Spielberichte

F95 vs Braunschweig 2:0 – Man nennt es Arbeitssieg

In einem ziemlich wenig aufregenden Spiel besiegte der Aufstiegsaspirant Fortuna Düsseldorf die Eintracht aus Braunschweig leistungsgerecht mit 2:0.

Bericht · Offengestanden hat sich euer Ergebener in den letzten 20 Minuten der Partie ordentlich gelangweilt. Und beim Nachdenken über das Spiel kam er zu dem Ergebnis, dass es fußballerisch nur wenig zu berichten gibt. Also fällt der Bericht heute kurz aus. Dafür hat der Ergebene ein paar andere Eindrücke zu schildern. [Lesezeit ca. 6 min]

F95 vs Braunschweig: Ein Licht für Schumi (Foto: FP)
F95 vs Braunschweig: Ein Licht für Schumi (Foto: FP)

So langsam verblasst die große Zeit der Hooligans. Das liegt auch daran, dass die Heroen dieser Sonderform des Fan-Seins aussterben. So auch Schumi, die legendäre Führungsfigur der Bushwackers, einer ebenso legendären Hool-Truppe aus dem Fortuna-Umfeld. Den würdigten die aktiven Fans auf der Süd mit fünf Schweigeminuten und ein paar Lichtern. Schumi war eine echte Type, wie sie heute kaum noch gebaut wird. Dass dieser Boxer vor dem Herrn bundesweit bekannt war, zeigten die BTSV-Fans, die sich an den Schweigeminuten beteiligten und ihm zu Ehren ein Transparent zeigten: „Ruhe in Frieden, Schumi“. Das war bemerkenswert, wird aber die Wut über den Braunschweig’schen Fahnenklau im Hinspiel nicht vergessen machen. Und wer sich darüber aufregt, dass die Fans einen Schläger ehrten, dem sei gesagt: Hooligans sind auch Fußballfans.

F95 vs Braunschweig: Normaler Andrang am Arenabahnhof vor dem Spiel (Foto: FP)
F95 vs Braunschweig: Normaler Andrang am Arenabahnhof vor dem Spiel (Foto: FP)

Gleichzeitig fiel auf, dass der Auswärtsblock zu mindestens einem Viertel leer geblieben war. Heißt: Von den rund 5.000 Ticketinhabern aus der blaugelben Stadt erschienen mehr als 1.000 nicht. Allein das wäre schon bemerkenswert. Dass aber das Konzept „Freispiele“ im Rahmen der Fortuna-für-alle-Geschichte dringend überdacht werden muss, zeigte sich an der großen Anzahl leerer Sitze in den Bereichen für Fortuna-Gucker. Gewöhnlich bestens unterrichteten Kreisen zufolge hatten die Scanner an den Eingängen lediglich 41.000 Tickets zu lesen. Eine No-Show-Rate – wie es neudeutsch heißt – von 20 Prozent ist ein Desaster. Gut, das Wetter war schön, und wer sonst nicht so sehr an der glorreichen Fortuna hängt, hatte vielleicht Besseres zu tun.

F95 vs Braunschweig: Die Haupttribüne war natürlich voll. (Foto: FP)
F95 vs Braunschweig: Die Haupttribüne war natürlich voll. (Foto: FP)

Das Ganze ist ein Indiz dafür, dass man die Arena bei den Spitzenspielen gegen Pauli und Klautern vermutlich auch ohne Freikarten vollgekriegt hätte. Neben den bereits gemachten Vorschlägen wäre auch das Erheben einer Schutzgebühr von, sagen wir, 5 Euro pro verlostes Ticket möglicherweise ein guter Ansatz.

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Die Ausgangsbedingungen waren klar: Der BTSV hätte gewinnen müssen, um sich ein bisschen vom Abstiegsschlamassel zu entfernen. Und auf dem Papier sah es für die Blaugelben so schlecht nicht aus, hatten sie doch bis gestern schon 16 Punkte in der Rückrunde ergattert. Aber, mal ehrlich, außer einer hohen Laufbereitschaft hatten die Niedersachen wenig zu bieten, was einen Auswärtssieg gerechtfertigt hätte – vor allem spielerisch. Da war der Unterschied zwischen den Hausherren und den Gästen beinahe so groß wie der zwischen Fortuna und Bayer im Pokalhalbfinale.

F95 vs Braunschweig: Jamil im Zweikampf (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Braunschweig: Jamil im Zweikampf (Foto: Sandra Drljaca)

Blöde Nachricht zu Beginn: Käpt’n Hoffmann musste erneut wegen Muskelproblemen passen. Wenn sich bei einem 31-Jährigen diese Wehwehchen so häufen, deutet das auf ein nicht allzu fernes Karriereende hin. Seit Anfang 2017 ist der gute Andre nun bei uns und durfte 2018 den Aufstieg in die erste Liga miterleben – und hatte seinen Anteil daran. Wie der oft zu Unrecht kritisierte Andre Hoffmann über die Jahre eine Säule des Kaders war und der jeweiligen Mannschaft Stabilität geschenkt hat. Sein Vertrag läuft noch bis Mitte 2025; ob er noch einmal Stammspieler wird, ist ungewiss.

