Vorbericht: Leverkusen vs F95 (Pokal) – Unser Glaube lebt!
Die glorreiche Fortuna muss am Mittwochabend nur Bayer Leverkusen schlagen, um endlich wieder ins Pokalfinale einzuziehen.
Analyse · Es liegt ein Fieber über die Stadt. Überall kleben kleine Plakat: „Unser Glaube lebt.“ Menschen bleiben stehen und fragen: „Haben wir ne Chance?“ Hysterische Vorfreude. So hysterisch, dass manche auf Aprilscherze mit übler Laune reagieren. Dabei müsste der Ergebene der hysterischste von allen sein. Denn seit 1980 träumt er davon, seine zutiefst geliebte Fortuna noch einmal im Pokalfinale zu erleben. Und hat sogar den heiligen Eid geschworen, sich nach einem Pokalsieg der Rotweißen komplett vom Fortuna-Fußball zurückzuziehen. Es steht also eine Menge auf dem Spiel. Und auf dem Papier hat unser wunderbares Team keine Chance gegen den designierten Deutschen Meister der Saison 2023/24. [Lesezeit ca. 5 min]
Aber, das Schöne an sportlichen Wettbewerben ist, dass man vorher nicht weiß, wie’s ausgeht. Davon lebt ja diese gottverfluchte Wettindustrie. Die profitiert davon, dass manche glauben zu wissen, wie’s ausgeht. Der Glaube spielt beim Wetten die Hauptrolle, obwohl Menschen immer noch meinen, sie könnten ausrechnen, wie’s ausgeht. Ausgangspunkt ist die Statistik – die mit wissenschaftlichen Methoden erhobene und die gefühlte.
Wenn der aktuelle und vor allem ungeschlagene Tabellenführer der Ersten Bundesliga gegen den Dritten der Zweiten Bundesliga antritt, ist die Sache zunächst einmal nicht ganz so klar. Denn der Pokal hat… genau. Entsprechend dieser Gesetze schlägt der Viertligist Saarbrücken den Zweitligisten Düsseldorf auch schon mal im Elfmeterschießen. Oder marschiert durch die Pokalsaison und haut mal eben den KSC, die Bayern, Frankfurt und Gladbach raus. Against all odds.
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Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Warum sollte also die kleine Fortuna bei der großen Werkself nicht gewinnen? Wo doch ein Verein wie Qarabag Agdam die Leverkusener fast besiegt hätte und sie beinahe aus dem UEFA-Cup geschmissen hätte. Und deshalb hat sich der Ergebene die Ausschnitte der Partie Qarabag vs Bayer etliche Male angeschaut und kann den Live-Ticker annähernd auswendig. Er ist sich sicher, dass sich auch Trainer Daniel Thioune und sein Stab dieses Spiel intensiv zu Gemüte geführt haben. Für die Fortuna gilt am Mittwoch: Von Qarabag lernen, heißt siegen lernen!
Das Gegnerporträt
So wie’s aussieht, wird Bayer 04 Leverkusen am Ende der Saison seinen Titel Vizekusen los. Die Werkself unter dem genialen Trainer Xavi Alonso ist kaum noch zu stoppen. Und wenn es – wie gegen Hoppelheim – mal eng wird, schießen sie eben ein paar Tore in der Nachspielzeit. Breitere Brüste kann man nicht haben. Und mehr Qualität in einem Kader von gerade einmal 27 Kickern (zum Vergleich: bei F95 sind es 26) kann man kaum versammeln. Übrigens: Mindestens so viel Anteil am Erfolg wie Alonso hat Sportgeschäftsführer Simon Rolfes, der dank eines Scouting-Systems, das in dieser Güte kein anderer Bundesligaverein hat, diesen Kader zusammengeholt hat. Aus dieser Knete hat Alonso aber ein echtes Team geformt – auch nicht selbstverständlich.
Und trotz einer latenten, aus den Neunzigern stammenden Rivalität gönnen nicht wenigen F95-Fans der Werkself den Meistertitel. Zumal die Scheißbayern oder das Scheißprojekt nicht Meister werden können, wenn Bayer es wird. Aber: Natürlich gönnen wir den Leverkusenern NUR den Meistertitel, nicht aber das mögliche Double. Das dürfen sie sich holen, wenn die Fortuna mal wieder frühzeitig aus dem Pokal ausscheidet.
Info:
Mittwoch, 03.04.24, 20:45 im Ulrich-Haberland-Stadion
Schiri: Christian Dingert; zuletzt Fortuna gepfiffen am 29.07.2023 gegen Hertha
TV: ZDF / Sky (€) / Wow (€)
Spielplan, System, Aufstellung
Wie gesagt: Von Qarabag lernen, heißt siegen lernen. Die bundesdeutsche Spochtpresse hat die Leistung der Bayeraner beim Auswärtsspiel ja einhellig kritisiert. Vor allem zwei Punkte: Die Fehlerquote beim Passspiel und die wenigen Balleroberungen. Außerdem, so hieß es, habe die Offensive in der Luft gehangen. Wir wissen ja: Ein Team spielt nur so gut wie es der Gegner zulässt. Und Qarabag hat wenig zugelassen, war extrem giftig in den Zweikämpfen, hat die Leverkusener nur in die ungefährlichen Räume kommen lassen und nach Balleroberung blitzschnell umgeschaltet. Hört sich vertraut an. Denn in ihren besten Spielen, besonders in den letzten Wochen, hat die glorreiche Fortuna gegen nominell starke Gegner GENAU SO gespielt!
