Vorbericht: Hertha vs F95 – Los, verteidigt die Tabellenführung!

Am Sonntag muss die glorreiche Fortuna als Spitzenreiter im ziemlich blauen Olympiastadion von Berlin gegen die Hertha antreten, von der sie mit einem 1:0-Sieg in der Tabelle überholt werden könnte.

Analyse · Und schon wieder ein Spitzenspiel, wobei ja alle Partien der ersten zehn Teams der Tabelle noch Spitzenspiele sind, weil alle Mannschaften, die momentan sieben oder acht Punkte haben, die Fortuna als Spitzenreiter ablösen könnten – was wir nicht hoffen wollen. Also wird es vor rund 50.000 Zuschauenden, darunter um die 3.000 aus Düsseldorf, um die Wurst gehen. Auch euer von Herzen ergebene Berichterstatter wird in Berlin vor Ort sein und sich die Sache live anschauen. [Lesezeit ca. 4 min]

F95-Sprecher Tino Polster nutzte die Pressekonferenz, um mal klarzustellen, wie die Namen unserer Neuen ausgesprochen werden. Am einfachsten ist das natürlich bei Myron van Brederode, dessen Vorname allerdings auf der zweiten Silbe betont wird. Unser zweiter Franzose heißt bekanntlich Giovanni „Gio“ Haag, wobei das H in seinem Nachnamen stumm bleibt. Kompliziert wird es beim isländischen Neuzugang. Der heißt ja in voller Schönheit Valgeir „Valli“ Lunddal Friðriksson. Den Vornamen spricht man als „Walgier“ aus. Im Gegensatz zu Ìsak Bergmann Jóhannesson besteht Valli aber darauf, dass er Lunddal (sprich „Lündahl“) genannt werden möchte, um so seinen traditionellen Familiennamen zu ehren. Bei den anderen ändert sich nichts … kleiner Scherz.

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Das Gegnerporträt

Die Hertha und ihre Anhänger:innen haben schwere Zeiten hinter sich. Und das nicht nur wegen der Tumulte rund um das Projekt „Big Shitty Club“, das der, ähem, umstrittene Investor Windhorst 2019 ausgerufen hatte. Die Folgen waren schlimm und endeten im Abstieg aus der ersten Liga im Jahr 2023. Danach ging es auf allen Posten drunter und drüber. Dann setzten die Hertha-Frösche auf Kay Bernstein als neuen Präsi, einen Mann aus der Kurve, der einen neuen Weg ausrief. Dieser sympathische Fan aber starb völlig unerwartet Anfang dieses Jahres. Die Partie unserer Fortuna im Januar in Berlin geriet zu einer eindrucksvollen Trauerfeier.

Die Kaderpolitik zur aktuellen Saison war immer noch von Sparzwängen geprägt. Ähnlich wie die Fortuna setzt auch die Hertha nun auf den eigenen Nachwuchs, und scheint damit auf einem guten Weg zu sein. Verloren die Berliner noch das erste Heimspiel ein bisschen unglücklich gegen Paderborn, zeigten sie gegen den HSV eine gute Leistung und erreichten mit ein wenig Glück ein Remis. Das 2:0 gegen Regensburg war dann eine klare Sache, und beim 4:3-Auswärtssieg in K’lautern zeigten die Blauen dann, was in ihnen steckt.

Neu-Trainer Cristian Fiél setzt auf ein flexibles 4-3-3 mit einer Mannschaft, die sich doch sehr von der aus dem Vorjahr unterscheidet. So richtig eingespielt scheint die Defensive noch nicht zu sein, was man bei der Partie im Fritz-Walter-Stadion sehen konnte und am Ergebnis ablesen kann. Dafür sind die Herthaner in der Lage, ordentlich offensiven Druck auszuüben. Eine Schwachstelle könnte deren Mittelfeld sein, in der Ex-Fortuna Karbownik noch nicht so richtig glänzen konnte.

