Vorbericht: Rostock vs F95 – Da müsst ihr jetzt durch

Es könnte das bisher schwerste Spiel der Saison werden gegen diese Wundertüte aus Rostock, die sich besser schlägt als erwartet.

Analyse · An seinen bisher einzigen Besuch im Ostseestadion hat der Ergebene schlechte Erinnerungen. Nirgendwo sonst schlug den Anhänger:innen der glorreichen Fortuna derart viel Hass entgegen. Nur die Cops hielten zu uns und spielten über den Lautsprecherwagen, der uns durch den Löwengang von den Bussen ins Stadion begleitete, Tote-Hosen-Hits ab. Dabei war der F.C. Hansa dem Ergebenen in seiner Erstligazeit durchaus sympathisch, sicher auch, weil er die Stadt Rostock samt Vorort Warnemünde mag. Und trotzdem steht der Beschluss: Da fährt er nicht mehr hin. Die F95-Kicker können es nicht aussuchen…[Lesezeit ca. 4 min]

Das Gegnerporträt

Schlappe 175.000 Euro hat Hansa für Neuzugänge ausgegeben, darunter 125.000 für den Kinsombi-Bruder Christian, der aber bisher erst zweimal ran durfte und zweimal verletzungsbedingt fehlte. Gegenüber der Rückrunde 2022/23 hat sich eine Menge geändert beim Ostsee-Club. Der beim grandiosen 5:2-Auswärtssieg der Fortunen an der Warne im März amtierende Trainer musste gehen, und jetzt leitet das alte Schlachtross Alois Schwartz die Truppe. Der hat den Hanseaten Stabilität eingeimpft.

Und trotzdem: Sie stehen besser dar, als sie tatsächlich sind. Denn zwei ihrer drei Siege feierten sie gegen die Aufsteiger Osnabrück und Elversberg. Weitere drei Punkte gab es gegen den nur schwer in die Saison kommenden Glubb. Die Niederlage gegen den HSV war klar, und die Heimniederlage gegen Hanoi zeigte die Schwächen des FCH auf. Genau an diesem Punkt könnten die F95-Coaches morgen ansetzen.

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Der Aufstieg 2021 hat sich Hansa finanziell ein bisschen Luft verschafft, trotzdem hat der Verein noch deutliche Schulden. Schon vor der Corona-Pandemie hatte das Interesse der Rostocker an Hansa in der dritten Liga stark nachgelassen. Aber nach dem Aufstieg in Liga Zwo schreibt der Verein Rekordzuschauerzahlen – alle Heimspiele der aktuellen Saison waren ausverkauft. Und laut wird es im neuen, 2001 eröffneten Ostseestadion. Da können sich auch die Rotweißen aus Düsseldorf auf einiges gefasst machen.

Der Spielplan

Wird ein bisschen verzwickt für Daniel Thioune und seine Assistenten, den Hansa Rostock ist aktuell schwer auszurechnen. Sie spielen mit wechselndem Personal ein 3-4-1-2, das in der Praxis bei Heimspielen mehr wie ein echtes 3-4-3 aussieht und setzen immer auf die Beherrschung des Mittelfeldes, gern auch mit sechs Kickern als eine Art 3-3-3-1. Da muss man erstmal durch. In unregelmäßigen Abständen gehen sie ins hohe Pressing, und wenn sie merken, dass der Gegner offensiv schnell und stark ist, stellen sie hinten auf eine Fünferkette um. Vier Mal gab der Kolumbianer Perea eine der Spitzen, dreimal machte er dabei je eine Bude. Die unverwüstliche Ex-Paddelbirne Pröger traf einmal. Es ist relativ sicher, dass beide P-Männer auch morgen als Doppelspitze agieren werden.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Das heißt aber auch, dass Thioune & Co. aus keinem der bisherigen Partien der Saison eine Blaupause für das Auswärtsspiel bei der Kogge ziehen können. Denn keiner der bisherigen Gegner spielt ein ähnliches System. Dafür, und das hat der Chefcoach auch geäußert, hat er weite Teile der blöden Länderspielpause dafür genutzt, die ersten fünf Hansa-Spiele der Saison genauestens zu analysieren. Was dabei herausgekommen ist, hat er in der Pressekonferenz nicht wirklich verraten.

