Spielberichte

Vorbericht: Bielefeld vs F95 – Achtung, das wird ein schwieriges Spiel

Nach der heftigen 4:1-Klatsche, die sich die Arminia im Oktober in Düsseldorf abholte, sah es so aus, als würde der Absteiger wieder Absteiger – das hat sich inzwischen geändert.

Analyse · Trainer Thioune wurde in der Vorspielpressekonferenz nicht müde zu betonen, wie schwierig die Partie am Sonntag in Bielefeld werden könnte. Was er auch mit Fakten belegte. Mit demselben Personal, dass erst am letzten Spieltag der Hinrunde den 18. Tabellenplatz verlassen konnte, haben sie die letzten fünf Partien nicht verloren und sogar Spitzenreiter Darmstadt geschlagen. Das sollte Warnung genug sein. [Lesezeit ca. 4 min]

Ob und in welchem Maße der Ausgang der Begegnung auf der Alm noch was mit „Rein rechnerisch“ zu tun, muss nun wirklich nicht diskutiert werden. Wie ein Spieler (War es Chris Klarer? Oder doch der Trainer?) sagte: „Wenn wir ab jetzt alle Spiele gewinnen, steigen wir auf.“ Und obwohl die Unsichtbaren gerade einen Lauf haben, sind sie zu knacken; gerade von der Fortuna, denn das, was der Neutrainer Koschinat spielen lässt, liegt unserer Truppe.

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Das Gegnerporträt

Dass die Arminia absteigen würde, stand vor ziemlich genau einem Jahr nach einer 4:0-Klatsche in Wolfsburg beinahe fest. Dass die Arminia aber in der aktuellen Zweitligasaison NICHT zu den Abstiegskandidaten zählen würde, darüber waren sich die Auguren beinahe sicher. Es kam anders. Und es kam so, wie es in Bielefeld schon einige Male gegangen ist.

Zur Saison 1970/71 war der bis dahin eher unbedeutende Ostwestfalen-Club erstmals in die erste Bundesliga aufgestiegen … und war sofort in den legendären Bundesliga-Skandal verwickelt. Das führte zum Zwangsabstieg zwei Jahre später. In der Saison 1978/79 spielte man noch mal in der ersten Liga, um dann nach einer Ehrenrunde in Liga Zwo satte fünf Jahre erstklassig zu spielen. In der Zeit konnten sich die Arminen mit großen Namen schmücken (Uli Stein, Ewald Lienen, Otto Rehhagel), kamen aber über den achten Platz nicht hinaus.

Und dann – wir Fortunen kennen so etwas ja – rauschten sie ab bis in die Oberliga Westfalen und gerieten in Fußballdeutschland fast schon in Vergessenheit. Wildes Wirtschaften erfolgssüchtiger Funktionäre war die Ursache. Getragen wurde die Arminia von Fans, die sich zu einem großen Teil aus den Studierenden der Uni Bielefeld rekrutierten, denn den Eingeborenen ging der Club zuvor eher am Heck vorbei.

Dann – auch das kennen wir – ging’s auf dem direkten Weg wieder hoch bis in die erste Liga, um den Weg aller Fahrstuhlclubs einzuschlagen. Dann kamen wieder fünf stabile Erstligajahre, immer im untersten Tabellendrittel. Es folgte ein Absturz in die dritte Liga, eine Beinahe-Pleite, Auf- und Abstiege, und dann der eher unerwartete Aufstieg in Liga Eins zur Saison 2020/21, in der man sich zwei Jahre hielt.

Ein Problem des DSC Arminia Bielefeld ist, dass es sich um den mit weitem Abstand größten und wichtigsten Sportverein der Stadt mit vielen, vielen Abteilungen handelt, in dem der Herrenfußball über alles betrachtet gar nicht so dominant ist wie in ähnlichen Clubs. Halbwegs stabil läuft der Profifußball erst seit der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft, auf die zum Glück die organisierten Fans einigermaßen Einfluss nehmen können.

Die Fakten:

Tabelle:

PlatzVereinSpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenPunkteTore
4.Fortuna Düsseldorf2613494345:34
14.Bielefeld2684142839:43

Ausfälle:
F95: Fernandes Neto, Hendrix, Hennings
Bielefeld: 0 Spieler

Info:
Sonntag, 9.4.2023, 13:30 in der Arena
Schiri: Florian Heft
TV: Sky / Wow


Der Spielplan

Unter Koschinat spielt Bielefeld in einem 4-1-4-1, das sich manchmal eher nach 4-1-2-3 anfühlt. Offensiv kommen die Arminen viel über die Flügel, hinten stehen sie in letzter Zeit ziemlich sicher, sind aber über Außen und bei Standards anfällig, wenn überhaupt. Der neue Trainer hat ihnen offensichtlich mehr Mut und Kampfgeist eingeimpft; nicht selten gehen die Blauweißen ziemlich ruppig zu Werke.

