Spielberichte

F95 vs Kiel 0:1 – Viel zu wenig, viel zu spät

Auch wenn es am Ende gut und gerne ein Remis gegeben haben könnte, gewinnen die Kieler Störche doch gegen die dieses Mal überhaupt nicht glorreiche Fortuna.

Bericht · „Haste Glück gehabt“, meinte ein Fortuna-Freund nachdem er erfuhr, dass der Ergebene die Partie erkältungsbedingt auf der heimischen Couch verfolgt hatte. Als ob engagierte Berichterstatter sonst in die Arena gingen, um sich zu amüsieren. Nun kann man sich aber im Block mit den Seinen prima unterhalten, wenn ein Spiel öde ist; das fällt zuhause weg. Was sich speziell in der ersten Halbzeit auf dem Rasen ereignete, ließ sich aber auch daheim nur schwer ertragen. [Lesezeit ca. 6 min]

F95 vs Kiel: Noch herrscht Stümmung im Block (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Noch herrscht Stümmung im Block (Screenshot Sky)

Dabei lag es noch nicht einmal an einzelnen Kicker, denn dann hätten die Coaches in der Pause durch Auswechslungen Veränderungen bringen können. So blieb ihnen wenig mehr, als die taktische Grundordnung ein bisschen zu tunen und den Herren, die dafür, dass sie gegen den Ball treten, bezahlt werden, ein bisschen in den Arsch zu treten. Und es lag auch nicht an der Auf- sondern an der Einstellung.

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Man muss sich mal klarmachen, dass mit Nico Gavory der Spieler, der noch am Dienstag mit Fieber zu Bett lag, am ehesten versuchte, so etwas wie ein Offensivspiel aufzuziehen. Dass er vor sich auf der Schiene in Chris Tzolis einen gestern – sagen wir mal – glücklosen Kollegen vor sich hatte, machte die Sache nicht besser. Als Rechtsverteidiger musste wieder Tim Oberdorf antreten, der defensiv solide agierte und auch nach vorne eine Menge probierte. Leider ohne dass es zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Felix Klaus gekommen wäre.

F95 vs Kiel: Vierkampf (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Kiel: Vierkampf (Foto: Sandra Drljaca)

Das Problem stellte dieses Mal eindeutig das Mittelfeld dar. Als Sechser wurde Yannik Engelhardt bei der Defensivarbeit durchgängig von Ao Tanaka und Ísak Jóhannesson allein gelassen. Überhaupt hatte der Isländer einen ganz, ganz schwachen Tag in den Haferflocken gefunden. Nehmen wir nur die 37. Minute. Ísak kriegt einen weiten Pass und ist durch, läuft relativ unbedrängt aufs Tor zu. Links von ihm geht Vermeij mit. Ísak entscheidet sich dafür, selbst zu schießen und will wohl mit dem Außenrist aufs kurze Eck halten. Haut daneben, und die Pille fliegt kilometerweit am Tor vorbei.

F95 vs Kiel: Den kann auch Oberdorf nicht mehr verhindern (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Den kann auch Oberdorf nicht mehr verhindern (Screenshot Sky)

Da stand es bereits 0:1, und Jóhannesson hatte sich einen massiven Rüffel von Flo Kastenmeier eingefangen. Sein Mann hat Platz und zieht aus ungefähr 20 Metern scharf ab. Das Ding geht an die Latte. Kastenmeier ist rettend hochgesprungen und auf dem Boden gelandet. Jamil Siebert hätte nun den zurückspringenden Ball klären müssen, wird aber vom mehr als einen Kopf kleineren Kieler übersprungen. Dessen Kopfball von der Grundlinie beschreibt eine physikalisch schwierige Kurve. Oberdorf versucht das Ding noch von der Linie zu kratzen, schafft es aber nicht. Währenddessen steht Jóhannesson auf dem Elferpunkt und guckt zu. Ihm die Hauptschuld an der Hütte zuzuschreiben, war aber auch ein bisschen ungerecht, denn a) Siebert MUSS den Kopfstoß verhindern und b) Kastenmeier hätte viel schneller wieder auf den Beinen sein müssen.