F95 vs Braunschweig: Vince steigt auf (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Braunschweig: Vince steigt auf (Foto: Sandra Drljaca)

Unabhängig von Hoffmanns Verletzung bot die Startaufstellung keine wirkliche Überraschung. Dass dieses Mal Vince Vermeij als Spitze eingesetzt würde, war angesichts der übersichtlichen Leistung von Marlon Mustapha zuletzt und Duffy Daferner einfach noch nichts gebracht hat, ausrechenbar. Nach Ao Tanakas erfolgreich verlaufenen Blinddarm-OP gab es auch über die Zusammenstellung des Dreier-Mittelfelds (Engelhardt, Jóhannesson, Appelkamp) kein Vertun. Und die Viererkette – zumindest zum Anpfiff – mit Zimmermann, Siebert, Oberdorf und Iyoha lag auch auf der Hand. Über die Stammplätze für Keeper Kastenmeier und Torjäger Tzolis gibt es eh keine Diskussionen. Der Ergebene hätte allerdings lieber Jona Niemiec auf dem rechten Flügel gesehen als den zuletzt so schwachen Felix Klaus.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Tatsächlich aber zeigte sich der Felix deutlich verbessert, und dass er die Bude zum 1:0 machte, trug ihm die kicker-Note 2,5 ein – na ja, wenn’s denn scheee macht… Wie das überhaupt mit diesen Schulnoten so eine Sache ist. Hat sich ein Kicker über die 90 Minuten vorwiegend unter der Grasnarbe aufgehalten, also wenig Fehler gemacht und auch sonst verhaltensunauffällig agiert, dann aber – wie es der Zufall will – drei Hütten eingetütet, kriegt der von den Spochtrepochtern gern mal eine 1, obwohl über alles betrachtet, vielleicht eher so auf eine 3 gekommen wäre. Andersrum: Ein Achter ackert wie blöde, bastelt sich eine feine Zweikampfquote zusammen, schlägt aber den Fehlpass zum spielentscheidenden Gegentor; der kriegt dann eine 5, obwohl er in Summe eine 3 verdient hätte. Das ist der Grund, warum sich der Ergebene aus dieser Notenvergeberei raushält.

F95 vs Braunschweig: Klaus, der Torschütze (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Braunschweig: Klaus, der Torschütze (Foto: Sandra Drljaca)

Da ernennt er doch lieber einen Burschen im F95-Hemd zum Spieler des Tages. Das fiel ihm heute in der Rückschau ziemlich leicht. Auch wenn er wie immer nicht der Typ war, der publikumswirksam glänzt, gehört diese Ehre dieses Mal Shinta Appelkamp. Gerade im Verbund mit Yannik Engelhardt, der gestern ein bisschen gebremster mit seinem Schaum haushielt, war der gute Shinta der Spielmacher. War immer und überall, suchte die Zweikämpfe, sah die Lücken und traute sich auch endlich mal wieder zwei – wenn auch folgenlose – Fernschüsse zu. Auffällig, wie klug der die Seiten wechselt und auch vertikal immer auf der richtigen Höhe arbeitet.

F95 vs Braunschweig: Gewonnene Laufduelle (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Braunschweig: Gewonnene Laufduelle (Foto: Sandra Drljaca)

Der zweite Insasse von Thiounes Truppe, der hervorzuheben wäre, ist Emma Iyoha. Der extrem viel rannte, aber eben nicht sinnlos, sondern um Angriffe einzuleiten und mit Chris Tzolis gemeinsam den Gegner zu narren. Solange Emma in dieser Form und unverletzt bleibt, hat Nico Gavory kaum noch eine Chance auf Einsatzzeit. Die hat leider auch Dennis Jastrzembski kaum noch, weil auf seiner angestammten linken Seite weder Emma noch Chris zu ersetzen sind und er – auf rechts umgeschult – auch immer wenigstens Klaus und Niemiec vor sich hat. Wenn das so positiv bleibt mit der Verletztenliste, müssen die Coaches dann doch mal über konstruktives Rotieren nachdenken. Verrückt bei dem ach so schmalen Kader…

Überhaupt: Wo sind sie denn jetzt eigentlich die Krakeeler, die in jedem Transferfenster Klaus Allofs und Chris Weber kadertechnische Inkompetenz attestiert haben? Wie viele Kicker haben die den verpflichtet, die bisher nichts oder zu wenig beigetragen haben? Dem Ergebenen fällt da nur Christoph Daferner ein, der gestern in der 77. Minute reindurfte. Weil es ansonsten so langweilig war, behielt der Ergebene den Duffy besonders im Auge. Der konnte ihm wieder ein bisschen leidtun, denn die Leihgabe vom Glubb hat einfach verdammt großes Spielpech. Eigentlich macht der wenig falsch, positioniert sich gut und bietet sich nach Kräften an. Aber bei jedem knappen Zweikampf zieht er die Arschkarte, und vor allem die für ihn gedachten Pässe misslingen den Kollegen.

