Vorbericht: F95 vs Hannover – Keine Experimente? Warum eigentlich nicht?
Jetzt, wo’s um nix mehr geht… haben die notorischen Spochtrepochter ja noch gar nicht auf die TV-Geldtabelle verwiesen. Wird aber Zeit vor dem vorletzten Spieltag…
Analyse · Es ist schon bemerkenswert, wie Populisten immer versuchen, dem Volk nach dem Maul zu schreiben. Ausgerechnet einer, der nicht müde wird, den Fußball „Geschäft“ zu nennen, bezeichnet Rouwen Hennings als Legende, mit dem man nicht so habe umgehen dürfen. Wenn Fußball Geschäft ist, gibt’s keinen Platz für Sentimentalitäten. Oder umgekehrt, aber nicht beides zusammen. Und man hat Rouwen keinen neuen Vertrag angeboten, weil er schon vor Monaten klar gemacht hat, dass er so lange wie möglich auf höchstmöglichem Niveau antreten wolle. Der wollte kein Gnadenbrot in der Zwoten, der wollte wieder Stammspieler sein. Dieses Thema und die Verabschiedung von Raffa Wolf, Micky Karbownik, Dawid Kownacki und Kudschu Baah beherrschte die Vor-dem-Spiel-Pressekonferenz. Da blieb wenig Raum für spieltagsbezogene Fragen und Antworten. [Lesezeit ca. 5 min]
Interessant die Frage, ob Trainer Thioune die Es-geht-um-nix-mehr-Situation für Experimente nutzen will. Nein, sagte der, er ginge das Spiel an wie jedes andere und wolle natürlich gewinnen. Da werden die Stammspieler heftig genickt haben, denn für die geht es immer noch um Einsatzzeiten und Prämien. Tatsächlich hätte sich der Ergebene doch gewünscht, dass mal überraschend gestartet würde – bloß so aus Daffke, was denn ohne die üblichen Verdächtigen möglich wäre – zum Beispiel mit Jona Niemiec von Beginn an als zweite Spitze.
Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Andererseits: Euer zutiefst ergebener F95-Betrachter wünscht sich auch, dass die glorreiche Fortuna am Ende auf Platz 4 landet. Einfach so, um es den anderen mal zu zeigen. Klassischer Doublebind, also. Wie die Dinge liegen, ist diese Position zu erreichen – aber ob das nicht auch mit Experimenten ginge, wird sich wohl nicht klären lassen.
Das Gegnerporträt
Der Hannoversche Sportverein von 1896 war dem Ergebenen aus familiären Gründen über lange Zeit einigermaßen sympathisch, auch, weil es sich bei den 96ern um einen echten Traditionsverein handelt. Aber dann tauchte das Hörgeräte-Kind seine unegalen Finger im tiefer in den Club und sorgte für eine Spaltung der Anhängerschaft, die bis heute anhält und den Verein immer mehr in die Erfolglosigkeit schiebt. Kind hat mit seiner Initiative gegen die 50+1-Regel nichts anderes im Sinn, als BESITZER des HSV 96 zu werden. Muss man mal so klar sagen.
In der Gesamtbilanz aller Spiele hat die Fortuna mit 13 zu 11 (bei 7 Unentschieden) noch die Nase vorn. Zum Kotzen dabei, dass beide Partien im Pokal deutlich an Hanoi – so nennen Fans anderer Vereine den Club gern – gingen; besonders das eklige 6:1 aus dem Jahr 2016 schmerzt bis heute. Auch dass das Hinspiel an der Leine ungerechterweise mit 0:2 verloren ging, hat eine Wunde hinterlassen. An jenem 8. November 2022 hatte der ehemalige Nationaltorwart Zieler einen goldenen Tag und sorgte fast allein für den Sieg seiner Farben. Und warf F95 damit zurück auf den 6. Tabellenplatz, während H96 Vierter wurde.
Da dachte das Kind wohl noch, seine potenziellen Leibeigenen könnten im Aufstiegskampf mitmischen und könnte nach 2020 wieder mal erstklassig werden. Pustekuchen, und man kann nur hoffen, dass die 96er erst wieder aufsteigen, wenn die Hörgeräte-Ära endlich final beendet ist.
Die Fakten:
Tabelle:
Platz | Verein | Spiele | Siege | Unentschieden | Niederlagen | Punkte | Tore |
---|---|---|---|---|---|---|---|
6. | Fortuna Düsseldorf | 32 | 16 | 6 | 10 | 54 | 54:40 |
8. | Hannover 96 | 32 | 12 | 7 | 13 | 43 | 46:47 |
Ausfälle:
F95: Hendrix, Tanaka, Oberdorf (je nach Maskenlage)
Hannover: 9 Spieler
Info:
Sonntag, 21.5.2023, 13:30 in der Arena
Schiri: Michael Bacher
TV: Sport1 / Sky / Wow
Der Spielplan
Die Hanoi-Mannschaft spielt seit längerem mit einem 3-4-1-2, das je nach Gegner mal eher defensiv oder offensiv angelegt ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei Harvard Nielsen, der mal bei uns war, aber nie so richtig rausgekommen ist. Nun hat er schon achtmal geknipst, wobei er nicht unbedingt als Spitze aufläuft, sondern oft auch einen Achter gibt. Auf den wird zu achten sein. Genau wie auf seinen Sturmkollegen Teuchert, der sogar schon 13 Buden auf dem Konto hat. Letzterer ist besonders gefährlich wegen seiner Distanzschüsse und Freistöße. Nielsen dagegen macht’s gern mit dem Kopf.
