Vorbericht: Braunschweig vs F95 – Macht es euch nicht zu einfach

Nach einem irren und erfolgreichen Spiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, dessen bester Spieler verletzt ist, scheint ne sichere Sache – aber: Vorsicht!

Analyse · Okay, inzwischen hat das Team von Cheftrainer Daniel Thioune nicht nur seine spielerische Klasse bewiesen, sondern auch, welche Moral in ihr steckt. Ein 4:3 nach 0:3-Rückstand, das ist etwas für die Geschichtsbücher. Und nun trister Alltag. Es geht gegen den BTSV, den wahrscheinlichsten Absteiger der Saison. Selbst eigene Anhänger attestieren dem Kader mangelnde Zweitligatauglichkeit, und Trainer Härtel haben sie auch schon geschasst. Zudem fehlt Ujah, der wichtigste Angreifer, langfristig. Der handelsübliche Fortuna-Grantler würde jetzt sagen: „Na, dann sind wir doch der perfekte Aufbaugegner…“, denn der Legende nach verliert die Diva besonders gern gegen Tabellenunterlinge (was statistisch nicht belegt ist). [Lesezeit ca. 4 min]

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Da sollte ein Auswärtssieg von Käpt’n Kastenmeier & Co. doch bloß Formsache sein. Zumal die Bilanz für die Fortuna spricht, auch die der Zweitligabegegnungen. Zuletzt verloren die Rotweißen im März 2017 gegen die Löwen. Seitdem gab es auch keine Niederlage mehr im Braunschweiger Eintracht-Stadion. Gleichzeitig verbindet die beiden Clubs dieses historische 5:5 aus der Dritten Liga im Jahr 2009 – eine historische Partie (wie die gegen K’lautern am vergangenen Samstag). Aber, vor solchen anscheinend sicheren Sachen kann man gar nicht genug warnen.

Das Gegnerporträt

Wenn ein Traditionsverein eine wechselvolle Geschichte hat, dann der Braunschweiger TSV Eintracht, gegründet im Dezember 1895. Ja, genau, mit der glorreichen Fortuna verbindet die Löwen dieses Gründungsjahr. Doch tatsächlich kam es erst am 5. November 1966 zum ersten regulären Meisterschaftsspiel zwischen diesen Clubs. Der BTSV war – im Gegensatz zur Fortuna – Gründungsmitglied der Ersten Bundesliga geworden, während F95 erst 1966 dorthin aufstieg. Während die Braunschweiger 1967 überraschend, aber verdient Deutscher Meister wurden, musste die Fortuna zurück in die Regionalliga. Erst 1971 traf man wieder aufeinander, und nun waren es die Flingeraner, die überlegen waren: Zwischen 1971 und 1975 gab es keine Niederlage gegen den BTSV.

Dann trennten sich die Wege der Vereine. Zwischendurch stiegen die Löwen zweimal ab und wieder auf, 1985 ging’s runter in die zweite Liga, und dann begann ein Niedergang, der uns bekannt vorkommen dürfte und den BTSV bis in die vierte Liga führte. Einmal (2013) schafften sie es noch in die Erste Liga, danach wurden sie zur Fahrstuhlmannschaft zwischen den Ligen 2 und 3. Da fragt man sich schon: Warum? Der Erfolg ist eindeutig gebunden an den Namen Torsten Lieberknecht, der zehn Jahre dort Dienst tat. Auch unverschämtes Glück mit Spielerverpflichtungen trugen dazu bei. Und genau mit einem extremen Kaderumbruch in der Saison nach dem Rücksturz in Liga Zwo begann das Elend, bei dem der Rausschmiss von Lieberknecht nur eine Zwischenstation war.

Dass der Braunschweiger TSV so oft so schwierige, ja schlechte Kader hat, hängt mit der dauernd schwachen Finanzlage des Clubs zusammen, der es nie geschafft hat, überregional für voll genommen zu werden und eben nicht in einer wirtschaftlich starken Region wie Düsseldorf angesiedelt ist. Die müssen immer knausern. Das wissen die aktiven und engagierten Fans, die so solide zu ihrer Mannschaft stehen wie die Anhänger:innen nur weniger anderer Verein. Und das macht den BTSV insgesamt sympathisch.

Der Spielplan

Dass Interimstrainer Pfitzer am System seines Vorgängers mit Viererkette und einer Spitze festhält, ist wahrscheinlich. Als sie gegen die Hertha einmal mit Dreierkette antraten, ging das in die Hose. Offensiv ist der BTSV mit nur sechs Treffern in zehn Spielen sehr schwach, und ohne den aktuell verletzten Ujah sähe es noch dunkler aus. Aber auch die Defensive wackelt eigentlich in jeder Partie. Nur das Fünfermittelfeld sorgte bislang dafür, dass die Löwen nicht jedes Mal was auf die Mütze kriegten.

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Wenn es also einen Schlüssel zum Erfolg der Fortuna am Freitag gibt, dann den, dieses Mittelfeld oft und gern schnell zu überspielen. Das dürfte Thiounes Truppe auch nicht schwerfallen, denn Speed haben die Jungs ja drauf. Und eigentlich kann man den Braunschweiger mit allen bewährten Mitteln beikommen: Flanken von außen, Steckpässe zentral und auch Standards. Da mussten die fortunistischen Videoanalysten also nicht lange nach Schwachpunkten suchen, und die Coaches können einen Spielplan nach Lust und Laune zusammenbasteln.

Das System und die Aufstellung

Apropos: Speed. Der schnellste Spieler bei der denkwürdigen Partie gegen K’lautern war wieder einmal Jona Niemiec. Der Ergebene bleibt dabei vorzuschlagen, ohne Spitze und mit Jona zu starten. Der würde zusammen mit Felix Klaus so etwas wie eine Halbspitze bilden. Mit Emma Iyoha erneut als Linksverteidiger bliebe die Viererkette unverändert. Und natürlich muss auch Ao Tanaka von Beginn an dabei sein; damit sich dessen Knoten noch ein bisschen mehr löst. . Als Doppelacht würden Ao Tanaka und Shinta Appelkamp agieren. Dazu als Doppelsechs dann Tim Oberdorf und Yannik Engelhardt.

Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Daniel Thioune genauso starten lässt wie gegen K’lautern:

Der Tipp

Und wieder sind sich die drei Körperteile des Ergebenen einig: Die feine Diva wird gegen die Eintracht gewinnen. Das Herz, das ja vergangene Woche richtig lag, hat ein 3:1 im Urin. Der Kopf schließt sich vorbehaltlos an, und der Bauch hat sogar ein 4:1 im Sinn.

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