F95 vs Kiel: Jamil Siebert - fast immer alles im Griff (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Kiel: Jamil Siebert – fast immer alles im Griff (Foto: Sandra Drljaca)

Lassen wir Gerechtigkeit walten, denn bis zu einer entscheidenden Szene in der 11. Minute waren die Fortunen ganz gut drin in der Partie und hatten Chancen. Dann aber läuft Felix Klaus einem Kieler hinterher; eigentlich keine wirklich gefährliche Situation. Felix entscheidet sich zu grätschen, der Angreifer kommt zu Fall, Schiri Badstübner zeigt die rote Karte. Die wäre okay gewesen, hätte unser Außenstürmer seinen Gegner von hinten am Fuß erwischt – zumal er mit offener Sohle grätschte. Der VAR mischt sich ein und fordert den Unparteiischen auf, sich die Sache nochmal anzuschauen. Die Bilder zeigen, dass Klaus den Kieler gar nicht trifft, sondern dass der beim Versuch sich zu entziehen, auf Felix‘ Fuß landet und dadurch hinfällt. Die Videobeweis-Chose zieht sich fast drei Minuten hin, dann wechselt Badstübner von Rot auf Gelb.

F95 vs Kiel: Kein Rot für Klaus - nach langer VAR-Chose (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Kein Rot für Klaus – nach langer VAR-Chose (Screenshot Sky)

Und von da an ist der Wurm durchgehend im fortunistischen Spiel. In jeder Hinsicht. Über fast 20 Minuten geht tatsächlich jeder Zweikampf im Mittelfeld verloren. Gutgemeinte Pässe kommen nicht an, Schussversuche werden abgeblockt, und hinten brennt regelmäßig der Baum. In der 24. wäre es fast zu einer Doublette des 0:1 gekommen, dieses Mal von der anderen Seite. Folge einer einstudierten Eckballvariante der Kieler, bei der der Eckstoß Richtung kurzer Pfosten geht und dort verlängert wird. Die Pille kullert parallel zur Torlinie und dann zum Glück ins aus. Der im Übrigen prima kommentierende Sky-Mann bemerkt zu Recht, dass es nicht angehen kann, einen Angreifer nicht von der Torlinie fernzuhalten, wo er Kastenmeier am Eingreifen hindert.

In der 33. Minute hätte der Ausgleich fallen können, eher zufällig als geplant, weil die Kieler die Kugel nicht aus der Box kriegen. Oder wenn, dann landet sie bei einem Düsseldorfer. Schließlich kriegt der Referee das Ei an die Birne und unterbricht zum Schiedsrichterball. Das war’s dann auch mit Feuer. Die paar wilden Minuten scheinen den Kielern ein bisschen Angst gemacht zu haben; sie schalten in den Defensivmodus um, der auch ausreichte, das Ergebnis erst einmal zu halten.

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Nach diesem Rezept geht es nach der Pause weiter. Unsere Jungs gehen ab und zu ins hohe Pressing, aus dem sich der KSV aber regelmäßig befreit. Ihre Offensivbemühungen halten sich in engen Grenzen, aber in der Defensive, jetzt meistens mit einer Fünferkette, steht sie sicher. Zumal den Fortunen immer noch kaum was einfällt. Und wenn Tzolis dann mal wieder in eine Schussposition kommt, versemmelt er. Ao Tanaka nimmt nominell auch an der Partie teil, jedoch ohne jeden nennenswerten Einfluss. Ísak Jóhannesson weiß anscheinend auch nicht, was er tun soll.

F95 vs Kiel: Dauernd neben der Spur: Ísak Jóhanesson (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Kiel: Dauernd neben der Spur: Ísak Jóhanesson (Foto: Sandra Drljaca)

Also geht Yannik Engelhardt öfters weiter nach vorne, und auch Jordy de Wijs und Jamil Siebert probieren es gelegentlich in der Offensive. Aber nur weil die Kieler offensiv nur noch auf Zufälle setzen, überholen die Fortunen sie in der zweiten Halbzeit in der Bilanz der Torschüsse. Das ist alles unschön anzusehen und stimmungstötend. Was sich leider maximal auf die anwesenden F95-Anhänger:innen auswirkt – von Stümmung kann keine Rede sein, und seitens der Fortuna-Fans wirkt es, als wolle man schnell noch das Unentschieden erleben und dann ab nachhause.

Am Ende werden alle statistischen Werte in etwa ausgeglichen sein. Die 9:3 Ecken täuschen da ein bisschen, weil es in den letzten 20 Minuten gleich zwei Dreierrunden mit Eckbällen für die Hausherren gab. Da hörte man schon die ersten Sensationsgeier nach „Edeljoker“ Niemiec rufen, als könne der arme Kerl es ganz allein richten und für ein Magdeburg 2.0 sorgen. In der 67. Minute kam er, und auch Dennis Jastrzembski wurde eingewechselt. Während Dennis den ausgepumpten Gavory ersetzte, musste der massiv enttäuschende Klaus für Niemiec Platz machen.