F95 vs Braunschweig: Emma, sehr wertvoll (Foto: Sandra Drljaca)
F95 vs Braunschweig: Emma, sehr wertvoll (Foto: Sandra Drljaca)

Gesondert zu beschreibende Spielszenen? Ach, wisst ihr… Da war die Situation vor dem Strafstoß noch das Aufregendste an diesem Frühlingsnachmittag. Aus dem Block 41 an der VIEL ZU GROSSEN neuen Fahne der Dissidenti vorbei sah es nicht mal ansatzweise nach einem Handspiel aus. Und so viel klarer war die Sache auch nach der Analyse der Spielausschnitte nicht. Diese Entscheidung – wie ungefähr 60 Prozent aller mit Elfern wegen Handspiels geahndeter Situationen in letzter Zeit – war umstritten und nur der vermaledeiten, vom ungeliebten DFB verordneten Regelauslegung geschuldet, die ferner von der Realität im Fußballsport nicht sein könnte. Das hat kürzlich Schiri-Experte Manuel Gräfe deutlich ausgesprochen. Wenn es doch „schuldhaftes Handspiel“ heißt, dann dürfte doch nur abgestraft werden, wenn ein Kicker eine seine Hände allein zu dem Zweck mit dem Ball in Berührung bringt, um sich eindeutig einen Vorteil zu verschaffen. Na ja…

F95 vs Braunschweig: Die viel zu große neue Fahne der Dissdenti immer im Blickfeld (Foto: FP)
F95 vs Braunschweig: Die viel zu große neue Fahne der Dissdenti immer im Blickfeld (Foto: FP)

Die Braunschweiger spielten beileibe nicht schlecht und hatten per Saldo mehr Torschüsse als die Fortunen. Aber nach dem 2:0 per von Tzolis in der 53. Minute eingenetzten Strafstoß schienen sie mental gebrochen, und die Fortuna war das Pferd, das nur so hoch springt, wie es muss. So siegte der Aufstiegsaspirant aus der schönsten Stadt am Rhein im schwarzgrauen Altstadt-Sondertrikot, und Blockkumpel Johnny war der Erste, der die Phrase vom „gebrochenen Fluch“ brachte. Ja, tatsächlich: Es war wirklich der erste Sieg, den die Burschen erzielten, während sie ein Sondertrikot tragen mussten. Im Übrigen findet der Ergebene: Das Altstadt-Leibchen sieht in der Realität nicht halb so gut aus wie im Shop und im wirklich tollen Präsentationsvideo. Ach ja, noch ein sogenannter „Fluch“ wurde gebrochen, nämlich der, dass F95 das nächste Ligaspiel nach einer Pokalpartie nicht gewinnt.

Man nennt es wohl einen Arbeitssieg, wenn ein Spitzenteam einem potenziellen Absteiger keine Klatsche verpasst, sondern ohne große Erregung gewinnt. So gesehen war das gestern wohl ein Arbeitssieg, dem alle Akteure unbeschadet entkamen. Was will man mehr? Ja, klar, die üblichen Sprechpuppen in den Medien, die wollen ja immer Spektakel und dass die zahlenden Zuschauer ordentlich Unterhaltung für ihr Geld geboten kriegen – tja, gestern hatten sie ja gar nichts bezahlt, also auch kein Anrecht auf einen Krimi, ein Drama, ein Spiel mit hohem Unterhaltungswert. So kriegt jeder, was er verdient…

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Ein Gedanke zu „F95 vs Braunschweig 2:0 – Man nennt es Arbeitssieg

  • Auch in Block 10 und 9 blieben geschätzt 50 Plätze leer. So macht das Konzept Fortuna für Alle keinen Sinn. Erst recht nicht, wenn da tatsächlich auch Mitglieder bei allen drei Spielen nicht berücksichtigt wurden. Wenigstens die bei den anderen beiden Spielen auffälligen Nichtgucker (90 Minuten Selfies, telefonieren oder rumblödeln) blieben in meinem Umfeld diesmal aus.

    Das mit den Noten sehe ich auch so. Ist nicht nur bei Kicker und Co so. Auch das Voten bei der RP ist vom Ergebnis her ähnlich. Tore sorgen automatisch für eine Super Note. Die fleißigen und unauffälligen (wie z.B. Engelhardt) oder die temporär genialen (Johannesson, Appelkamp) schneiden dann nicht so gut ab. Zeigt aber auch nur, dass viele, die abstimmen, keine Ahnung vom Geschehen auf dem Platz haben.

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