Ein Schlüssel zum möglichen Sieg wird sein, deren flinken Flügelflitzer auszuschalten und den ewigen Klos als Spitze ständig unter Deckung zu halten. Ein Erfolgsgeheimnis der Teams, die Bielefeld bisher besiegt haben, war es, den Sechser, der meist das Spiel macht, so weit es geht, daran zu hindern. Schön für die Fortuna wird sein, dass sie nicht das Spiel machen muss – was der Mannschaft ja besser liegt als der umgekehrte Fall.

Das System und die Aufstellung

In der Pressekonferenz gab sich Daniel Thioune gut gelaunt, weil er personell mehr Optionen hat als in den Wochen, in denen einige Kicker fehlten. Und er hat angedeutet, dass er sich überlegt, tatsächlich mal mit einer Dreierkette und nur einer Spitze anzutreten. Heißt: Seine Idee könnte sein, das Mittelfeld zu komprimieren.

Das spricht für eine Kombi aus Cello Sobottka als defensivem Sechser, eine Rolle, die er ja beherrscht, und Shinta Appelkamp als Achter oder Zehner, der fürs offensive Ballverteilen zuständig wäre. Bei der möglichen Dreierkette ist die Hauptfrage, ob Käpt’n Hoffmann zum Anpfiff aufläuft. Falls ja, stünden hinten der zurzeit unverzichtbare Chris Klarer mit Hoffmann und vermutlich Jordy de Wijs, der dringend mehr Spielzeit braucht, um wieder besser zu werden. Ohne Hoffrmann würde wohl Tim Oberdorf in die Kette rücken.

Bei diesem Grundgerüst gäbe Dawid Kownacki die einzige Spitze. Als Schienenspieler müssten dann – wie in einer Viererkette als Außenverteidiger – Micky Karbwonik und Zimbo Zimmermann ran. Davor liefen dann links Emma Iyoha und rechts der momentan in grandioser Form agierende Felix Klaus ran. Der Charme dieser Systematik besteht darin, dass gerade auf der linken Seite viel rochiert werden kann: Karbownik geht nach vorne auf den Flügel, und Emma rückt als zweite Spitze rein. Shintas Aufgabe wäre es auch, Standards gefährlich vors oder ins Tor zu bringen.

So könnte ein verrücktes 3-4-2-1 gegen Bielefeld aussehen

Kann aber auch sein, dass wir wieder ein klassisches Viererketten-System sehen, wobei Sobottka und Appelkamp die Sache im Mittelfeld zur Raute formen könnten. In dieser Formation wünscht sich der Ergebene dringend den robusten und schnellen Jona Niemiec als zweite Spitze in der Startelf. Als zweiten Innenverteidiger würde er außerdem Tim Oberdorf anstelle von Hoffmann und de Wijs empfehlen.

Und das ist das wahrscheinlichere 4-4-2 in Bielefeld

Die jeweils als Alternativen genannten Kollegen (Hoffmann, de Wijs) säßen zunächst auf der Bank, dazu auf jeden Fall Ao Tanaka (der insgesamt auch als das starten könnte, was oben Shinta zugeordnet wurde), Daniel Ginczek als Ersatz für Kownacki, Kris Peterson und Nico Gavory (der auch als Starter eine Option wäre). Taka Uchino und Benjamin Böckle säßen ebenfalls hinter der Linie.

Der Tipp

Nach dem furiosen 6:1 gegen Hanoi ist der HSV jetzt wohl (Achtung: Spochtrepochtersprech!) „enteilt“. Nur wenn sich Heidenheim und Pauli heute im Spitzenspiel ein Remis geben, kann noch von der Rein-Rechnerisch-Regel die Rede sein. Auf Basis dieser These sieht der Kopf zwar einen sicheren Sieg für die glorreiche Fortuna, hat aber das Erreichen des Relegationsplatzes abgeschrieben. Das Herz wünscht sich einen Auswärtskantersieg und hofft noch immmer… Der Bauch aber hat das dumpfe Gefühl, dass die Arminia ihren Lauf fortsetzt und mit 2:1 gewinnt.


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