99:0 Tore – die F95-Frauen machen alles platt

Nach dem achten Spieltag stehen die F95-Frauen mit 24 Punkten und 99:0 Toren an der Spitze der Kreisliga A, Kreis Düsseldorf. Und auch die B-Juniorinnen haben in der Niederrheinliga noch keine ihrer fünf Meisterschaftspartien verloren.

Meinung · Dieser irrwitzige Erfolg der Fortuna-Fußballerinnen sorgt selbst in Kreisen von F95-Fans nicht nur für ungeteilte Freude. Ein Freund sagte kürzlich zum Thema: „Das hat doch mit Sport und Fairness nichts mehr zu tun, wenn die alles platt machen.“ Und verbreitete dazu die Legende, Fortuna habe allen Düsseldorfer Vereinen die besten Spielerinnen „weggenommen“. Tatsache ist, dass im Dezember 2021 die Fortuna und neun weitere Düsseldorfer Clubs ein Bündnis namens „AG Mädchenfußball“ geschlossen haben. [Lesezeit ca. 4 min]

Die Kooperation sieht vor, dass sich auch Fortuna Düsseldorf mit drei eigenen Mannschaften (U17, U23 und Frauen) am Spielbetrieb beteiligen wird. Mit den Kooperationspartnern ist vereinbart, dass die Fortuna-Mannschaften spitzensportorientiert arbeiten werden. Ziel ist es dabei, dass insbesondere die talentiertesten Spielerinnen der Kooperationsvereine bei einem aus Leistungsgründen geplanten Vereinswechsel zur Fortuna wechseln, und sich nicht – wie bisher – den Leistungssportvereinen außerhalb Düsseldorfs anschließen müssen. (Quelle: F95-Website)

Im Klartext: Wenn besonders talentierte Mädchen und Frauen ihren Stammverein verlassen wollen, sollen sie zur Fortuna kommen, anstatt – wie bisher – zu einem der Clubs des Spitzenfrauenfußballs in der Umgebung zu wechseln. Also beispielsweise zum MSV Duisburg, zur SGS Essen oder Bayer Leverkusen. Dies alles immer in Absprache mit den abgebenden Düsseldorfer Vereinen. Diese neun Vereine sind:

• SV Lohausen
• TV Angermund
• FC Tannenhof
• DSC 99
• Sportfreunde Gerresheim
• CfR Links
• TSV Urdenbach
• Wersten 04
• Agon 08
• ISD Sportverein
• Rather SV

Ausdrücklich nicht mitmachen wollte Tusa 06, der bis dato mit großem Abstand erfolgreichste Verein der Stadt mit Frauenfußballmannschaften. Kenner sagen, dass habe vor allem an der Blockade durch die Tusa-Vorsitzende Ute Groth gelegen. Aber bei genauem Hinsehen kann man die Reaktion des Clubs nachvollziehen, denn die Tusa macht schon seit vielen, vielen Jahren eine hervorragende und erfolgreiche Arbeit im hiesigen Mädchen- und Frauenfußball.

Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Schon beim Aufbau unserer U17-Juniorinnen hat sich das Bündnis bewährt. Die starteten 2022 in der Kreisklasse Düsseldorf und machten einen Durchmarsch bis in die Niederrheinliga. Trainer Anestis Tsentemeidis hatte aus einem völlig neuen Kader ein klasse Team geformt, in dem einige Spielerinnen, die heute zur Ersten Mannschafte zählen für Furore sorgten. Ob es nun gut oder schlecht war, dass nach nur einer Saison fast die Hälfte des Kaders altersbedingt aus der U17-Kategorie fielen, lässt sich schwer sagen.

Feststellen lässt sich dagegen, dass einige dieser großartigen U17-Juniorinnen heute in der Ersten Mannschaft mithalten können und am grandiosen Erfolg des Teams aktiv beteiligt sind. Der alte B-Juniorinnen-Trainer ist der aktuelle Coach der Frauen und setzt dort seine überzeugende Arbeit nahtlos fort.

Aus dem aktuellen Kader sticht eindeutig Lisa Freese hervor. Die kam von mettmann-sport und hatte dort in der Vorsaison mehr als die Hälfte der 89 Tore des Teams erzielt. Und macht bei der Fortuna genauso weiter: auf ihrem Konto stehen nun 42 der 99 erzielten Buden. In diesem Interview auf transfermarkt.de erzählt sie, wie sich das anfühlt.

Konkurrenz im eigenen Lager hat sie durch Celine Harrer, die im Spiel gegen Ratingen 04/09 viermal einlochte – alle Tore unmittelbar nacheinander. Überhaupt ist das Niveau im Kader unerwartet ausgeglichen, nicht nur, was den Sturm angeht. Das wird nicht nur an der Altersstruktur liegen, sondern ist auch positives Ergebnis der mehrstufigen Sichtungstrainings im vergangenen Mai und Juni, bei dem die 20 Auserwählten, die den Kader der Ersten bilden, sich vor den kritischen Augen der F95-Trainer durchsetzen konnten.

Und damit zurück zur eingangs erwähnten Kritik. Ja, natürlich ist es nicht schön für die Verliererinnen, wenn sie mit 22:0 vom Platz geschickt werden. Der Grund ist aber, dass unsere Erste Frauenmannschaft in der untersten Liga starten musste. Das ist die in acht Gruppen aufgeteilte Kreisliga A im Fußballverband Niederrhein. Dort treten alle Frauenmannschaften an, die überhaupt an einem Ligabetrieb teilnehmen wollen. Nicht viel anders sieht es in der Bezirksliga (4 Gruppen) aus, in die unsere Erste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufsteigen wird. Interessanter wird es schon in der zweigeteilten Landesliga, in der aktuell beispielsweise der DSC 99 antritt.

Auf www.fussball.de kann man unseren beiden Frauenmannschaften bei ihrem Siegenszug verfolgen:
B-Juniorinnen
Erste Frauen

Auf einem ganz anderen Niveau geht es dann in der Niederrheinliga zu, in der Düsseldorf mit dem CfR Links, dem TSV Urdenbach und eben der Tusa 06 vertreten ist. Nun zählen der DSC 99, der CfR Links und der TSV Urdenbach zum oben beschriebenen Bündnis. Theoretisch hätte die Fortuna versuchen können, die Spielberechtigung einer der genannten Teams zu übernehmen, um gleich in der viertklassigen Niederrheinliga zu starten – aber genau das wollte man im Sinn des Bündnisses nicht. Also haben unsere Frauen noch einen langen Weg bis in den Profibereich, der mit der Zweiten Bundesliga beginnt, vor sich.

Genau sechsmal müssen sie also noch aufsteigen, um sich dann mit den Teams von Turbine Potsdam, dem HSV, SV Meppen, Borussia MG usw. messen zu können. Bis dahin fließt noch sehr viel Wasser den Rhein runter, aber im Laufe dieses Prozesses werden in Düsseldorf vermutlich immer mehr fußballbegeisterte Mädchen dem leuchtenden F95 folgen wollen und eben nicht nach Leverkusen, Gladbach, Essen, Duisburg oder noch weiter weg gehen.