Der Spielplan dürfte also feststehen. Zu beachten wäre noch, dass die Rotweißen versuchen müssen, zwei, drei gegnerischen Kicker aus dem Spiel zu nehmen: Knipser Schick, Wirtz und Frimpong (wenn er denn spielt). Für Schick ist die Innenverteidigung zuständig, Wirtz muss gesunde Härte spüren und gegen Frimpong hilft nur Speed.
Umgekehrt ist gegen das Duo Tah-Tapsoba kaum ein Kraut gewachsen; durch die Mitte dürfte offensiv wenig gehen. Das erfolgversprechendste Rezept für fortunistische Buden kann nur das sein, nachdem die Hütten 1 und 2 in Klautern gefallen sind, also über die Flügel in den Sechzehner geflankte und vollstreckte Dinger. Und weil das erst nach den Einwechslungen von Emma Iyoha und Jona Niemiec so richtig funktionierte, würde der Ergebene die beiden wieder starten lassen.
Bei der Systematik dürften die Coaches darüber grübeln, ob sie dann doch sehr defensiv spielen lassen wollen. Das liefe auf eine Dreier-/Fünferkette hinaus. Die haben unsere Jungs drauf, aber alle Systeme mit Viererkette sind besser eingeübt. Und weil unbedingt mit nur einer Spitze gespielt werden sollte, läuft es auf das bekannte 4-3-3 hinaus, das in der Realität vielleicht eher wie ein 4-3-2-1 aussehen würde.
Fragt sich in Sachen Mittelfeld, welcher der Kollegen von Yannik Engelhardt dort zunächst pausieren müsste: Ao Tanaka, Shinta Appelkamp oder Ísak Jóhannesson. Von der Form her liegen die drei Burschen etwa gleichauf. Der Ergebene würde auf Tanaka wegen seiner Spielmacherqualitäten und auf Jóhannesson wegen seiner Robustheit (im Vergleich zu Shinta) setzen. War das nur eine kleine Formdelle bei Zimbo Zimmermann oder wird es schlimmer? Angesichts seiner Leistung in der zweiten Hälfte gegen den FCK sieht es nicht nach Verschlechterung aus. Also bleibt er. Genau wie Flo Kastenmeier im Tor und Chris Tzolis auf dem linken Flügel mit Narrenfreiheit Richtung Spitze. Und wer stellt diese dar? Nach der unterirdischen Vorstellung von Marlon Mustapha und den nicht so guten Erfahrungen mit Duffy Dafern läuft es auf Vince Vermeij hinaus (und der Ergebene hat im Urin, dass genau dieser Vince eine Bude machen wird).
Das größte Problem könnte bei der Verteidigung gegen Frimpong entstehen, dem Emma Iyoha defensiv vielleicht nicht gewachsen ist. Das Gegenmittel ist dann, dass einer aus dem Mittelfeld sich immer schon prophylaktisch auf dessen Flügel bewegt, wenn Bayer angreift. Auf Wirtz würde euer ergebener (April)Scherzbold dagegen Ísak Jóhannesson ansetzen und ihm mitgeben, dass er gern auch mal etwas herzhafter zur Sache gehen soll. Jona Niemiec wird es wohl mit Hincapié zu tun kriegen, dem er aber körperlich überlegen ist (mehr als 10 cm Größenunterschied). Und um Andrich muss sich vordringlich Yannik Engelhardt kümmern.
Die Hauptaufgabe des Mittelfeldtrios wird es sein, die Verbindung zwischen der Leverkusener Abwehrkette und den Stürmern so oft wie möglich zu unterbrechen und sich nicht überlaufen oder überlupfen zu lassen.
Und wenn die glorreiche Fortuna nach einer torlosen ersten Halbzeit dann so um die 60. Minute herum einen erfolgreichen Konter setzt, steht der Fahrt nach Berlin nichts mehr im Wege.
Der Tipp
Der Kopf wollte sich drücken, um nicht als Miesepeter zu gelten, denn trotz seines grundsätzlichen Optimismusses sieht er eine klare Niederlage für die Rotweißen voraus. Da ist das Herz schon ein bisschen weniger negativ und glaubt an einen Sieg nach Verlängerung und Elfmeterschießen. Der Bauch, aber, dem eh alles wurscht ist, sagt mit großer Überzeugung einen 1:0-Sieg für die Fortuna voraus.
Wie wär’s? Ein Arena-Alt (5,40€) pro Vorbericht – einfach per Paypal geben:
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