F95 vs Slovan Liberec 2:1 – Halt so’n Testspiel im Trainingslager….

Fortuna Düsseldorf schlägt irgendwo in Österreich den Siebten der tschechischen Fortuna-Liga in einem Testspiel mit 2:1 – Knipser Vince Vermeij machte beide Buden.

Analyse · Zumindest die Formation, die in der ersten Hälfte in den neuen, blütenweißen Auswärtstrikots antrat, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer möglichen Startelf der kommenden Saison. Aber, eine solche Startelf zu ermitteln, darum ging es in dieser Phase der Saisonvorbereitung natürlich nicht. Im Fokus stand die Beobachtung der zweieinhalb Neuzugänge – allesamt Kicker, die sich in den vergangenen Jahren in der dritten Liga bewährt haben. Sowohl Jamil Siebert als auch Yannik Engelhardt und Vince Vermeij überzeugten; Letzterer trotz seiner zwei Hütten noch am wenigsten. Unser Jamil dagegen gab einen enorm stabilen Verteidiger (erst innen, dann außen), der in seinem Auftritt ein bisschen an Jonathan Tah erinnert, der ja auch mal bei F95 mitmachte. [Lesezeit ca. 4 min]

Und mit dem jungen Herrn Engelhardt könnten unsere Kaderzusammensteller ein ziemlich großes Los gezogen haben. Mit unerschütterlicher Ruhe spielte er einen Sechser modernster Ausprägung, der zudem perfekt mit Cello Sobottka harmonierte. Beim Yannik kommen, was das Auftreten angeht, Erinnerungen an Florian Neuhaus auf, der ebenfalls mal Fortune war.

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Vorne setzte Trainer Thioune auf eine Doppelspitze: Daniel Ginczek, der vor Ehrgeiz brennt, und der bereits erwähnte Vince können einem Gegner auf dem Niveau von Slovan in der Box ganz schön die Hölle heißmachen. Ob sie das auch in Partien gegen gleichwertige oder hochwertigere Konkurrenten hinkriegen, ist die Frage. Sicher ist, dass Felix Klaus in der aktuellen Frühform der einzige Stammspieler ist. So wie der die rechte Seite beackerte, versuchte es auch Emma Iyoha auf dem anderen Flügel, allerdings mit deutlich weniger Erfolg.

Die Viererkette, die gar nicht durchgehend als Viererkette agierte (auch das ein hochmoderner Ansatz), stand grundsolide, weil auch die Veteranen Andre Hoffmann, und Zimbo Zimmermann topfit aus dem Urlaub zurückgekehrt sind. Ganz links trat Benny Böckle an, von dem immer noch niemand weiß, ob und wann bei ihm der Knoten platzt und er mehr wird als ein Ergänzungsspieler. Wo das Verständnis zwischen Zimbo und seinem Spannmann Felix nahezu blind funktionierte, hakte es zwischen Benny und Emma gelegentlich.

Dass die beiden Teams sich in unterschiedlichen Phasen der Vorbereitung befinden, war deutlich erkennbar. Die Liberecer müssen ja schon nächste Woche in ihrer Liga ran; ihre Elf in Hälfte Eins sah schon ziemlich eingespielt aus. Unsere Jungs haben ja noch fast eine Woche Trainingslager vor sich sowie zwei Testspiele. Leider auch gegen das Retortenprodukt des ungarischen Autokraten Viktor Orbán. Nach dem Freundschaftsspiel gegen den VfL Bochum am kommenden Freitag im Paul-Janes-Stadion geht das Training dann in den üblichen Saisonrhythmus über.

Schon vor der Begegnung hatten die Coaches bekanntgegeben, dass Flo Kastenmeier komplett durchspielen würde und Siebert, Iyoha und Vermeij mindestens eine Stunde auf dem Rasen stehen würden. Bedeutet also, dass es zur zweiten Hälfte sieben Wechsel geben sollte. Und der Haufen, der dann antrat, war schon eine bunte Truppe, die ganz, ganz sicher so nie wieder zu sehen sein wird. Chris Klarer (der Deal zwischen F95 und Darmstadt steht immer noch nicht…) und Jordy de Wijs übernahmen die Innenverteidigung, die nun mit Nicolas Gavory auf der linken Seite antrat.

Ao Tanaka, der sichtlich Spaß hatte, übernahm den Posten des defensiven Sechsers von Engelhardt, Elo Fernandes Neto ersetzte Cello eins-zu-eins. Shinta Appelkamp und Jona Niemiec ergänzten die Offensivabteilung, die von Iyoha und Vermeij gebildet wurde, wobei Shinta einen Zehner darstellte und Jona den rechten Außenstürmer ganz anders interpretierte als Felix Klaus. Später kamen unsere erfreulichen Nachwuchskräfte Daniel Bunk, Robin Bird und David Savic aufs Feld; nur der dribbelige Robin konnte dabei Spuren hinterlassen.

Die Slovanesen hatten zur Pause nicht nur auch weitgehend durchgewechselt, sondern auch die Systematik verändert und auf mehr Offensive umgestellt. Das gefiel unseren Jungs nicht so gut, und der Anschlusstreffer in der 76. Minute war das Ergebnis kollektiver Verwirrung. Was vielen der glorreichen Diva zugeneigten Beobachter:innen gar nicht gefiel, war die alte Hintenrum-Krankheit der Fortuna. Immer wieder gab es Hoffi auf Jamil auf Kaste auf Zimbo auf Tanaka und wieder zurück. Immer noch neigen unsere Abwehr- und Mittelfeldkräfte dazu, sich bei der Ballannahme nach hinten umzudrehen. Immer noch findet ein konstruktives Angriffsspiel ausschließlich über die Flügel statt. Ein Fortschritt in taktischer Hinsicht ist bislang nicht zu erkennen.

Bis zu 4.000+ Leute verfolgten übrigens den Livestream; im zugehörigen Chat sorgten internationale Wettärsche mit ihrem blöden Geseire für schlechte Stimmung. Die Chattenden waren aufgefordert, Fragen zu stellen, was auch geschah. Aber die versprochenen Antworten blieben bis auf die nach der Zahl der bereits verkauften Dauerkarten aus. Eine Frage, auf die aber momentan selbst im Verein niemand eine verbindliche Antwort hat, lautet: Was ist eigentlich mit Jorrit Hendrix? Die Situation ist schwierig. Der Holländer kam im vergangenen August ablösefrei aus Moskau und bekam einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. Der ist nun ausgelaufen, und offiziell gilt der gute Jorrit als vereinslos. Es heißt aber, dass überhaupt nicht geklärt ist, wem der Spieler überhaupt „gehört“ – wäre es immer noch Spartak Moskau, könnte es für Hendrix schwierig werden, irgendwo in einer europäischen Liga unterzukommen.

Nun gut, es war halt so’n Testspiel im Trainingslager. Bei solchen Parteien passiert es allerhöchstens mal, dass ein neuer Kicker auf sich aufmerksam macht, Wir hatten das mal mit Ihlas Bebou und auch mit Dodi Lukebakio. Eine Entdeckung dieses Kalibers war gestern nicht zu verzeichnen.

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