Vorbericht: Fürth vs F95 – Gewinnen am Ronhof? Ja, das geht…

Am Sonntag unternimmt die glorreiche Fortuna den Versuch, Fürth am Ronhof zu schlagen – na, denn…

Analyse · Will man der Statistik glauben, hat es wenig Sinn für die Fortuna nach Fürth zu reisen, um dort drei Punkte zu holen. Aber, wir haben einen Cheftrainer, den Negativserien umso mehr anspornen sie zu brechen. Allerdings waren die Vorbedingungen selten so schlecht für die Rotweißen, denn die Fürther haben einen Lauf und haben sich im Verlauf kontinuierlich nach oben bewegt. Jetzt zählen sie zum Club der 18-Punkte-Teams, deren Insassen allesamt auf eine Position unter den ersten Vier schielen. [Lesezeit ca. 5 min]

Die fränkische Spvgg hat überhaupt nur ein Heimspiel verloren, nämlich die Partie gegen Hanoi am 5. Spieltag. Gegen den aktuellen Spitzenreiter St. Pauli reichte es zuvor immerhin zum einem 0:0. Die Heimniederlage folgte auf die 0:5-Klatsche bei der Hertha, nach der es so aussah, als würde Fürth dieses Jahr eher nicht oben mitspielen

Na, schon gespannt auf den Vorbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Das Gegnerporträt

Die Verbindungen zwischen der glorreichen Fortuna und den „Kräuterfürzchen“ sind vielfältig. Aktuell ist dort der nette Rachid Azzouzi Sportdirektor; etwas ähnliches war er bei uns auch mal, allerdings mit geringem Erfolg. Nach seinem Ausflug zu Union ist auch Niko Gießelmann wieder bei der Spvgg gelandet, von der 2017 zu F95 wechselte. Und mit Felix Klaus haben wir sogar einen echten Fürther im Team. Guckt man weiter zurück, kommt man in den letzten zwanzig Jahren auf mehr als ein Dutzend Spieler (z.B. Sercan Sararer, Heini Schmidtgal), Trainer (z.B. Mike Büskens) und Funktionäre, die zwischen diesen beiden Clubs wechselten.

Wie der TSV Fortuna Düsseldorf ist der Stammverein, die Spielvereinigung Fürth einer der wahren deutschen Traditionsvereine. Ja, Fürth war mit drei Meistertiteln einer der führenden Clubs in der Zeit vor 1930. Ähnlich wie F95 wäre auch Fürth um ein Haar Gründungsmitglied der Bundesliga geworden, DER Zweitligaclub schlechthin ist das Kleeblatt auf jeden Fall. Ihre zwei Ausflüge in die erste Liga (2012 und 2021) endeten jeweils mit dem sofortigen Abstieg, und nur durch die Fusion mit dem TSV Vestenbergsgreuth, einem Dorfverein, der bundesweit dadurch bekannt wurde, dass er 1994 die Bayern aus dem Pokal warf, im Jahr 1996 konnte der Traditionsverein vor der Pleite gerettet werden; und das auch nur, weil der führende Vestenbergsgreuther Teehersteller Martin Bauer ordentlich Geld zuschoss.

Dass Fürth sich nie weiter oben etablieren konnte, hat viel mit der Rivalität zwischen den Nachbarstädten Nürnberg und Fürth zu tun, denn die Spvgg hat gegen die FCN-Gemeinde keine Chance und ist, was Fans und Zuschauer angeht, ähnlich im Hintertreffen wie die Offenbacher Kickers gegen Eintracht Frankfurt. In das schnuffelige Stadion am Ronhof passen rund 16.000 Menschen, der Zuschauerschnitt liegt dennoch nur bei etwas über 10.000. Ein Einzugsgebiet über die Stadt hinaus hat der Verein nur in einem schmalen Keil Richtung Nordwesten – Fusionspartner Vestenbergsgreuth liegt immer hin gut 35 Kilometer entfernt.

Erstaunlicherweise sind die beiden Clubs bisher nur 26-mal aufeinandergetroffen; die Fürther liegen aktuell mit 9 zu 7 Siegen (bei 10 Unentschieden) leicht vorne. Und verrückt, dass es nach der ersten Begegnung im Jahr 1929 volle 67 Jahre dauerte, bis die Mannschaften wieder gegeneinander antraten. In letzter Zeit (siehe oben) lief es für die wunderschöne Diva vom Rhein bei den Franken nicht so gut – Zeit, dass sich das ändert.