Der Ergebene sieht die größte Schwäche der Hanseaten in einem gewissen Mangel an Flexibilität, also dass sie sich nicht so gut auf unerwartete Umstellungen beim Gegner einstellen können. Das aber spielt unseren Jungs in die Karten. Schließlich hat die Fortuna in allen fünf Begegnungen der Saison 2023/24 mit überraschenden Varianten geglänzt. Ein Schlüssel zum Erfolg könnte dabei die besondere Rolle von Emma Iyoha als Linksverteidiger werden. Das ist ja hochmodern und schwer zu verteidigen, dass ein nomineller Defensivmann vorwiegend offensiv agiert. Die Viererkette reagiert auf Iyoha’sche Vorstöße dadurch, dass der defensive Sechser (unbedingt Yannik Engelhardt) sich als Vierter in die Kette eingliedert.

Ein zweiter Erfolgsfaktor wird sicher das enorm quicke und schlaue Dreiermittelfeld werden, das sich permanent was Neues ausdenkt und die Positionen untereinander und mit den beiden Außenstürmern (Klaus, Tzolis) wechselt. Und schließlich muss die (Wie heißt es heute im Trainerdeutsch?) Intensität im Mittelfeld stimmten, müssen Bälle erfolgreich verteidigt und vor allem kampstark erobert werden – aber das ist im aktuellen Fußball eine Binsenweisheit.

Das System und die Aufstellung

Auf der Presskonferenz zum Rostock-Spiel wurde viel über Systeme gesprochen, vor allem im Hinblick auf die Frage, ob eine oder zwei Spitzen besser wären. Der Ergebene hält das für uninteressant und plädiert seit Saisonbeginn für Vince Vermeij ODER Daniel Ginczek, die sich in ihrer Auffassung des Mittelstürmerjobs deutlich unterscheiden. Wobei Vince zu diesem wundervollen Mittelfeldtrio und zu den beiden Außenstürmern mit Drang zum Tor besser passt.

Die zweite diskutierte Frage betraf die Kollegen Ao Tanaka und Jamil Siebert. Wobei bei es bei Jamil darum ging, ob er noch einmal Käpt’n Hoffmann nach dessen kurzer Verletzungspause ersetzen soll. Der Ergebene meint: Eher nicht, denn in der Variante mit Iyoha als Linksverteidiger wird eher ein zweiter stabiler IV neben Jordy de Wijs gebraucht als einer mit Spieleröffnungsambitionen. Und der arme Ao, der nicht nur eine Bude gegen den DFB machte, sondern gegen die Türkei sogar als Käpt’n aufs Feld ging, hat im Mittelfeld aktuell keine Chance Jóhannesson oder Appelkamp zu verdrängen. Der Ergebene könnte sich aber gut vorstellen, ihn so um die 70. Minute herum für einen von beiden einzuwechseln.

Auf der Bank werden Karol Niemczycki, Jamil Siebert, Tim Oberdorf, Taka Uchino und Nicolas Gavory in der Defensivabteilung Platz nehmen, dazu selbstverständlich Ao Tanaka und Daniel Ginczek sowie Jona Niemiec (der unbedingt mal wieder für Felix Klaus kommen sollte, und wenn es auch nur für zehn Minuten ist) und Dennis Jastrzembski, der einen polyvalenten Joker geben könnte. Fragt sich, wer von den Genannten NICHT im Kader nominiert sein wird, damit es bei sieben Einwechselspielern bleibt…

Der Tipp

Alle drei Auguren sehen eine Siegchance für die Fortuna in Rostock. Nur der Kopf, der olle Skeptiker hält auch ein Remis für möglich, nicht aber eine Niederlage. Das Herz tippt auf ein wildes 3:2 für unsere Farben, während der Bauch auch mit einem 1:0-Auswärtssieg zufrieden wäre.

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