Spielplan, System, Aufstellung

Doch, Daniel Thioune hat in der Pressekonferenz zum Match relativ viel über die zu erwartende Aufstellung verraten. Denn seine Aussage, er müsse ja im Vergleich zu den Siegen gegen Hannover und Twente nicht viel ändern, lässt einige Rückschlüsse zu. Zum Beispiel, dass Gio Haag und Zimbo Zimmermann wohl wieder die Doppelsechs bilden. Oder dass er mit einiger Wahrscheinlichkeit Nico Gavory das Vertrauen schenkt. Jona Niemiec könnte sich durch seine klasse Vorstellung in Enschede einen Startplatz erkämpft haben, während Dawid Kownacki ohnehin gesetzt ist. Euer Ergebener würde angesichts der beiden genannten Partien vehement für Danny Schmidt als zweite, hängende Spitze plädieren und Felix Klaus wieder am Flügel operieren lassen. Das Schöne hier: Sowohl er als auch Jona können auf beiden Seiten erfolgreich arbeiten.

Bleiben wenige Fragen offen. Wird Emma Iyoha wieder den rechten Außenverteidiger geben? Und: Kommt Jordy de Wijs wieder anstelle von Käpt’n Hoffmann zum Zuge? Ein winziges Fragezeichen steht übrigens hinter dem Namen Kastenmeier, denn der Flo war die Woche über ein bisschen krank. Wäre ja ein netter Treppenwitz, wenn ihn Robert Kwasigroch ausgerechnet in Berlin vertreten würde.

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Beim Auswechseln haben die Coaches ziemlich freie Auswahl. Relativ wahrscheinlich ist, dass Valli Lunddal irgendwann zum Zuge kommen wird. Auch eine Einwechslung von Tim Rossmann liegt im Bereich des Möglichen, genau wie die von Andre Hoffmann. Auch Ìsak Jóhannesson, ebenfalls unter der Woche ein wenig malad, könnte eingewechselt werden, genau wie Noah Mbamba. Die vielversprechende Sturmalternative Dzenan Pejcinovic allerdings nicht, denn der junge Bursche hat sich bei seiner Länderspielreise leider ernsthaft verletzt. Dafür kann es sein, dass der genesene Vince Vermeij ein wenig Spielzeit bekommt.

So viel zum Personal. Da mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Spitzen im F95-Dress zum Einsatz kommen werden, riecht es nach einem altbackenen 4-4-2. Es sei denn, irgendeine Variante mit Dreierkette wird vom Trainerstab als Überraschung für die Hertha installiert. Dann gäbe es das in der Vorbereitung höchst variable 3-5-2, das unabhängig von den zur Verfügung stehenden Kickern funktionieren sollte.

Diese Version könnte das Mittel der Wahl sein, dem bisher nicht überzeugenden Mittelfeld der Hertha Probleme zu machen. Allzu sehr setzen die Jungs von Coach Fiél übrigens nicht aufs Umschaltspiel, was unserer Defensive entgegenkäme. Denn das Freundschaftsspiel gegen Twente hat gezeigt, dass die Fortunen bisweilen nicht konzentriert genug waren, sich nicht überspielen zu lassen – was Daniel Thioune übrigens auch deutlich kritisierte.

Zu erwarten ist in jedem Fall ein interessantes Match, vielleicht nicht so hochklassig wie die Begegnung der Fortuna gegen Hannover. Es wird darum gehen, der Hertha mit Ballbesitzfußball von Beginn an zu zeigen, wer der Boss ist. Dann sollten die Herren in Rot genau beobachten, wie die Gastgeber darauf reagieren und sich innerhalb der ersten Viertelstunde zurechtlegen, wo und wie sie die Hertha knacken können.

Der Tipp

Wie immer ist das Herz davon überzeugt, dass seine geliebte Fortuna bei der Hertha drei Punkte holen wird und tippt auf ein hart umkämpftes 1:0. Der Kopf mit seinem realistischen Optimismus sieht dagegen ein 1:1 voraus. Und der Bauch? Der druckst herum und lässt sich dann auf ein 2:1 für unsere Jungs festlegen.

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