Der Spielplan

Vielleicht sollten sich unsere Coaches mal die Aufzeichnung der Partie Hertha vs Fürth ansehen, weil da die größte Schwäche der Franken sichtbar wurde: mit aggressivem, hohen Pressing kommen sie ganz schlecht zurecht. Überhaupt haben sie große Probleme, wenn sie es nur selten schaffen, hinter den Ball zu kommen. Was ein flinkes Team mit diesem Rezept erreichen kann, hat gestern auch Freiburg im UEFA-Cup gegen Topola eindrücklich bewiesen. In beiden Fällen standen bis zu fünf Kicker den Defensivspielern auf den Füßen, unterbanden das Aufbauspiel und eroberten serienweise die Pille. Dummerweise beherrschen auch die Fürther das – wie heißt es immer? – „überfallartige“ Pressing mit Erfolg

Im Prinzip könnten das rotweiße Jungs wie Iyoha, Klaus, Jóhannesson und Tanaka auch; schnell genug sind sie, und – wenn mit ordentlichem Selbstbewusstsein ausgestattet – auch aggressiv genug. Des Öfteren hoch anzulaufen hätte auch den Vorteil, die beiden gefährlichsten Fürther, nämlich Green und Hrgota, ein wenig aus dem Spiel zu halten. Denn sonst bliebe dieser Job immer an unserem defensiven Sechser hängen, also mit höchster Wahrscheinlichkeit an Käpt’n Sobottka.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Der zweite Schlüssel zum Erfolg könnte es sein, möglichst viele Standards rauszuholen; auch wenn Appelkamp, der solche Situationen regelmäßig scharfmacht, am Sonntag nicht mittun kann. Wie Daniel Thioune in der Pressekonferenz zum Spiel versicherte, kann Jóhannesson das auch. Und auch Ao Tanaka ist zu ordentlichen Ecken und Freistößen in der Lage. Drittens darf sich unsere Defensive nicht mehr so oft abkochen lassen wie in Unterhaching und gegen Wehen.

Das System und die Aufstellung

Oh je, das Jammern über den schmalen Kader ist durch die Niederlage gegen Wehen wieder lauter geworden. Hilft aber nix, denn Thioune kann nur aufstellen, wer fit ist. Die wichtigste Frage: Wer spielt Spitze? Und, wenn ja, wie viele? Unser Chefcoach hat klar gesagt, dass er drei Buben im Auge hat, die allesamt einen Neuner geben könnten, nämlich Jona Niemiec, Emma Iyoha und Chris Tzolis. Euer Ergebener würde den letztgenannten aus der Erfahrung von Hamburg am wenigsten vorne in der Zentrale sehen. Kommen aber Niemiec und Iyoha in die Startelf, läuft es auf eine Doppelspitze hinaus, also ein 4-4-2. Dem Ergebenen gefällt aber ein 4-3-3 besser, in dem Emma als einzige Spitze agieren würde.

Nico Gavory ist nach seinem Schicksalsschlag wieder an Bord und sollte nach Meinungen des Ergebenen unbedingt und sofort wieder den linken Außenverteidiger geben. Dadurch wird nämlich Emma Iyoha frei für die Offensive. Stellt sich für die Viererkette noch die Frage, ob erneut Taka Uchino den unersetzlichen Zimmermann ersetzen soll oder nochmal Tim Oberdorf dort auflaufen sollte, wobei euer ergebener F95-Bobachter den flinken Japaner bevorzugen würde. Und das Mittelfeld stellt sich angesichts der fehlenden Kollegen – den gelbgesperrten Yannik Engelhardt inklusive – eigentlich von selbst auf: Cello Sobottka als defensiver Sechser, davor Ao Tanaka und Ísak Jóhannesson als Doppelacht. Das sähe dann so aus:

Und trotz des schmalen Kaders haben die Coaches noch genügend Wechselmöglichkeiten. Da ist vor allem Tim Oberdorf, den der Ergebene auch deshalb zunächst auf der Bank lassen würde, damit er als Passepartout für alle Positionen der Viererkette in Frage kommt. Und dann ist da auch noch King Manu aus der Zwoten, der als nomineller Innenverteidiger gern auch im Mittelfeld spielt. Ebenfalls als Ersatzmann für die Defensive könnte Tim Corsten wieder dabei sein. Und dass Klaus Sima Suso wieder mitfährt, hat der Cheftrainer schon angekündigt. Dennis Jastrzembski steht nicht nur für die linke Seite zur Auswahl. Vielleicht komplettieren Daniel Bunk und Robin Bird die Ersatzbank.

Der Tipp

Das Herz ist ganz aufgeregt und davon überzeugt, dass diese wunderbare Truppe den ersten Sieg in Fürth seit 2012 holt, und tippt ein 2:1 für uns. Der Kopf wird langsam zum Pessimisten und sagt eine 0:1-Niederlage voraus. Der Bauch versucht sich vor der Prognose zu drücken, entscheidet sich dann aber für ein wildes 3:3.

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