.
Kommen wir zu den beiden Neuen, den Herren Mavrias und Djurdjic. Unser Neugriechen brachte einen Touch England-Fußball mit: Immer am Ort des Geschehens, nie zurückziehend, immer kämpfend, auch wenn gerade nichts Zählbares dabei herauskommt. Als echte Bereicherung erwies sich aber der Herr Djurdjic, der genau die Offensivgefahr ins Spiel brachte, die F95 seit Monaten fehlt. Dass er für sein Bemühen mit einer Hütte belohnt wurde, ist mehr recht als billig. Wobei das 1:0 für unsere Mannschaft überhaupt sehenswert zustande kam. Durch eine Abfälschung wurde aus einer Flanke eine Bogenlampe, die mitten im Fünfer am langen Pfosten runterkam, wo sich der Herr Madlung aufhielt, und die Pille mit ungeahnter Geschicklichkeit quer durch den Strafraum chipte, wo der Herr Djurdjic angestürmt kam, und das Ding locker und flockig neben dem Pfosten versenkte.
Da fragte sich jeder, der die Spiele unserer Söldnertruppe in der laufenden Saison gesehen hat und möglicherweise die spielerische Bankrotterklärung im Testspiel gegen Preußen Münster, was Marco Kurz den Mannen in den Tee getan hat. Denn die kämpften und ackerten und rannten und schauten und redeten miteinander wie richtige Fußballspieler. Als ob man ihnen einen neuen Geist eingeflößt hatte.
Unbeirrbar weiter auf Sieg
Die erste Spielhälfte war schon abgehakt, da kam ein Freiburger – übrigens nach einem nicht gepfiffenen Foul – von rechts auf den Axel zu gelaufen, der sich schon im Sechzehner befand. Der Gegner flankt, der Ball trifft den Axel am der leider vom Körper abstehenden Arm. Schiri Stark gibt Elfer. Je nach Kameraperspektive sah es eher nach möglichen, nach deutlichem oder nach einem Strafstoß aus, der keiner war. Sowas passiert. Hätte aber nicht passieren dürfen, weil der Freiburger den Ball gar nicht hätte haben sollen. Aber: Hätte, hätte liecht im Bette…
Komischerweise änderte der Ausgleich gar nichts. Und das auf beiden Seiten. Nach der Pause machten unsere Kicker da weiter, so sie aufgehört hatten, und den Schützlingen von Herrn Streich fiel nichts Besseres ein als in den ersten 45 Minuten. Immer noch versuchten sie auf Herrn Rensings Kasten anzurennen, aber immer noch wurden sie so früh gestört, dass ihre Rennerei fruchtlos blieb. Offensiv kam von den Fortunen nun weniger – möglicherweise auch, weil bei einigen die Körner zu Ende gingen. Aber Konter kamen vor. So auch in der 69. Minute, in der ein weiter Pass beim Herrn Sararer landete, der aus gut zwanzig Metern Richtung linkes Strafraumeck perfekt abzog und die Kugel neben dem langen Pfosten versenkte.
Der Rest war dann zunehmende Bemühungen der Heimmannschaft, jedoch ohne neues Rezept. Die von Marco Kurz betreuten Jungs wichen ebenfalls keinen Millimeter von ihrer Taktik ab und hielten den Gegner weiter im Zaum. Nur dass der jetzt mehr Chancen erarbeitete und ungefähr fünfmal so oft aufs Tor schoss wie in der ersten Halbzeit. So richtig gefährlich wurde es aber nur einmal, als Herr Rensing und ein Defensivkollege bei einem Schuss aus sehr spitzem Winkel kollektiv falsch, weil zu weit entfernt von der Torauslinie standen. Aber unser guter Rensing wehrte den Ball in Volleyballmanier ab. Dann kamen in rascher Folge die Herren Pohjanpalo, Fink und Bolly aufs Feld und machten dann für den Rest der um volle VIER Minuten verlängerten Spielzeit auch nichts falsch.
Ob das auch zuhause funktioniert?
Für Nicht-Fans der Fortuna kam der Sieg überraschend, für große Teile der Gemeinde wie erwähnt nicht. Klar ist aber auch, dass es jetzt so ähnlich weitergehen muss. Wobei „so ähnlich“ darauf bezieht, dass jetzt nicht gegen jeden Gegner dieselbe Methode zur Anwendung kommen darf, sondern dass sich das Trainerteam auch weiterhin sehr intensiv mit den Mannschaften befassen müssen, die gegen uns antreten. Und dann jeweils einen maßgeschneiderten Spielplan erarbeiten. Dass die Herren im Kader fast alle in der Lage sind, solche Pläne fußballerisch umzusetzen, daran bestand nie ein Zweifel. Es könnte aber sein, dass Marco Kurz irgendeinen Trick drauf hat, dass die Söldner es auch tun. Vielleicht brauchte es aber auch nur ein solches Ereignis wie heute, um die Herren aufzuwecken, ihnen den Spaß am Spiel zurückzugeben. Dann könnte es auch gegen Nürnberg und den KSC zuhause funktionieren. Und gegen die blauweißen Scheichkätzchen sowieso…
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Erstmal danke für die wie immer schnelle Berichterstattung auf dieser Seite. Bei aller berechtigten Kritik über den Verein , können wir doch sagen das diese Mannschaft eine andere Qualität oder Charakter besitzt, als die Mannschaft die Klaus Allofs damals trainieren musste. Vielleicht sollte man Begriffe wie „Söldnertruppe“ nochmal reflektieren.
Na ja, dieses Mal schrieb Ihr Ergebener ja schon von „unsere Jungs“. Die nächste Stufe ist dann, den Begriff „Söldnertruppe“ in Anführungszeichen zu setzen. Aber auch das müssen sich die SÖLDNER erst einmal erarbeiten ;–))