F95 vs Kiel: Jona soll's wieder richten (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Jona soll’s wieder richten (Screenshot Sky)

Tatsächlich änderte sich jetzt ein bisschen was. Vorher aber musste die Fortuna noch beinahe das 0:2 erleben, und zwar als Slapstick-Nummer. Am rechten Pfosten könnte der Kieler einschieben, aber de Wijs blockt, nicht ohne dass ihm das Ei zwischen die Haxen gerät und er beinahe per Hackentrick ins eigene Netz kickt. Apropos Hackentrick: Gleich zweimal versuchten es die Rotweißen mit einem solchen einstudierten Ding. Beide Male kommt eine Ecke flach an den kurzen Pfosten, und Yannik Engelhardt versucht, den Ball mit der Hacke in die Kiste zu drücken. Klappte beide Mal leider nicht.

F95 vs Kiel: Ja, es gab Chancen (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Kiel: Ja, es gab Chancen (Foto: Sandra Drljaca)

In der 75. Minute wird endlich Tanaka erlöst. Für ihn kommt Shinta Appelkamp, der Mann, der die wirklich gefährlichen Ecken schlagen kann. Um diese Zeit macht der KSV eigentlich gar nichts mehr und spielt zunehmend auf Zeit. So früh, dass Schiri Badstübner schon um die 80. Minute herum mehrfach mahnend auf seine Uhr zeigt. Inzwischen hat die Fortuna so viel Übergewicht, dass der Ausgleich dem Spielverlauf absolut entsprechen würde. Aber dann die 90. Wirklich aus dem Nichts ist der Kieler Arp frei durch, kommt auch noch an Kastenmeier vorbei, aber Jastrzembski ist schnell genug, den Schuss noch von der Linie zu kratzen.

F95 vs Kiel: Jastrzembski rettet in höchster Not (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Jastrzembski rettet in höchster Not (Screenshot Sky)

In den sechs Minuten Extrazeit spielt nur noch die Fortuna, Flo Kastenmeier inklusive. Der ist mit vorne und positioniert sich als Passempfänger links in der Box. Freistoß aus guter Position – wieder nichts. Und dann ein Kieler Ball aufs leere Tor, den kriegt Appelkamp noch rechtzeitig.

Wechseln wir in den Konjunktiv: Hätte die ansonsten glorreiche Fortuna von Beginn an und durchgehend so gespielt wie in den letzten 25 Minuten und hätte Trainer Thioune die schwachen Tanaka und Jóhannesson in der Pause ausgewechselt und auch gleich Klaus durch Niemiec ersetzt, wer weiß, ob am Ende nicht sogar ein Sieg gestanden hätte. Da mag Daniel Thioune nach dem Spiel noch so sauer gewesen sein, auch er hat seinen Anteil an dieser unnötigen Niederlage.

F95 vs Kiel: Trainer Thioune unzufrieden (Screenshot Sky)
F95 vs Kiel: Trainer Thioune unzufrieden (Screenshot Sky)

Tabellarisch stabilisiert sich zum Ende der Hinrunde eine Fünfergruppe im Wettbewerb um Aufstieg und Relegationsplatz. Fortuna ist als Fünfte dabei, nur einen Punkt hinter diesem Relegationsplatz, aber immer noch mit einer hervorragenden Tordifferenz. Selbst St. Pauli und Kiel auf den ersten beiden Plätzen sind nur fünf Punkte entfernt. Der FCSP hat beim 1:1 in Osnabrück geschwächelt, der HSV mit seiner ersten Heimniederlage sowieso, und der KSV erschien viel schwächer als befürchtet. Da ist noch alles drin, vor allem, wenn unsere Jungs nächstes Wochenende in Magdeburg dann doch nochmal gewinnen.

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Ein Gedanke zu „F95 vs Kiel 0:1 – Viel zu wenig, viel zu spät

  • Es hilft ja alles nix, aber nach dem Magdeburg-Glück und den leichten Siegen gegen unterirdisch getaktete Gegner enthüllt sich die Wahrheit, dass Herr Tanaka für kleineres Geld längst hätte verkauft werden sollen, Johanesson nie ein Messi wird und One-trick-pony Tsolis das Leichtgewicht ist, das vermutlich die festgeschriebene Ablöse nicht aufwiegen wird.
    Das Spiel war für mich desillusionierender als der trübe Kick gegen Osnabrück und die Luftnummer gegen Wiesbaden, da die biederen Störche allenfalls mittelprächtig performten.
    Vielleicht sollten wir froh sein, dass uns soilche Punkte am Ende fehlen werden, um ganz oben mitzuspielen. Die Rückrunde könnte ja auch ganz entspannt Spaß machen.

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