Wie man im Hinspiel trotz der Niederlage gesehen hat, ist die hannöversche Offensive ganz gut in den Griff zu kriegen – die Abwehr und der Tormann dürfen halt nur keine Fehler machen.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Angesichts der offensiven Möglichkeiten der Fortuna wird H96-Trainer Leitl wohl eher zur defensiven Variante seines Systems greifen. In dieser Version geben die 96er oft das Mittelfeld auf und verzichten auch auf ein hohes Pressing. Beides kommt den Rotweißen nicht wirklich entgegen, weil sie dann das Spiel machen müssen, um Chancen zu generieren. Der Schlüssel zum Erfolg könnte also ein intensives Flügelspiel und eine starke Besetzung des gegnerischen Sechzehners sein.
Das System und die Aufstellung
Da spricht da wenig für eine Systematik mit Dreierkette. Traditionell setzen Trainer unter solchen Bedingungen am ehesten auf ein 4-4-2 mit Raute. Das hat Daniel Thioune in dieser Saison nicht so oft angeordnet, und dies morgen anzuwenden, würde noch nicht in die Kategorie „Experiment“ fallen. Das Personal für dieses System dürfte klar sein, wobei der Ergebene gern Emma Iyoha als zweite Spitze neben Dawid Kownacki stellen und die Flügel mit Kris Peterson (links) und Felix Klaus (rechts) besetzen würde.
Nach den Erfahrungen seiner letzten Einsätze MUSS Shinta Appelkamp den Zehner spielen, während Cello Sobottka dann als Sechser gesetzt ist. Dahinter dann die üblichen Verdächtigen (von rechts nach links) Zimbo Zimmermann, Käpt’n Hoffmann, Chris Klarer und Nicolas Gavory. Was zu diesem Bild führt:
Denken wir aber doch einmal um die Ecke in Richtung Experiment. Und zwar ein stürmisches mit einer 3-4-3-Konstellation. Sowie Elo Fernandes Neto und Jona Niemiec als Starter. Da hätten wir dann einen Sturm mit Dawid Kownacki, Emma Iyoha und dem guten Jona – Wow! Hinten würden in dieser Variante Käpt’n Hoffmann, Chris Klarer und Jordy de Wijs die Defensivkette bilden. Das Mittelfeld wäre extrem variantenreich und mit Cello Sobottka, Elo Neto, Micky Karbownik und Shinta Appelkamp besetzt – Doppel-Wow!
Mit einiger Sicherheit, wenn auch in Abhängigkeit vom Spielstand werden Spieler, die nach Abpfiff offiziell verabschiedet werden, Spielzeit bekommen, allen voran natürlich Rouwen Hennings. Sofern nicht in der Startelf, gilt das vor allem für Micky Karbownik. Ob auch Kudschu Baah sich aktiv verabschieden darf, ist unwahrscheinlich. Schön wäre es aber, wenn sich die Coaches durchringen könnten, unseren Aufstiegshelden Raffa Wolf für ein paar Minuten auf die Wiese zu schicken.
Der Tipp
Der Kopf, der sich immer noch weigert, den Fußball vorwiegend als Geschäft zu betrachten, prophezeit mit einiger Gewissheit einen 2:0-Sieg für die Fortunen. Das Herz wünscht sich Abschiedstore von Rouwen Hennings und Dawid Kownacki sowie einen von Raffa Wolf in der Nachspielzeit gehaltenen Elfer und kommt so ebenfalls auf ein 2:0. Der Bauch, dieser olle Fußballromantiker, träumt von einer Klatsche, die dem H96-Kind das doofe Grinsen aus dem Gesicht treibt.
Entdecke mehr von Fortuna-Punkte
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
wie immer ein herzerfrischender Vorbericht.
Mir ist immer noch nicht klar, warum man die Kaufoption für Karbownik nicht zieht, gemunkelt wird von ca. 1.000.000€, selbst wenn er dann doch lieber irgendwo anders hin möchte, würde er mehr als diese Million bringen und somit ein Geschäft für F95.
Wo ist da mein Denkfehler?
Sieht so aus, als läge die Munkelei daneben und Brighton verlange 2 Mio plus irgendwelcher Leistungszulagen. Das kann F95 aktuell nicht stemmen. Man versucht die Engländer von einer Art Ratenzahlung sowie Beteiligung an zukünftigen Transfererlösen für Micky zu überzeugen. Geschuppt ist dieser Fisch noch nicht.
Karbownik muss man kaufen, kann man nichts verkehrt machen.
Den Micky muss man mögen, ich mach das auch.
Natürlich sind seine Sprints und Dribblings herzerfrischend. Allerdings denke ich, dass er ein Spieler ist der die „bessere“ Mannschaft um sich rum braucht. Einer der Typen, die sich z.B. in einer Spitzenmannschaft (wie immer man das definiert) deutlich leichter tun weil eben für die Dinge, die man nicht so beherrscht, anderes Personal auf dem Platz neben ihm ist. In einer Mannschaft wie der göttlichen Fortuna sind mangels Spezialisten eher die „vielfach verwendbaren“ Allrounder gefragt. Mir ist z.B. defensiv immer etwas wohler wenn Nikola statt Micky links hinten spielt.
Ähnliches gilt meiner Meinung auch für Shinta. Der gehört Stand jetzt eine Etage höher. Träumen davon, dass er das mit F95 erreicht ist natürlich erlaubt. Aber ob das hilfreich für die Karriere ist?
Aber das Gute ist ja: Wir dürfen schwadronieren und schimpfen und uns Gedanken machen ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen. „Armchair quaterbacks“ heißt das in den USA.
In diesem Sinne 95 olé. Alles wird gut!